Der schwarze Mann

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Schatten..

Überall nur Schatten. Ich zitterte am ganzen Körper, schwitzte und schlug wie verrückt umher als mich erneut eine schwarze Hand in die Dunkelheit ziehen wollte.

Ich konnte ihm nicht entkommen, das wusste ich, doch ich versuchte alles um mich ihm zu widersetzen. Er packte mich an meinen Haaren und schleuderte mich auf den Boden vor sich.

"Kämpf du Miststück", schrie der Mann wutentbrannt und zog aus seinem Gürtel eine gebogene Klinge die silbern schimmerte.

Ich kroch auf allen vieren immer weiter von ihm weg bis ich mit dem Rücken an eine eiskalte Wand stieß. Panik überfiel mich. Es gab keinen Ausweg, ich konnte nirgends mehr hin. Uns trennten lediglich zwei Meter dann würde er bei mir sein und ohne mit der Wimper zu zucken sein Messer auf meinen Körper niedersausen lassen. Er kahm näher und ich schloss bereits die Auge um dem Unvermeidlichen nicht entgegen sehen zu müssen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hörte wie das Metall die Luft zerschnitt und dann...

fiel ich?

Ich fiel und fiel bis ich dachte nie wieder Boden unter meinen Füßen spüren zu können. Es war ein beängstigendes Gefühl, das immer schlimmer wurde. Ich konnte nichts mehr sehen oder hören, nur noch den Wind der immer schneller an meinen Ohren vorbeirauschte.

Schweißgebadet saß ich aufrecht im Bett. Nicht schon wieder. Ich wischte mir mit einer Hand die verklebten Haare aus dem Gesicht. Diese Träume hatte ich tatsächlich öfter, auch wenn das ziemlich Mitleiderweckend klingt. Ich sollte das wahrscheinlich nicht so leicht dahin sagen, aber ich habe mich wirklich and diese ganze Scheiße mit dem Schwarzen Mann und so gewöhnt. Einer meiner Vorgesetzten hat mich sogar mal deswegen zu einem Psychodoc geschickt, der meinte aber nur dass ich angeblich belastende Ereignisse meiner Vergangenheit "verdauen" würde. Alles klar. Dabei war das einzige wirklich beängstigende an das ich mich vor dem Tod meiner Eltern noch erinnern konnte, wie mein Vater zur Strafe mal nicht mit mir geredet hat.

Damals war ich gerade mal 7 Jahre alt. Wir hatten noch in einem größeren weißen Haus mit einem Kamin, Sprossenfenstern und einem Großen Garten irgendwo in der nähe eines Waldes gewohnt. Jedenfalls glaube ich das, ist ja schon 12 Jahre her. Irgendwann hat mich ein junges Paar in das Lucia Waisenhaus mit den vergitterten Fenstern und einem Zimmer gesteckt, dass immer nach Kohlsuppe gestunken hat.

Ich verbrachte mein neues Leben nicht damit mir eine neue Familie zu wünschen so wie die meisten meiner Mitbewohner, die ich sowieso nie leiden konnte. Im ernst wer konnte jeden morgen aufstehen und ernsthaft glauben heute adoptiert zu werden. Das war einfach nur naiv. Ich konnte ihre Hoffnung zwar nachvollziehen, denn die Aufsicht habenden Erzieher waren alles andere als Kinderfreundlich mit ihren Launen und dem ganzen Missbrauch, aber Verständnis war etwas anderes. Ich war ja nicht dumm. Stattdessen suchte ich fast jeden verdammten Tag den ich in diesem grauen Gebäude verbringen musste, nach Möglichkeiten zu entkommen. Ich war gerade zwölf geworden, als ich an einem Sonntag im Frühling, auf dem Weg von der Mittagskirche zurück zum Lucia Haus, einfach auf meinem Platz in der letzten Reihe des Gotteshauses sitzen blieb und mich ganz klein machte.

Danach hatte ich einige Monate lag Unterschlupf bei einer alten Frau gefunden der ich mit ihrem eigenen Buchladen geholfen hatte. Das ging so weiter, bis sie an einem besonders kalten Tag im Dezember, auf der steinernen Vordertreppe ausrutschte und sich das Genick brach. Aus Angst wieder Obdachlos zu sein versteckte ich ihren Körper eine Zeit lang im Keller neben der veralteten Heizung unter dem Buchladen und führte alle Geschäfte alleine, so weit das eben einer 12 jährigen möglich war.

" Ms. Bertram ist gerade auf Toilette",

" Ms. Bertram hat sich den Knöchel verstauch und liegt im Bett",

" Ms. Bertram geht es heute nicht so gut".

Dass ging dann noch ungefähr vier Wochen lang Gut, bis der Besitzer des Nebengeschäfts, einer Metzgerei, verdacht schöpfte und die Polizei rief.

Irgendwann bin ich dann bei Mr. Carter und seiner Agentur für "besondere Ärgernisse" gelandet.

Naja "gelandet" konnte an es nun wirklich nicht nennen, denn ich wurde eher Rekrutiert. Nach fast einem ganzen Monat auf der Straße während des Winteranfangs würde wahrscheinlich jeder wirklich alles für ein warmes Bett und was zum Essen tun.

Ich war zu der Zeit fast noch minderjährig und hielt mich dementsprechend, aus Angst vor der Polizei, meistens in irgendwelchen Seitengassen oder Unterirdischen Tunneln auf. Wie sich herausstellen sollte war genau das dann aber auch mein Fehler. Als ich nämlich eines Tages wieder einen neuen sicheren Schlaflatz suchte, gelangte ich doch glatt in den Unterirdischen Ausgang des Instituts. Hier werden nicht nur die Leichen unserer "Kunden" für die Polizei prepariert sondern das Tor war auch eine Art Geheimzugang für die Agenten. Als es mir dann also sehr gemütlich, kurz vor dem wegdösen, an dem getarnten Zugang lehnte, ging auf einmal die Wand auf und ich viel bäuchlings einem in schwarz gekliedeten Mann vor die Füße. Tja so weit so gut. Anscheinend war dieser Zugang so extrem geheim dass das gesamte Tunnelsystem in diesem Stadtviertel nirgends verzeichnet ist. Das hieß für mich, eine unfreiwillige Zeugin, musste entweder der Organistation beitreten oder auf der Stelle mundtot gemacht werden. Die letztere Variante bestand übrigends, wie ich später erfuhr, aus einem sauberen schuss in den Kopf. Mann kann sich also denken was ich gewählt habe.

Meiner Zustimmung folgte eine grausame zweijährige Grundausbildung in Sache einfaches Töten ohne Spuren und das Typische Kopfgeldjäger Dasein.

Und ich war gut. Fast so gut wie die älteren, die schon länger dabei waren. Ganz besonders mit meinen Messern, die ich einem Opfer, trotz meiner minimalen Größe von 160m, mit nur einer Handbewegung und aus acht Metern Entfernung in den Hals werfen kann.

Ms. Carters Agentur hat sich auf Kunden spezialisiert, die triftige Gründe für einen Mord an einer bestimmten Person vorweisen können. Wir sind ja keine Monster ohne Menschlichkeitsgefühl. Zu den Gründen in dieser Sache zählten zum Beispiel Vergewaltigung, Mord, manchmal auch schon Fremdgehen etc. Wie ihr sehen könnt ist diese Agentur eine Art Rache auf Bestellung und tatsächlich sind die meisten unserer Kunden weiblich. Das Institut ist eines der Bekanntesten in diesem Bereich. Wir operieren weltweit und nehmen nur Klienten die mit Material Beweisen können dass das Potenzielle Opfer es verdient hat zu sterben. Manchmal bedarf es auch nur einer kleinen Foltereinheit um wieder auf den Richtigen Weg zu kommen.

Auch wenn ich Anfangs wirklich sehr verstört war was diese Methoden anbelangte, nicht zuletzt weil ich ja nicht mal freiwillig hier war, sah ich es irgendwann als meine Chance um mir ein Leben aufzubauen.

Mit den Jahren fiel es mir immer leichter mit den Menschen zu spielen, sie in die irre zu führen und dann entweder langsam und qualvoll sterben zulassen oder sie einfach nur von ihrem bedauernswerten Leben zu erlösen.

Als Alibi hatte jeder von uns Agenten noch ein ganz normales Leben, das sich jeder so gestalten konnte wie er es gerne hätte. Clara, eine meiner wenigen weiblichen Kollegen beispielsweise, hatte einen Ehemann und eine Familie mit zwei Kindern, die alle nichts von ihrem Beruf wussten. Das war zwar eine Möglichkeit zu Leben, aber auch eine äußerst gefährliche , da ihre jüngsten jederzeit als Mittel für Erpressungen herhalten könnten.

Ich für meinen Teil hatte durch mein Junges alter ganz andere Möglichkeiten. Ich gab mich, wie man vielleicht schon gemerkt hat, als unschuldige Studentin für Kunstgeschichte aus. Erstens hatte das den Vorteil, dass ich durch das Fach Kunst von niemandem komisch angeschaut oder verdächtigt wurde krumme Sachen zu machen. Zweitens musste ich im Studium keine emotionalen Bindungen aufbauen, ich sollte einfach nur nett zu den Professoren sein, den Rest konnte ich eigentlich genauso gut ignorieren.

Seufzend sah ich auf meinen Wecker. 6.28 Uhr, na Super. Es war Freitag was bedeutete das ich heute um 8 in der uni sein und wieder den Streber spielen durfte. Ich begab i mich, wenn auch widerwillig, aus meinem Bett und schlurfte mit Morgenmantel in die Küche, um mir eine Tasse Kaffee zu machen. Ich frühstückte selten, da ich meistens ein Olympiareifes Duschen plus Umziehen hinlegte um meine Bahn noch zu bekommen. Doch jetzt hatte ich noch Ewigkeiten zeit bis ich mich wirklich beeilen musste. Da hatte sich der Albtraum ja richtig ausgezahlt.

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⏰ Last updated: Mar 17, 2020 ⏰

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Das etwas andere Leben der Anne MellowWhere stories live. Discover now