•Nine|Seonghwa•

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Seonghwa

Ich wirkte am Anfang auf andere anders, als ich in Wirklichkeit war. Ebenso wie San war ich wohl leider ebenso ein Fuckboy, auch wenn ich das ehrlich gesagt nie sein wollte. Neben meinem besten Freund war ich immer der Stille, Seltsame gewesen, der kaum gesprochen hatte und es würde sich vermutlich auch nie ändern. Ob man es mir glauben wollte, oder auch nicht, aber ich war wirklich verdammt schüchtern und hatte Probleme damit, mit anderen ein ordentliches Gespräch zu führen. Stattdessen stotterte ich immer oder sprach viel zu schnell.

Glaubte man auf den ersten Blick zwar nicht, aber es hatte auch nie jemand versucht, hinter meine Fassade zu blicken.

Vielleicht war ich auch aus diesem Grund aufgeregt darüber, den heutigen Jungen zu besuchen und selbst als er mir die Tür öffnete, zwang ich mich dazu, wenigstens etwas zu sagen. Es war nicht einmal meine Absicht, denn auch ich würde gerne sorglos mit anderen sprechen können. Fast schon wirkte es wie ein Fluch, dem ich nicht entkommen konnte und ich hoffte, dadurch auch keinen schlechten Eindruck bei Yeosang zu hinterlassen. Viele ignorierten diesen hübschen, außergewöhnlichen Jungen, doch mir war er vom ersten Moment an aufgefallen. Und ja, ich musste zugeben, dass ich ihn sogar etwas bewunderte.

,,H-Hey... Y-Yeosang...", stotterte ich dann leise und biss mir direkt fest auf die Lippen, verfluchte mich dafür, dass ich es erneut nicht auf die Reihe bekommen konnte. Mein Verhalten überraschte selbst Yeosang. Offensichtlich hatte er mit einem zweideutigen Spruch meinerseits gerechnet oder mit einem Flirt, aber das war wirklich nicht meine Absicht gewesen. Auch als ich ihm geschrieben hatte, wollte ich nie, dass es auf etwas weiteres hinaus lief. Natürlich hätte ich nichts dagegen - immerhin war er wirklich heiß - aber in erster Linie wollte ich bloß seine Freundschaft haben.

Ich konnte ein leises Seufzen von Yeosang vernehmen, doch er sagte nichts weiter zu mir, sondern wendete sich ab und deutete mir an, dass ich ihm in sein Zimmer folgen sollte. Sofort tat ich das auch und schaute mich in dem ziemlich ordentlichen Raum auch etwas um, staunte etwas, weil ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt hatte. Was genau in meinen Vorstellungen war, wusste ich selbst nicht mehr so genau, aber ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass es chaotischer sein würde.

,,Also... dann schauen wir die Serie?", fragte Yeosang mich nun und legte leicht seinen Kopf schief. Dadurch fiel ihm eine lockige Haarsträhne ins Gesicht und sofort könnte ich mich in diesen Anblick verlieben, weil seine Haare wirklich eine Schwachstelle waren. Sie sahen so weich, so flauschig und so samtig aus, dass ich sie am liebsten auch anfassen würde. Ebenso wie seine Wangen. Dennoch erinnerte ich mich daran, dass Yeosang es nicht mochte und das respektierte ich natürlich, da ich nicht wollte, dass er sich in meiner Gegenwart unwohl fühlte.

Auch wenn das vermutlich bereits der Fall war.

,,Ich... uhm... glaube ja...", stammelte ich dann etwas hilflos und seufzte dann einmal nur schwer auf. ,,Entschuldige... es fällt mir schwer, mit anderen zu reden." Ich erwartete, dass von Yeosang eine giftige Bemerkung kommen würde. Beispielsweise, dass ich als Fuckboy ja sowieso nicht viel reden musste, da bereits alle mir zu Füßen lagen oder ich anderweitige Töne von mir gab. Zu meinem Erstaunen kam aber nichts dergleichen, sondern Yeosang nickte nur einmal leicht, akzeptierte es und schaltete dann die Serie ein. Stumm klopfte er auf den Platz neben sich und zeigte mir somit, dass ich die Erlaubnis hatte, mich neben ihn setzen zu dürfen und sofort ging ich dem auch nach.

Und erst dann richtete Yeosang seinen Blick auf mich und schien das zu sagen, was für andere vielleicht seltsam wirkte, aber für mich beinahe schon wie eine Belohnung war.

,,Du musst auch nicht reden, Seonghwa-Hyung. Wir schauen jetzt sowieso eine Serie."

Twilight ★ Seongsang [Texting]Where stories live. Discover now