XXIX. Stimmung aufheitern

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Als Crowley aufwachte, war er erschrocken, als er sich unten im Laden auf Erziraphael's Schultern befand. Sein Kopf hob sich und starrte direkt in das schockierte Gesicht eines Möchtegern-Kunden, der augenblicklich aufschrie. Dessen Schrei ließ ihn überrascht zurückweichen, was den Menschen wahrscheinlich zu dem Gedanken brachte, dass Crowley angreifen wollte, und der Kunde ließ schließlich sein Buch fallen und rannte zur Tür.

,,Es ist an der Zeit, dass du aufwachst", sagte Erziraphael, als er um seine Theke ging und sich bückte, um das Buch aufzuheben. Crowley wickelte seinen hinteren Teil um den Arm des Engels, um nicht herunterzufallen.
,,Es ist fast ein Monat vergangen, weißt du."
,,Ich glaube, ich war müde", sagte Crowley, wickelte sich einmal um Erziraphael's Torso und legte den Kopf auf dessen Schulter ab.
,,Ich bin nicht überrascht."
,,Esss issst meine Schuld", sagte Crowley, der nicht bereit war, Erziraphael zuzuhören, der sich selbst die Schuld für Crowley's Mangel an Selbstbeherrschung gab. Er schämte sich jetzt noch mehr als in der Nacht seines Zusammenbruchs. Die Erinnerung daran wollte ihn am liebsten für immer in seiner Schlangenform bleiben und in ein weit entferntes Loch kriechen lassen.
,,Es ist niemandes Schuld, Crowley."
,,Ich habe mir selbst wehgetan. Ich war ... neben mir."
Crowley drückte seine Nase in Erziraphael's Nacken. ,,Kannssst du mir vergeben?"
,,Es gibt nichts zu vergeben, mein Lieber. Aber darf ich fragen ... was du geträumt hast? Was dich so verängstigt hat?"
„Fallen", sagte Crowley, rutschte über dessen Schulter und fiel fast zu Boden.
,,Und dann hassst du mir gesagt, dasss ich unwürdig bin."
,,Und deinen Flügel zerrissen?"
,,Und meinen Flügel zerrisssen ..."
,,Nun, ich kann dir versichern, dass das nicht passieren wird. Ich bin ein Wesen der Liebe und der Heilung. Das Zerbrechen von Dingen gehört nicht zu meinem Repertoire."
,,Esss gehört definitiv zu meinem", sagte Crowley in einem traurigen Ton.
,,Du bist zu hart zu dir, Crowley. Ich wünschte, du würdest die Dinge auf meine Weise sehen."

Crowley richtete sich auf, sein Serpentinengesicht nur wenige Zentimeter von Erziraphael's entfernt. Als er seine Zunge herausschnipste und Kakao in der Luft schmeckte, näherte sie sich gefährlich den Lippen des Engels.
,,Versuchssst du zu sagen, dasss esss mir dann bessser geht?"
Er ließ erneut seine Zunge vorschnellen und versuchte diesmal, Erziraphael's Mund zu berühren.
Aber dieser bemerkte es natürlich und zog sich aus Reflex zurück.
,,Ich habe den Eindruck, wenn ich dir zustimme, würdest du dich um meinen Hals wickeln und mich erwürgen."
,,Vielleicht ...", zischte Crowley und hätte über beide Ohren gegrinst, wenn er könnte. ,,Alsss Beute wärst du bestimmt gut geeignet."
,,Was für eine abscheuliche Aussage", meinte Erziraphael, der den Wink mit dem Zaunpfahl anscheinend nicht verstand. Er ging zu seinem Stuhl und setzte sich - dabei zerquetschte er beinahe einen Teil von Crowley's Körper.
,,Bissst du böse auf mich?", fragte Crowley und versuchte, einen verspielten Ton in seiner Stimme mitklingen zu lassen.
,,Wütend? Nein, überhaupt nicht. Wie könnte ich dir böse sein? Du hattest Angst und Schmerzen. Was mit dir passiert ist, hinterlässt Narben. Das kann ich nicht leugnen. Ich kann dich nicht dafür bestrafen, dass du verzweifelt bist. Doch ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können, um dich aufzuhalten ... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du dir etwas antun würdest."

Crowley wusste nicht, was er sagen sollte, also kroch er um Erziraphael's Arm und unter seine Jacke und Weste und vergrub sein Gesicht in einer Innentasche.
,,Kann ich dir helfen?", fragte der Engel und wand sich ein wenig.
,,Du bissst warm", zischte Crowley leise.
,,Und ich kann auf diese Weise näherkommen."
Erziraphael's Wangen färbten sich leicht rosa.

,,Ich bin traurig, Engel."
,,Ich würde gerne Tee mit dir trinken, vielleicht kommst du dann auf andere Gedanken", schlug Erziraphael vor.
Die Schlange stöhnte sehr menschlich und streckte sich aus - kroch zu seinem Thron und verwandelte sich langsam in seine andere Form zurück.
,,Das ist viel besser."
,,Das kannst du leicht sagen", murmelte Crowley.
„Es war nur eine Panikattacke. Die Menschen haben sie die ganze Zeit."
,,Nun, ich bin kein Mensch, oder? Und ohne dich bin ich absolut nutzlos. Ich zerstöre alles, was ich berühre."
Crowley hatte eine Hand schützend vor den Augen, weil er den Engel nicht ansehen konnte, und hörte nur, wie Erziraphael seufzte und aufstand, um Tee zu kochen.

,,Du hast mich nicht zerstört. Mir fallen sogar mehrere Ereignisse ein, in denen du mich gerettet hast. Hast du die Kirche vergessen? Hast du Paris vergessen? Es gab viele Male, in denen du mich gerettet hast. Sei nicht so hart zu dir. Deine Bonsai-Bäume werden anfangen zu denken, dass du weich wirst."
„Nicht, wenn sie wissen, was für sie gut ist", fauchte Crowley und hob den Kopf, um die Bäume und die Sukkulenten anzustarren. Erziraphael würde nicht zulassen, dass er eine der Pflanzen zu Tode folterte.

,,Es ist Zeit aufzuhören, albern zu sein."
„Du bist zu gut für mich, Engel ..."
,,Unsinn", sagte Erziraphael, als er den Wasserkocher vorbereitete.
Crowley blieb auf seinem Platz, massierte sich die Schläfen und hörte Erziraphael zu, der den Tee zubereitete. Er war wieder in Gedanken versunken und bemerkte dann, dass zwei weiße Kerzen, die Erziraphael auf seinem Schreibtisch hatte, sich plötzlich entzündeten.

,,Versuchst du die Stimmung aufzuheitern, Engel?", fragte Crowley. Die Luft um ihn herum hatte begonnen sich zu bewegen, ein seltsamer Geruch traf seine Nase, den er wirklich nicht mochte. Es roch schwach nach Himmel.
,,Was ist das?" Eine weitere Kerze zündete sich an.
„Erziraphael? Was ist los?", fragte Crowley, der Angst bekam. Alles, was er riechen konnte, war der Himmel. Es war, als wäre der Allmächtige mit ihm im Raum und alles, was er wollte, war, sich zu verstecken, aber er konnte sich nicht bewegen. Er war in seinem Sitz wie versteinert, und seine verborgenen Flügel brannten.
,,Erziraphael?"
,,Crowley!" Der Engel stürmte ins Zimmer und schob hastig den Teppich beiseite.

𝕴𝖓𝖊𝖋𝖋𝖆𝖇𝖑𝖊 • 𝕲𝖔𝖔𝖉 𝕺𝖒𝖊𝖓𝖘Where stories live. Discover now