Kapitel 11

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Wir stützen uns gegenseitig, als wir langsam die Treppe hinunter und in Kenmas Zimmer gehen. Es hat einige Zeit gedauert, seine Eltern und die Polizei davon zu überzeugen, dass er erst einmal Ruhe braucht. Dass ich ihn aber nicht alleine lasse, ist ja wohl klar. Das werde ich niemals wieder tun. Und er möchte das auch scheinbar nicht, denn er hat mich seit unserer Wiedervereinigung nicht eine Sekunde lang losgelassen. Nicht einmal, als die nette Polizistin ihm eine Schüssel Wasser, einen Waschlappen und etwas zu trinken gebracht hat und ich ihm sanft das Blut abgewaschen habe, während er fast einen Liter auf einmal getrunken hat. Ich bin auch froh, dass wir erst einmal ein bisschen Zeit alleine verbringen können. Auch wenn es eventuell egoistisch ist, ich möchte meinen jetzt-doch-festen-Freund nur für mich allein. Ich möchte in Ruhe mit ihm reden und ihm noch einmal von Angesicht zu Angesicht mitteilen, was ich für ihn empfinde. Erschöpft sinken wir beide in seinem Bett gegeneinander. Ich lege mich gähnend hin und Kenma kuschelt sich zitternd an mich. Ich ziehe die Decke über uns und nehme ihn darunter fest in den Arm. Er trägt immer noch abgesehen von seiner Unterwäsche keine Kleidung. Ich drücke ihn enger an mich. Einerseits, weil ich den frierenden Jungen, in den ich schon so lange verliebt bin und der mir eben seine Liebe gestanden hat, wärmen möchte. Andererseits, weil ich spüren möchte, dass er da ist und ich keine Angst mehr um ihn zu haben brauche. Er wiederum legt seine Stirn an meine. Sein süßer Atem streicht über meine Nase und sein Herz klopft kräftig unter meinen Händen an seinem zarten Rücken. Nicht nur kräftig, sondern auch ganz schön schnell für so ein kleines Geschöpf.
"Kuroo... darf ich dir erzählen, was genau passiert ist?", fragt seine müde, heisere Stimme zögerlich.
"Ja, natürlich", antworte ich sanft und lasse meine rechte Hand tröstend über seinen weichen Rücken gleiten.
"Er.. er kam vor ungefähr einem Monat zu uns.", beginnt der süße Puddingkopf leise.
"Er.. es.. es hat ganz harmlos angefangen. Mit ein paar Witzen, dass ich so süß wäre. Aber dann hat er angefangen darüber zu reden, was er gerne mit mir machen würde. Da waren Sachen dabei, bei denen ist mir richtig schlecht geworden."
Er erschaudert und ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Haare.
"Er hat plötzlich angefangen mir aufzulauern, hat sich nachts in mein Zimmer geschlichen. Einmal hat er sich sogar halb ausgezogen und heimlich in mein Bett gelegt, während ich geschlafen habe. Er... hat angefangen, mich anzufassen, obwohl ich das nicht wollte und immer drängender. Als ich ihm sagte, dass ich das nicht möchte und ich in einen Anderen verliebt bin,  hat er angefangen mich zu schlagen, aber so, dass es keiner sieht. Ich wollte einfach nicht mehr nach Hause zurück..."
Zustimmend und verständnisvoll nicke ich.
"Dann, als ich von dir zurück kam, hat er mir irgendetwas Schweres über den Schädel gezogen. Als ich aufwachte, war ich in diesem Raum. Er meinte, wenn ich nicht mit ihm schlafen will, dann wird er dafür sorgen, dass ich es wohl gegen meinen Willen tun muss. Er hat mich überwältigt, ausgezogen und gefesselt. Er.. er... er wollte mich vergewaltigen, Kuroo.. Du konntest es gerade noch verhindern."
Kenma fängt an in meinen Armen bitterlich zu weinen. Eine ungekannte Wut auf diesen Arsch kocht in mir hoch und ich würde ihn am liebsten verprügeln und mindestens so schlimm foltern, wie er es mit Kenma getan hat. Mich beruhigt nur die Vorstellung, dass er wohl für eine lange Zeit ins Gefängnis wandern wird. Ich drücke meinen festen Freund einen weiteren sanften Kuss auf die Stirn.
"Warum hast du mir nichts davon erzählt, Kätzchen?", frage ich vorsichtig. Ich möchte nicht, dass es wie ein Vorwurf klingt.
"Weil es... ist mir so höllisch peinlich!", schnieft er gegen meinen Hals und ich streiche ihm weiter beruhigend über den Rücken.
"Ach, süßer. Ich verstehe, dass dir das unangenehm ist, aber so etwas musst du sagen. Wenn es keiner weiß, dann kann dir auch keiner helfen und er kann nicht bestraft werden. Außerdem kannst du mir vertrauen. Vor mir muss dir garnichts peinlich sein, du kannst immer mit mir reden.", flüstere ich dem nickenden Jungen mit den gefärbten Haaren zu.
"Kuroo?"
"Ja?"
"Ich liebe dich schon seit Jahren."
"Ich liebe dich schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe."
Kenma lacht leise auf und legt sein Gesicht wieder an meine Brust. Sanft streichele ich ihm über seine Haare. Er ist so warm!
"Ich werde niemals zulassen, dass dir wieder jemand etwas zufügt."
Als Antwort fühle ich nur, wie sich der Druck seiner um meine Taille geschlungenen Arme verstärkt.
"Hey, Kätzchen. Heute ist der 25. Möchtest du eventuell heute Abend mit mir ausgehen?", frage ich leise.
"Ja", höre ich seine sanfte Stimme in dem dunklen Zimmer. Kurz danach schmiegen sich seine weichen Lippen an meine. Wow! Ich hoffe, dass ich mich niemals daran gewöhnen werde. Ich möchte nicht, dass dieses Kribbeln in meinem Bauch jemals nachlässt. Wir lösen uns wieder. Ich starre schweigend und verträumt in die Dunkelheit und denke darüber nach, wie viel Glück im Unglück wir eigentlich erlebt haben. Es war zwar schrecklich, aber wir haben es überstanden und sind dadurch sogar zusammen gekommen. Kaito wird bestraft werden und Kenma ist wieder in Sicherheit, er ist bei mir.
"Jetzt wird alles gut.", hauche ich nach einem weiteren Kuss gegen die Lippen des ein Jahr jüngeren. Es kommt keine Antwort. Ich glaube, er ist gerade eingeschlafen. Seufzend kuschele ich mich an ihn. Ich liebe ihn so sehr, dass es auch jetzt noch weh tut. Müde schließe ich die Augen und sinke tiefer in seine, beziehungsweise unsere Umarmung.
Ob ich wohl jetzt auch noch von ihm träumen werde? Jetzt liegt mein Traum ja schließlich direkt neben mir. Ob er hin und wieder auch von mir träumt? Ich würde es mir wünschen. Mein Körper wird schwer, doch mein Geist fühlt sich so leicht an. Als ich denke, dass ich gleich einschlafe, höre ich plötzlich seine zuckersüße Stimme.
"Kuroo?", fragt er kaum hörbar.
"Mh?", antworte ich schläfrig.
"Kennst du eigentlich das Gleichnis der Sakura?"

KuroKen: Sakura Where stories live. Discover now