78.

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Nachdem Cat eingeschlafen und auch das Baby versorgt war, musste ich los.

Ich hatte noch eine Aufgabe zu erledigen.

Eine verdammte letzte Aufgabe.

Danach wäre endlich alles vorbei.

Ich atmete aus und küsste Cat nocheinmal auf die Wange.

Sie sah so fertig und schmerzerfüllt und gleichzeitig so glücklich aus.

Sie war verdammt stark.

Als ich hinter mir die Tür leise ins Schloss fallen ließ, tauchten vor mir Hank und meine Tante auf.

Sie schienen überglücklich und dennoch hatte ich kein Plan, wie Sie davon bekommen hatten.

Doch etwas weiter hinten stehen, sah ich den Sheriff.

Dieser schaute zufrieden zu uns rüber,  wandte sich dann wieder ab und redete mit einer Schwester.

Hank und meine Tante redeten wild auf mich ein, doch ich hörte kaum zu.

Ich hatte nur eins im Kopf.

Santos.

Santos und seinen Tod.

,,Hank, Tante!" sagte ich laut und Sie beide hielten inne.

Beide sahen mich etwas erschrocken an und doch auch verwirrt.

,,Ich muss was erledigen, bleibt bei Cat. Aber macht Sie nicht wach, seit eben ist Sie eingeschlafen" sagte ich und wollte mich an den beiden vorbei schieben.

Doch meine Tante hielt meinen Arm ganz fest.

,,Tu das nicht" sagte sie, als würde Sie wissen , was ich vorhatte.

Ich entzog ihr meinen Arm.

,,Ich hab keine andere Wahl" sagte ich und lief los.

Die beiden blieben stumm und ließen mich gehen.

Und es war gut so.

Denn ich musste es tun und hätte es so oder so gemacht.

Als ich raus lief, kam der Sheriff an meine Seite.

,,Wir treffen uns gegen Zehn" sagte er nur und verschwand direkt wieder.

Die kalte Luft breitete sich direkt aus.

Ich räusperte mich und sah mich um.

Am anderen Ende des Parkplatzes sah ich Alex mit dem Wagen.

Er fuhr auf mich zu und ließ mich einsteigen.

,,Wie weit seit ihr?" fragte ich ihn und schaute auf die Straße.

,,Alles ist fertig, Jason. Wir warten nur auf dich" meinte er flüchtig und konzentrierte sich auf die Straße.

Wir fuhren nicht lang, bis wir an unserem Treffpunkt ankamen.

Auch der Sheriff war bereits angekommen.

Während Stephan an seinem Laptop rumtippte, rüsteten wir anderen uns aus.

,,Wie geht es ihr?" fragte mich Tom, während ich mir die Schuhe zu band.

,,Es geht" war das einzige was ich sagen konnte.

Zu sehr konzentrierte ich mich auf das bevorstehende.

Ich atmete tief ein und aus.

Bevor es Zeit war zu gehen, stieß ich nochmal an den Sheriff.

,,Und Sie ist dort wirklich in Sicherheit?" fragte ich und sah den anderen zu, wie Sie einstiegen.

,,Zu hundert Prozent" versicherte er mir.

Jetzt sah ich ihn an.

Er war mir so vertraut.

Sein Gesicht, es war mir so bekannt.

Doch erinnerte mich an nichts.

Ich sah ihn nirgendwo in meinen Erinnerungen.

Hatte keine Fotos.

Keine Aussagen.

Doch seine braunen Augen funkelten genauso braun wie die meine.

Ich atmete aus und ließ diesen sinnlosen Gedanken los.

Dieser Gedanke war es nicht Wert.

Nur weil ich hoffte, dass meine Eltern anders waren.

Jemand anderes waren, war es nicht so.

Meine Eltern waren süchtige nichts nutze.

Auf ewig hatten Sie meinen Hass verdient.

Der Sheriff räusperte sich und holte mich zurück in die Realität.

Mein Blick hing immer noch starr auf seine Augen gerichtet.

Die Augen, die diese Wärme ausstrahlen die vermag nur ich sehen konnte.

Eine Wärme die hätte von meinen Eltern kommen sollen.

Mit einem Mal fühlte ich mich ihm so verbunden.

,,Danke" sagte ich und legte meine Hand auf seine Schulter.

Er sah mich stolz an und es löste etwas in mir aus.

Ich konzentrierte mich, nicht durchzudrehen.

,,Ich bin dir mein Leben schuldig" fügte ich noch hinzu und musste an die kleine und an Cat denken.

Die kleine hatte ein so wunderschönes Gesicht.

Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten und hatte die Augen von ihr.

Sie strahlte eine Wärme aus, die ich nur von Cat kannte.

Und sie schlief genauso wunderschön, wie es Cat tat.

Mit so einem Glück hatte ich nicht gerechnet.

Niemand hatte damit gerechnet.

Was es umso schöner machte.

Er packte mich an meinen Schultern und hatte ein Lächeln auf den Lippen.

,,Du bist mir garnichts schuldig. Wir erledigen das jetzt und danach gegen wir wieder getrennte Wege" sagte er und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln.

Er hatte Recht.

Wir würden wieder getrennte Wege gehen.

Als ich mit dem Gedanken spielte ihn einfach zu überfallen und in den Arm zu nehmen, als Zeichen meiner Dankbarkeit, für alles was er für mich jemals getan hatte.

Genau in diesem Moment sprang Stephan auf und hielt den Laptop immer noch fest in beiden Händen.

,,Ich hab ihn" rief er und zog sämtliche Aufmerksamkeit auf sich.

Ich dachte an alles zurück was Santos mir genommen hatte.

Meinen besten Freund.

Den Bruder meiner Frau.

Beinah meine Frau.

Beinah.

Und wäre etwas mit ihr passiert, weiß Gott was ich anstelle getan hätte.

Ich würde diesen Hund kalt machen.

Ganz gleich, was da passierte.

Solange ich wusste, dass er nicht mehr da wäre.

Wäre alles gut.

Für mich wäre es das.

Dann könnte Cat mit der kleinen ein neues Leben anfangen.

Ob mit oder ohne mir.

,,Wir müssen uns beeilen" sagte er schließlich und drehte uns den Laptop hin.

Er war dabei seine Sachen zu packen und zu verschwinden.

Oh nein.

So leicht machten wir es ihm natürlich nicht.

BabygirlWhere stories live. Discover now