IX ~ Nachricht des Teufels

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Der Himmel hatte bereits eine dunkle Farbe angenommen, als ich den dichten Waldweg zu meiner ehemaligen Unterkunft entlang schlenderte. Die tiefen Äste der Bäume warfen verstrickte Schatten auf den mit feinem Gras bedeckten Boden. Ab und zu konnte ich ein Glühwürmchen seines Weges fliegen sehen oder das nächtliche Zirpen der Grillen hören. Ich liebte den Wald mehr, als ich eine Unterkunft je mögen könnte.

Ich sah herunter auf das mittellange, rote Kleid, welches meinen Körper schmückte und genoss den weichen Stoff, der immer wieder meine Schultern streichelte. Die kühle Abendluft umhüllte meine frei gelegte Haut und ich konnte kleine Wölkchen meines eigenen Atems sehen. Still lauschte ich dem Knacksen der Stöcke und das Rascheln der Blätter, welches meine Schritte hinterließen und dachte an den bevorstehenden Abend.

Wenn ich Damons freudigem Gesang unter der Dusche Glauben schenken konnte, würde Katherine Pierce heute endgültig dran glauben. Am Nachmittag hatte Alaric seine vollständige Ausrüstung zum Abschlachten von Vampiren mit gebracht und stolz präsentiert. Er war überrascht, wie viele ich schon kannte. Jedenfalls war auch ich, auf Damons Befehl, ein wenig ausgerüstet und bereit der übernatürlichen Gruppe bei Not zur Hilfe zu eilen.

Meine Schuhe besaßen harte Stahlkappen und meine Haarnadel, welche in dem kleinen Dutt auf meinem Hinterkopf steckte, war spitz, wie ein Dolch. Interessant wurden erst die stiftartigen Holzpfähle in meiner Tasche, die wie Lipgloss getarnt waren.

Meiner Meinung nach, hätte ich auch gleich mit einem Gürtel voller Messer herumlaufen können, aber die anderen hatten das überraschend ernst verneint. Generell nervte mich die Übervorsichtigkeit von Stefan und die scheinende Leichtigkeit von Damon. Wie unterschiedlich Brüder doch sein konnten.. Gab es denn nichts dazwischen? Jemanden aus Damon und Stefan fusioniert? Nein? Shit.

Ein Ruckeln riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Ich wusste, was nun kam. Sobald der laute Knall ertönte wich ich gekonnt aus und drehte mich zu meinem Angreifer um.

,,Jemanden von hinten zu erschießen hm..? Hast du keine Ehre?", murmelte ich abschätzig und starrte ihm direkt in seine grau schimmernden Augen.

,,Du bist der Wolf, den ich suche, habe ich recht?", flüsterte er und ging langsam auf mich zu. ,,Kann ich hell sehen, oder woher soll ich wissen, welchen Wolf du suchst?", zischte ich und kniff die Augen feindselig zusammen.

In der nächsten Sekunde stand er vor mir und ich packte aus Reflex seinen Arm und drückte ihn gegen meine Schulter, sodass sein Hals direkt neben meinem Gesicht war. Bevor er reagieren konnte, versanken meine ausgefahrenen Zähne in seiner Halsschlagader und ich spürte, wie ihn das Gift augenblicklich schwächer machte.

Ich hasste das Gefühl beobachtet zu werden. Wie passend, so oft wie ich es verspürte. So wie jetzt. Ich hob den Kopf aus der Halsgrube des Vampires und durchsuchte die Dunkelheit. Nichts. Kein Laut, keine Bewegung, absolut nichts. Dann stieß sich der Fremde von mir weg und fasste sich entsetzt an den Hals. Ich spürte einen Rest Blut noch immer meine Mundwinkel herunter laufen und beobachtete den geschockten Vampir vor mir, der nun immer weiter rückwärts kroch, um einen größeren Abstand zwischen uns zu bringen.

Ein Schmunzeln umkam meine Lippen, als er mit dem Rücken gegen den Baumstamm stieß.

,,W-was zur Hölle bist du?", seine Stimme schwankte und passte gar nicht zu dem markanten Männergesicht und den hellbraunen Haare.

,,Ich bin der Werwolf, den du gesucht hast", raunte ich und kam näher, ,,Den du erschießen wolltest."

Etwas tropfte von meinem Kinn und ich tippte auf einen Tropfen seines Blutes. Er schluckte schwer und blinzelte mehrere male.

Eine Gänsehaut legte sich auf meine Arme und ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter, als zwei rote Augen die Dunkelheit hinter ihm durchbrachen. Ich sah nicht weg, sondern beobachtete das abstrakte Augenpaar, welches sich näherte, welches sich raubtierartig anschlich.

Etatic ~ 𝓉𝒽𝑒 𝒪𝓇𝒾𝑔𝒾𝓃𝒶𝓁𝓈Where stories live. Discover now