Scene 1 Take 2

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„Hey Viola, danke für deine Notizen, die haben mir echt weitergeholfen."
„Kein Problem, mach ich doch gerne."

„Hey Viola, deine Tipps waren echt hilfreich."
„Immer wieder gern."

„Viola, du warst meine letzte Rettung! Danke dir."
„Gern geschehen."

Es ist einfach, Menschen zu beeinflussen.
Nachdem man ihnen imponiert, liegen sie dir beinahe schon zu Füßen und bezeichnen dich sogar als ihr Freund.

Sie vertrauen mir Sachen an, sie offenbaren mir ihre Schwächen einfach so, obwohl sie mich nicht mal richtig kennen.

Armselig.

Sie sehen genau das von mir, was ich will dass sie sehen.
Für die meisten wäre das umständlich, ein Gefallen nach dem anderen, aber für mich ist das mehr als vorteilhaft.
Einen guten Ruf, ein gutes Umfeld und sogar die Lehrer lieben mich.
Aber das Beste von allem?
Killian Davis.

Wenn er den Raum betritt, dann richten sich alle Blicke auf ihn. Seine blauen Augen streiften durch die Menge, doch hielten bei mir.
Ein breites Lächeln erschien in seinem Gesicht und brachte sein Grübchen zum Vorschein.
Er näherte sich mir und als er mich erreichte, gab er mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
„Hey Vi.", flüsterte er mir ins Ohr.
Ich fühlte die neidischen Blicke auf mir und ich liebe es.

Es war Mittagspause, Zeit für uns zusammen zu essen.
„Könnt ihr zwei Turteltauben euch ein Zimmer nehmen, zum Wohl aller?", sagte Ivan spielerisch und lachte.
Ivan ist Killians bester Freund, sie sind das perfekte Duo.
Sie haben so viel gemeinsam und sind doch so verschieden, sie lieben sich, ihre Art diese Liebe auszudrücken ist jedoch Fragens würdig. 

Killian antwortete auf seinen provokanten Kommentar, mit einem nicht so leichten Schlag auf den Hinterkopf und lachte, Ivan ergriff die Flucht.
Er legte seinen Arm um mich und lächelte mich verliebt an.

Ich habe mit ihm echt den Jackpot geknackt.

Aber nicht etwa weil ich so verliebt bin, sondern lediglich wegen der Spezialbehandlung, die ich wegen ihm bekomme.

Killian ist nicht nur beliebt bei den Lehrern, aufgrund seiner guten Noten und seinem Charme, sondern auch bei den Schülern.
Ein hübscher, athletischer Schulsprecher, der dazu noch charmant und süß wie Zucker ist?

Ob ich ein schlechtes Gewissen habe?
Hättest du eins?
Wieso denn auch?

Menschen kommen ständig zu mir weil sie etwas von mir brauchen, weil sie möchten das ich ihnen entgegen komme , ihnen helfe und dann vergessen sie mich, jedenfalls bis sie wieder etwas von mir brauchen.
Sie benutzen mich ständig, für ihren eigenen Nutzen, wieso sollte ich das nicht können?

In der Cafeteria setzte ich mich an unseren üblichen Platz.

„Wie immer?", fragte Killian lächelnd.
„Wie immer, Baby.", antwortete ich.

Wir sind seit 11 Monaten ein Paar, er kennt inzwischen meine Vorlieben, Routinen und Gewohnheiten.
Zumindest die, von denen ich wollte, dass er sie kennt.
Nach einigen Minuten kam er mit einem gefüllten Tablett zurück.

„Ein mal Erdbeermilch und Fritten, für Vi?", sagte er grinsend.
„Ihr seid zu viel für mich.", seufzte Ivan.

Manchmal sehe ich ihn an und stelle mir vor was für ein unfassbares Glück ich empfinden würde, wenn meine Gefühle gegenüber ihm aufrichtig wären.

Er schaut mich mit seinen blauen Augen an, die mir manchmal so erscheinen als würden sie die Schönheit des Ozeans innehalten, so liebevoll und warm als wäre ich seine Welt, jedoch kann ich diesen Blick nicht wahrhaftig erwidern, denn meine Welt ist in einer anderen Dimension.

Wenn er mich so ansieht, dann bekomme ich fast Schuldgefühle. Doch dann schau ich mich um und mir fällt wieder ein, ist hier denn jemand der wirklich von sich behaupten kann, er ist besser als das, besser als ich?

Ich blickte die Menschen an, die mit mir am Tischen saßen, die die sich als meine Freunde identifizierten und fing an sie zu analysieren.

Ivory- Die typische Prinzessin, die nur mit ihren Wimpern klimpern muss, um zu bekommen was sie verlangt.

Gloria- Das komplette Gegenteil. In sich gekehrt, eher zurückhaltend und bodenständig.

Sie sind komplette Gegensätze, unterscheiden sich wie der Mond und die Sonne und doch haben sie eins gemeinsam.

Sie wollen gesehen werden.

Ivory will von jedem gesehen und bewundert werden.
Die Jungs wollen sie und die Mädchen wollen sie sein, so war das doch oder?

Es heißt ja:

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

Es scheint mir so als wäre ihr Weg eine Straßenumleitung.

Gloria will lediglich von nur einer Person gesehen werden.

Ivan

Sein Motiv? Seine Hintergedanken?
Ich muss mich korrigieren, wahrscheinlich gibt es doch teilweise aufrichtige Menschen.
Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob er überhaupt denken kann.

„Killian!", eine beinahe unerträglich süße Stimme, rief nach dem Namen meines Freundes.

Wie konnte ich sie bloß vergessen? Rose.
Wenn Unschuld ein Gesicht hätte, dann wäre es das ihre.

Nachbarin und beste Freundin von Killian.
Ein Traum für alle Schwiegermütter, stellvertretende Schülersprecherin und leidenschaftliche Verschwörungstheoretikerin, was mich und meine Beziehung angeht.

Dennoch muss ich zugeben, wenn jemand mich durchschauen könnte, dann wahrscheinlich sie.
Wenn ich ehrlich bin, würde sie wahrscheinlich viel besser zu ihm passen als ich, denn bei ihr ist nichts gespielt, wahrscheinlich ist sie wirklich nahe zu perfekt.

Ja genau, nahe zu.                                                                                                                                                         Denn immerhin konnte sie nach mehreren lächerlich Versuchen, meinen Platz immer noch nicht einnehmen.

„Hey.", sagte er. Ein breites Lächeln schmückte sein Gesicht.

Ich lächelte ihr freundlich zu, während sie mich mit einem kurzen Winken begrüßte.
Sie versucht ihren Hass gegenüber mir, vor ihm  zu verbergen.

 Wirklich gelingen tut ihr das jedoch nicht.

„Mom sagt, du sollst heute zum Abendessen kommen, sie macht dein Lieblingsessen.", ihr Blick war erwartungsvoll. 

Sein Blick wendete sich kurz aber neugierig zu mir.

Ich kenne diesen Blick. 

Er möchte sehen, ob ich Eifersucht zeige. Ich könnte ihm den Gefallen tun, aber ich will nicht. 

„Ich muss heute noch für die Physik Prüfung lernen, nur zu.", sagte ich ihm versichernd.

Ich bitte doch drum, geh mit ihr essen. Geh und zeig ihr ein weiteres Mal, dass sie es nie schaffen wird dich zu bekommen.

Ich will sehen wie die Hoffnung in ihren funkelnden Augen erlischt.

„Ich habe wirklich nichts dagegen."

„Ich komm später vorbei.", entgegnete er ihr.

Sie machte eine Uhrzeit aus und warf mir noch einen letzten Blick zu, bevor sie sich umdrehte und fortging.

Und hast du mich schon durchschaut?

Don't even try to make me fall for youWhere stories live. Discover now