K A P I T E L 1

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War es wirklich das Richtige, was ich getan habe?

Diese Frage stelle ich mir seit einer Woche andauernd. Seit dem Zeitpunkt, als ich Chicago hinter mir gelassen und den Schlüssel zu meiner ersten eigenen Wohnung erhalten habe. Der Schlüssel zu meiner Freiheit.

Aus diesem Grund habe ich mir extra einen schönen goldenen Schlüsselanhänger in Form eines Vogels gekauft. Auch wenn es kitschig klingt, aber es macht mich immer glücklich, wenn ich ihn anschaue.

Vielleicht bin ich auch einfach nicht ganz normal.

Ich habe aber trotzdem so meine Zweifel, denn wenn man 21 Jahre seines Lebens nie alleine wohnte, ist der Gedanke, plötzlich ganz alleine zu leben, erschreckend.

Meine Wohnung an sich ist nicht die Grösste, aber immerhin muss ich nicht auf der Strasse schlafen. Diesen Triumph hätte ich meinem Vater und dem Stiefmonster ganz sicher nicht gegönnt.

Ich habe eine kleine Küche, in die sogar ein kleiner Esstisch mit drei Stühlen passt, ein kleines gemütliches Wohnzimmer, ein Bad mit Regendusche und ein Schlafzimmer, der grösste Raum, indem ein Queensized Bett gut Platz findet.

Ich war sowieso schon ziemlich stolz auf mich, dass ich alle Kisten selber in den dritten Stock gebracht habe. Ohne Aufzug. Und es sogar geschafft habe mein Bett alleine aufzubauen, dass heute Morgen geliefert wurde. Es war an sich nicht einmal so kompliziert, sobald ich endlich verstanden hatte, in welcher Reihenfolge ich die Gitterstäbe zusammensetzten musste.

Jetzt betrachte ich stolz mein Bett, das fertig im Schlafzimmer steht, und wische mit den Händen über mein verschwitztes Gesicht. Das einzige was jetzt für das Schlafzimmer noch fehlt, ist ein Bettbezug, ein paar Kissen und Deko, denn nur mit der weissen Decke sieht das grosse Bett ziemlich leer und verlassen aus.

Auch wenn Seit meiner Flucht aus Chicago und dem Einzug bereits eine Woche liegt, habe ich immer noch nicht alles besorgt, was ich brauche. Das einzige, was mittlerweile fertig eingerichtet ist, ist die Küche und das Wohnzimmer. Das aber nur, weil der Esstisch, die Barhocker und das Sofa von den Vormietern zurückgelassen worden sind, es war also genau gesehen, nicht mein Verdienst. Trotzdem bin ich froh, denn so spare ich nicht nur Geld, sondern auch mühsame Arbeit.

Geschirr fehlt mir leider auch immer noch und da ich es satt habe, aus der Verpackung zu essen und mir endlich mal etwas anständiges kochen will, bin ich auch auf dem Weg in den Baumarkt, wo ich mich mit meiner neuen Bekanntschaft Dawn verabredet habe.

Wir haben und in der Vorbereitungswoche kennengelernt. Weil wir beide die ersten im Raum waren, haben wir uns zueinander gesetzt und angefangen zu reden. Es stellte sich dabei heraus, dass wir beide Psychologie studieren und deshalb die meisten Kurse zusammen haben. Seither verbringen wir viel Zeit zusammen und ich bin froh, so schnell Anschluss gefunden zu haben.

Dawn lebt im Wohnheim auf dem Campus, wo sie sogar ein eigenes Zimmer in einem kleinen Apartment hat, das sie sich mit einer Mitbewohnerin teilt. Da diese aber viel in ihrem Zimmer sitzt und laute Rockmusik hört, hat Dawn die letzten Tage öfters bei mir verbracht.

Mir war es ganz recht, denn in ihrer Gesellschaft fühlte ich mich pudelwohl, was unteranderem auch an ihrer aufgedrehten Art liegt.

So ziemlich das Gegenteil von mir. Wie sagt man so schön, Gegenteile ziehen sich an. Und wir könnten gar nicht unterschiedlicher sein.

Ich bin mit meinen 1.63 ziemlich klein, während Dawn gut einen Kopf grösser ist und mit ihren 1.70 und ihren langen Beinen locker modeln könnte. Ihr Körper hat Kurven an den richtigen stellen und ihre langen braunen Haare umranden sie perfekt.

Beautiful  L I E SWhere stories live. Discover now