captured

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Es war schon später Nachmittag als ich das Einkaufszentrum verließ und mich auf den Rückweg zu meinem Auto machte. Selbst für einen Wochentag, noch dazu bei Regen, kam mir die Innenstadt zu leer vor. Immerhin war in Großstädten doch immer was los oder nicht? Ich atmete einmal tief ein, straffte meine Schultern und versuchte mich zusammen zu reißen. Wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.

Ich war allein, wie immer seit ich nach Chicago zurückgekehrt bin, denn meine Freundinnen aus dem Studium befanden sich alle noch in Frankreich und in der kurzen Zeit die ich nun schon wieder in meiner Heimat war hatte ich noch niemanden kennen gelernt. Natürlich wäre es zu viel verlangt, dass meine Schwester mit mir shoppen ging.

Gerade als ich in dem Parkhaus ankam und den Schlüssel aus meiner Handtasche kramte spürte ich, wie mir etwas Schwarzes über das Gesicht gezogen wurde. Erschrocken schrie ich auf und begann um mich zu schlagen, aber es half nichts. Unsanft wurden meine Hände auf dem Rücken fest und vor allem schmerzhaft aneinander gebunden.

Ich trat um mich. Jemand stand nun hinter mir und hielt mit seiner riesigen Hand meine verbundenen Hände fest, die andere legte er fest auf meinen Mund. Ich spürte, dass der Mann hinter mir deutlich größer sein musste als ich. Es war sehr schnell klar, dass ich mit meiner schmächtigen Statur keine Chance gegen seine schiere Stärke und Gewalt hatte. Verzweifelt wehrte ich mich. Ich versuchte ihm in die Hand zu beißen, ihn zu treten, oder irgendwie anders auf mich aufmerksam zu machen, doch nichts half.

"Sei still du Miststück, je mehr du dich wehrst desto schmerzhafter wird es für dich!", knurrte der Mann hinter mir und drückte mich vorwärts. Ich geriet in Panik und versuchte umso mehr mich zu befreien oder zu schreien, doch mein Mund wurde noch immer zugehalten und wegen dem Sack auf meinem Kopf konnte ich absolut nichts sehen. Ich stolperte in die Richtung in die ich geschoben wurde und hörte wie die Tür eines Autos aufgeschoben wurde.

Vans haben Schiebetüren. Oh mein Gott die wollen mich wirklich mitnehmen. Hilfe! Wieso ist hier denn niemand?! , fuhr es mir durch den Kopf, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte wurde ich schon unsanft in das Auto gestoßen.

Ich schrie wieder doch der Motor wurde bereits gestartet und ich fühlte, wie wir losfuhren. Jemand riss mir den Sack vom Kopf.

Ich lag tatsächlich in einem Van, einer in dem vorne drei Plätze waren und dann nochmal eine Trennwand zur fensterlosen Ladefläche hinten, in der ich mich befand. Vorne saßen zwei Männer, das Fenster zwischen beiden Räumen war offen. Auf dem Fahrersitz saß ein Mann mit rasiertem Schädel und einem Tattoo im Nacken. Der daneben hatte schwarze fettige Haare, die dringend Mal wieder geschnitten werden sollten. Ein weiterer Mann saß vor mir auf dem Boden. Er war in den 40ern, breit gebaut mit einem grimmigen Gesicht. Seine Haare waren in der Mitte lang und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, an den Seiten waren sie komplett abrasiert. Jeder einzelne von ihnen schien groß, breit gebaut und absolut böse zu sein und versetzte mich in Angst und Schrecken.

Der Mann vor mir setzte mich auf und schob mich in eine Ecke, dann holte er die Kabelbinder aus seiner Tasche und fesselte meine Fußgelenke aneinander.

"Wer seid ihr?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Und was wollt ihr von mir?"

Der Mann ignorierte mich.

"Bitte! Lassen Sie mich gehen! Meine Familie hat Geld, wir können uns bestimmt irgendwie einigen und wenn Sie mich frei lassen werden wir sicher nicht zur Polizei gehen.", bot ich ihnen verzweifelt an. Die wissen doch schon das du Geld hast, sonst hätten die dich nicht entführt!, sagte ich mir in Gedanken.

Aber die Männer lachten nur.

"Wir wissen genau wer du bist und diese Unschuldsnummer wird nicht ziehen. Wir wollen dein Geld nicht. Warte nur ab bis unser Boss dich in die Finger kriegt. Dann wirst du nur noch winselnd zu deinem Vater kriechen, nachdem du uns gegeben hast was wir wollen!", knurrte der Mann vor mir.

"B-bitte g-glauben sie mir, ich...ich weiß absolut nicht worum es hier geht. Das muss sicherlich eine Verw..."

"Klappe halten!" Schrie der Mann und schlug mir ins Gesicht.

"Hey was soll das? Du hast den Boss doch gehört, wir sollen sie nicht anrühren solange sie sich nicht wehrt!", schrie einer der beiden von vorne.

Mein Gesicht brannte wie Feuer und ich spürte die Tränen, die ich schon die ganze Zeit mühevoll zurückgehalten hatte. Ich schmeckte Blut auf meiner Lippe. Er hatte mich kalt erwischt.
Über die Jahre hatte ich gelernt Schläge wegzustecken. Mein Vater war ein kolerischer Mensch, noch dazu trank er seit dem Tod meiner Mutter zu viel und neigte dazu seiner Wut durch Gewalt Ausdruck zu verleihen. Ich, als die Jüngste und Kleinste, hatte schon immer dafür herhalten müssen, denn im Gegensatz zu meinen Schwestern war ich schon immer die fügsamste gewesen. Er wusste, dass ich mich nicht wehren würde.

"Sie hat einen unserer Männer gekillt! Wieso soll ich ihr nicht ihr hübsches Gesicht verunstalten?!", schrie der Mann vor mir wütend und spie vor mir auf den Boden.

Mir war das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Das letzte bisschen Farbe wich aus meinem Gesicht. "G-gekillt?", krächste ich. "D-das ha-hab ich nicht! Niemals!"

"DU SOLLST DEIN MAUL HALTEN!", schrie mich der Mann an und schlug mich wieder.
Ich spürte wie mir schwindelig wurde und kämpfte damit bei Bewusstsein zu bleiben.

Der Wagen hielt an und der Beifahrer zog den Mann raus aus dem Auto. Die Tür knallte zu und ich hörte sie draußen streiten. Dann kam der Beifahrer zu mir rein mit einer Spritze in der Hand. Erneut schrie ich so laut ich konnte, doch es half nichts, er stach sie einfach durch den Ärmel meines Kleids in meinen Oberarm.

Das letzte was ich spürte, bevor ich ohnmächtig wurde war, dass ich geknebelt wurde. Danach war alles schwarz.

Principessa - captured by the mafiaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora