Eine Piratin in Hogwarts

Kapitel 21

"Harry Potter ist tot", hallt Voldemorts Stimme plötzlich wieder durch das Schloss und Sirius hebt abrupt seinen Kopf. Die Trauer ist aus seinen Augen komplett verschwunden und blankem Entsetzen gewichen. Auch ich habe meine Augen entsetzt aufgerissen und sehe mich um. Eine belegte Stille hat sich über den Raum gelegt, weshalb Voldemorts Stimme nur noch lauter und bedrohlicher klingt, als er fort fährt: "Er wurde getötet, als er wegrannte, als er versuchte, sich selbst zu retten, während Ihr Euer Leben für ihn gegeben habt. Wir bringen Euch seine Leiche zum Beweis dafür, dass Euer Held gestorben ist"

Wieder macht Voldemort eine kurze Pause, in der ein Raunen durch die große Halle geht. "Das ist niemals wahr", flüstert Sirius und löst sich aus unserer Umarmung, damit er aufstehen kann. Ich folge ihm langsam, mit weiteren Zauberern und Hexen, aus der großen Halle, während Voldemort seine Rede fortsetzt: "Die Schlacht ist gewonnen. Ihr habt die Hälfte Eurer Kämpfer verloren. Meine Todesser sind in der Überzahl gegen Euch, und der Junge, der überlebt hat, ist erledigt. Der Krieg darf nicht länger währen. Jeder, der weiterhin Widerstand leistet, ob Mann, Frau oder Kind, wird niedergemetzelt werden, wie jedes Mitglied seiner Familie. Kommt aus dem Schloss, unverzüglich, und kniet vor mir nieder, und Ihr werdet verschont. Eure Eltern und Kinder, Eure Brüder und Schwestern werden leben, und es wird ihnen verziehen, und Ihr werdet Euch mir anschließen in der neuen Welt, die wir gemeinsam errichten werden"

Vor der großen Ausgangstür bleibe ich jedoch stehen und atme noch einmal tief durch. Harry ist niemals weggelaufen. Das würde er nie tun, dafür hat er einen zu großen Dickschädel. Von draußen höre ich einen schrecklichen Schrei und als ich endlich die Tür passiert habe, sehe ich auch wer geschrien hat. Professor McGonagall steht vor der ganzen Menge und hat ihren Blick nach vorne gerichtet. Ich drängle mich ein bisschen durch die Menge, bis ich bei Sirius stehe und nun auch die Leiche von Harry in Hagrids Armen sehe. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als mich die Erkenntnis trifft, dass Harry wirklich tot ist.

Als hätte McGonagalls Schrei die Menge wachgerüttelt, beginnen sie den Todessern Beleidigungen entgegen zu schleudern, doch ich nicht. Ich bleibe einfach stumm und stolpere einige Schritte zurück. Sirius dreht sich irritiert zu mir, doch ich drehe mich abrupt um und renne zurück ins Gebäude. Dort laufe ich die nächste Treppe hinauf. Ich brauche unbedingt eine bessere Sicht auf das Geschehen.

"RUHE!", höre ich Voldemorts Stimme von draußen und ein Lichtblitz erhellt kurz die gesamte Gegend. Ich sprinte die Treppe hinauf in den ersten Stock zu einem Fenster, welches in den Hof zeigt. Mit meinem Zauberstab tippe ich kurz gegen das Glas und es verschwindet geräuschlos. Leise und vorsichtig klettere ich auf die Fensterbank und lehne mich, am Fensterrahmen festhaltend, nach draußen.

"Seht Ihr? Harry Potter ist tot! Versteht Ihr jetzt, Ihr Betrogenen? Er war niemals etwas anderes als ein Junge, der sich darauf verließ, dass sich andere für ihn aufopfern!", sagt Voldemort und steht dabei genau neben Harry, den Hagrid auf den Boden legen muss. Das ist es. Harry hat sich für uns aufgeopfert, so wie Lily und James es damals für ihn taten und wenn das stimmt, dann... "DU LÜGST! Er war so viel mehr als das. Er hat Dich besiegt, mehrfach", brülle ich von oben zu Voldemort, der kurz erstaunt darüber zu sein scheint, dass ich nicht durch seinen Fluch schweigen muss.

Dann löst sich auch der Zauber von den anderen und wieder schreien sie durcheinander, bis ein noch lauterer Knall die Stimmen erneut zum schweigen bringt. Das wird aber nichts nutzen, da er, durch Harrys Opfer für uns, in wenigen Sekunden wieder aufgehoben sein wird. Ich sehe Sirius unten in der Menge, wie er, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, zu mir hinauf sieht. Ich nicke kurz und dann wandert mein Blick zu den Todessern und Voldemort zurück. Ob Lucius auch unter ihnen ist oder vielleicht ist er beim Kampf gestorben? Bei dem Gedanken zieht sich etwas in mir zusammen und mein Blick wandert suchend über die Todesser.