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Die Wände waren immer noch aus Stein, und der Boden aus kaltem Beton, aber immerhin war in dem Zimmer eine Matratze, die auf dem Boden in der Ecke lag. Nicht so wie in dem Raum wo ich aufgewacht war, keine kalte Stahlliege.
Auf der Matratze lag eine zusammengelegte Decke. Kein Kissen.
Warum auch Kira? Die Rebellen könnten sich einen solchen Luxus nicht gönnen.
Ein zerbrochener Spiegel hing an der Wand. Wie ein Spinnennetz zogen sich die Risse über den Spiegel. Eine kleine Waschschüssel stand in einer Ecke, zusammen mit einem Handtuch was an einem Hacken darüber hing. Über der Matratze hing an der Wand ein kleines Regal mit ein paar Kleidungsstücken, einer Seife und einem Kamm. Ich konnte nicht sagen, wann ich mich das letzte Mal so über eine Sache gefreut hatte wie jetzt. Die Kleidung sollte ich wahrscheinlich tragen. Es gruselte mir davor.
,, Du solltest dir die Sachen anziehen. Deine jetzigen Klamotten werden nicht mehr lange durchhalten!" , sagte sie.
Wieder musste ich schlucken. Bilder von dreckigen, verschwitzten Hosen kamen in mein Gehirn ohne das ich es verhindern konnte. Das würde ich mir später überlegen.
Ich sah mich weiter um.
Aber ich sah keine Toilette. Ich schluckte, und drehte mich zu Amy um.
Wie sollte ich meine menschlichen Gewohnheiten ausführen?
Verwirrt sah ich Amy an. Sie musste meinen Blick richtig gedeutet haben, denn sie sagte
,, Wenn du mal musst, klopf einfach an die Tür und dich bringt jemand in den Gemeinschaftswaschraum. Dort sind Duschen und Toiletten."
Ich starte sie anscheinend völlig verzweifelt an. Innerlich beschloss ich, so wenig wie möglich zu trinken, sodass ich nicht in eine dieser Gemeinschaftswaschräume müsste.
,, Die Gemeinschaftsräume sind gar nicht so schlimm wie es sich anhört. Vertrau mir. Klopf einfach wenn du was willst." , sagte sie dann noch und zog die Tür hinter sich zu.
Scheiße!
Gemeinschaftswaschraum? Ich? Never ever!
Außerdem konnte ich schon wieder über mich selbst ärgern. Warum konnten alle Leute meine Stimmung an meinem Gesichtsausdruck lesen?
Ich wollte schreien, um mich schlagen, einfach nur wütend sein. Aber ich konnte nicht. Angst und Wut, das waren Gefühle die ich nicht kannte. Ich kauerte mich auf der Matratze zusammen und saß einfach nur da. Nicht denken. Nicht darüber nachdenken was mit mir passieren würde, wenn die Rebellen herausfanden das ich nicht Hanna sondern Kira war. Nicht darüber nachdenken, dass ich eine Gefangene war, dass ich Gefühle hatte.
Gefühle.
Verzweiflung kochte in mir hoch.
Wann hatte ich mein PSG verloren?
Ich wusste es nicht. Immer und immer wieder durchwühlte ich meine Erinnerungen nach etwas wichtigem, etwas auffälligen. Aber nichts! Absolut gar nichts!
Nur wieder diese undurchdringliche Schwärze. Wie ein Loch, ein dunkles Loch das alles verschlingt.
Eins fiel mir dann aber doch auf. Etwas merkwürdiges. Immer wieder sah ich es in meinen Erinnerungen aufblitzen. Das Bild war so klar. Aber ich bekam es nicht richtig zu fassen.
Eisblaue Augen.

Naturally (#Wattys2016)Where stories live. Discover now