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Ich werde unsanft aus dem Raum gezerrt und meine Hände werden wie immer hinter meinem Körper mit Handschellen befestigt. Natürlich dürfen die Kopfhörer und die Augenbinde nicht fehlen.
Mein Fuß knallt gegen irgendwas und ich hätte bei diesen Schmerzen schreien können, aber ich tue es nicht, trete sogar richtig auf und genieße den Schmerz, der durch meinen ganzen Körper strömt. Es tut gut, ist zwar keine Abwechslung von dem Alltag hier, aber ich genieße es trotzdem.

Der Abend klingt ausnahmsweise mal ruhig aus. Ich habe nichts mehr wo ich hinmuss. Zwar gibt es irgendwelche Proben, Stimmen die durch die Lautsprecher dringen, die mich vom Ausruhen hindern, aber mich stört es nicht sonderlich. Ich brauche keinen Schlaf.
Mein Blick wandert zur Uhr. Mittlerweile ist es 21 Uhr, der Tag ist so gut wie vorbei. Ein Tag von vielen hunderten.
Manchmal frage ich mich, wann das alles enden wird?
Ich erinnere mich an das Gespräch mit Mr Virus. Er meinte, ich würde weichen müssen, wenn ich keine Fortschritte zeigen würde. Das wäre wohl meine Erlösung. Ich hätte nie gedacht, dass es für mich eines Tages Erlösung geben würde. Nicht, nach meinen Taten, die ich vollbracht habe. Aber nun es sieht wohl so aus.
Eine einzelne Träne läuft über meine Wange hinab. Mein Kopf muss ausgerechnet jetzt an die vergangene Zeit außerhalb dieser Einrichtung denken. An meine Taten, an die Zeit, in der ich noch glücklich gewesen bin.
Diese Erinnerungen machen mich gerade zu traurig und auch wütend. Und diese Wut bleibt nicht unbemerkt. Ich weiß nicht, was genau mit mir passiert. Was auch immer es ist- es ist schnell und breitet sich in meinem Körper aus.
Ich muss daran denken, als ich meine beste Freundin und meinen kleinen Bruder tötete. Ich ziehe scharf die Luft ein und versuche mich zu beruhigen, aber es bringt mir nichts. Die Wut nimmt immer mehr überhand, sodass ich bald die Kontrolle verliere.
Ich weiß nicht genau was ich tue. Aber ich schlage um mich, versuche alles zu zerstören, was zu zerstören geht.

Ich werde aufgehalten.
Irgendwann wird die Tür geöffnet, ich werde außer Gefecht gesetzt und aus dem Raum gebracht. Viel bekomme ich nicht mit. Mein Körper fühlt sich schlapp an und ab und zu vernehme ich einzelne Stimmenfetzen. Ich kann das Gesagte nicht verstehen, mein Gehirn ist nicht in der Lage zu verstehen. Wie Matsch.
Doch ich bemerke, dass ich festgeschnallt werde und mir wird durch eine Flexyle ein Zeug in den Arm gepummt.
Nach einer Weile kommt der Professor in den Raum. Ich habe keine Ahnung wo ich bin, aber ihn habe ich am wenigsten erwartet. Und auf ihn habe ich am wenigsten Bock. Er wird jetzt sicherlich irgendwelche Proben nehmen und mich irgendwas fragen, auf das ich nicht antworten werde.
Eine Flucht kommt mir erst gar nicht in den Sinn. Ich komme nicht los und mein Körper ist eh gelähmt. Wenn ich die Schnallen zerstören könnte, würde ich nicht mal einen Meter weit kommen. Deshalb liege ich einfach nur da und hoffe auf... ich hoffe nicht, mir ist vollkommen egal was jetzt mit mir passiert. Meinetwegen können sie mich auch endlich aus dem Weg schaffen. Das wäre am besten für uns alle.
Der Professor nimmt tatsächlich eine Gewebeprobe von mir. Keine Ahnung was er noch über mich herausfinden möchte. Er weiß, dass ich weiblich bin, wie meine DNA ist und er weiß auch, was ich bin. Was will er mehr?
Mein Körper liegt einfach nur da, während mein Gehirn endlich wieder normal arbeiten kann. So langsam kann ich wieder richtig nachdenken. Und die Schmerzen dringen auch langsam hervor. Dieser Idiot nimmt irgendwelche Proben, während ich bei halben, mittlerweile vollen, Bewusstsein bin. Ich habe Schmerzen von diesem Scheiß. Aber ich versuche mich abzulenken und nicht daran zu denken.
Ich frage mich, warum ich überhaupt noch 'lebe' und warum sie mir nicht einfach den Platz auf dieser Erde nehmen. Was bringt es mir eigentlich noch hier zu sein und jeden dieser Tage zu überstehen? Ich möchte nicht wieder da draußen sein. Wie wäre es, wenn ich einfach weg wäre? Es würde keinen stören, nicht mal mich.

Irgendwann werde ich wieder in meine Zelle gebracht. Ich wehre mich nicht mehr und gehe artig mit, auch wenn in mir ein Feuer brennt und ich jeden lieber den Hals umdrehen würde.
Nun sitze ich auf dem Boden meiner Zelle, habe die Beine an mich gezogen und denke nach.
Diese Irina.
Ich würde gerne wissen, was das soll. Anscheinend haben sie immer noch nicht bemerkt, dass sie nichts aus mir herausbekommen. Da können sie gerne noch ein Jahr warten. Aber dieses Jahr geben sie mir ein Glück nicht mehr. Mr Virus sagte, ich hätte nur noch 20 Tage. Mittlerweile sind es nur noch 19. Was würde mit mir passieren? Ich weiß, dass sie mich dann loswerden möchten, nur wie?

ℙ𝕣𝕠𝕛𝕖𝕜𝕥 𝕍-𝟝-𝟟-𝟞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt