konzert

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Meine Füße brennen, tausende Stimmen treffen auf mein Trommelfell und ich triefe jetzt schon vor Schweiß, dabei hat das Konzert nicht einmal begonnen. Kerstin, Eva, Emily, Klara und ich stehen natürlich NICHT in der ersten Reihe. Aber mal ehrlich, das war wirklich nur Wunschdenken. Gegen die "Camper" kommt man einfach nicht an. Wo die Leute die Kraft her holen würde mich brennend interessieren. Ich bin jetzt schon völlig erledigt dabei habe ich nur fünf Stunden gewartet, was für ein Kelly-Konzert eine ziemlich kurze Zeit ist. Also, wie schaffen es die ganzen Menschen, die sich jetzt da vorne gegenseitig gegen die Absperrung drücken? Ich möchte zwar nicht behaupten, dass es hier hinten angenehmer ist aber da vorne schaut es ab und an echt übel aus.

Es ist heiß, stickig und jetzt grade wünschte ich mir es wäre ein Open-Air Konzert, denn ich sehne mich nach einer kleinen Windbriese. Und auch wenn mir Rücken und Füße schmerzen, kann ich es kaum abwarten den Countdown herunter zu zählen.

,,Kelly, Kelly Kelly" halt ein Echo, bestehend aus über zehntausend Stimmen, durch die Halle und es kribbelt in all meinen Sehnen. Ich muss so sehr lächeln, dass meine Gesichtsmuskeln total überstrapaziert sind. Ein Wunsch geht endlich in Erfüllung und auch wenn einer der Jungs auf der Bühne mein Freund ist und die Familie jetzt auch irgendwie zu mir gehört, fühlt es sich nicht danach an. Aber ich habe kein Problem damit. Das Gefühl was ich grade verspüre liegt so fern ab von der Realität. Jetzt grade sehe ich nur meine Lieblings-Künstler in ihnen. Dieses Gefühl wurde mir in den Sommerferien irgendwie gestohlen. Auch wenn ich Paddy über alles liebe, mag ich auch die Rolle des Fans. Etwas bedingungslos zu lieben ohne diese Liebe direkt, beziehungsweise persönlich zurück zu bekommen; sich an Träume festhalten die eigentlich nur dazu bestimmt sind Träume zu bleiben. Und ja, auch wenn es manchmal geschmerzt hat für Paddy "nur" eine von vielen zu sein, ist das Gefühl endlich das gefunden zu haben was einen komplett macht, total schön. Ich meine, was wäre ich ohne die Kellys? Womit würde ich meine Freizeit gestalten? Und jetzt sollen sie ein Teil meiner sozialen Kontakte sein?

Die Masse springt zum Tackt der ersten Töne, der Boden bebt, die Leute kreischen sich die Seele aus dem Leib und auch ich bin kaum zu halten. Die Scheinwerfer leuchten auf und dann ist der Moment der Momente gekommen. Nacheinander hüpfen die Kellys auf die Bühne. Paddy, mit einem weißen Bass in der Hand, aufs Mikrofon zu rennend und nun werden auch meine Stimmbänder auf die Probe gestellt. Er wippt zum Tackt der Musik und schon befinden sich seine perfekten Lippen vor dem Mirkofon und seine Stimme erklingt. Ich schmelze dahin! Warum hat mir keiner gesagt, dass sie sich live noch viel besser anhören?

Sie beim performen beobachten zu können, während alle um einen herum die gleiche Leidenschaft teilen, ist Nervenkitzel pur. Ein atemberaubendes Erlebenis wonach man leicht süchtig werden kann. Und während meine Freunde wie magnetisiert auf die Bühne starren, lasse ich mich ab und zu von den Kameras, die über die Masse hinweg schweben, ablenken.

Ich muss schmunzeln wenn ich die Mädels so ausrasten sehe, weil Paddy in seinem Killt über die Bühne hüpft. Mulmig ist mir, bei der Erkenntnis, dass wohl mehr als die Hälfte der weiblichen Besucher auf einen privaten Einblick hofft, schon. Und ich stehe mitten unter ihnen; die Glückliche, die ihm näher sein durfte.

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So sehr mir der Anblick von Paddy, die Musik der Kellys, das Erscheinungsbild dieser wundervollen Menschen und die bombastische Stimmung auch gefällt, muss ich mich damit arrangieren, dass das Konzert sein Ende nimmt.

Wir werden aufgefordert uns an den Händen zu halten und so schaukeln wir nun, Hand in Hand, hin und her und feiern zusammen, als eine Einheit, das Ende dieses tollen Abends. Es ist Wahnsinn was Musik bewirken kann. Und das Highlight des Abend ist wohl, dass sich nun Paddy auch mit ein paar von uns "vereint".

Ich genieße die letzten Töne und applaudiere zum "Abschied" noch einmal so sehr in die Hände, dass sie schon schmerzen. Aber das ignoriere ich; so wie schon den ganzen Abend.

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Mit meinen Freundinnen im Schlepptau bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmasse. Ich bin taub, heiser und habe das Gefühl mir den ein oder anderen Knochen geprellt zu haben. Trotzdem war es ein wunderschöner Abend!

Ich kann noch nicht gehen. Nicht jetzt, nicht so. Ich weiß nicht was es ist aber in meinem ganzen Körper kribbelt es plötzlich. Tausende Blitze die mich dazu verleiten etwas zu tun was vielleicht völlig absurd ist.

Abrupt bleibe ich stehen und noch bevor meine Freundinnen mich fragen können, verabschiede ich mich von ihnen mit den Worten: ,, Ich muss nochmal auf die Toilette". Natürlich haben sie sofort angeboten auf mich zu warten doch ich versicherte ihnen, dass es mir nichts ausmacht, wenn sie jetzt schon Heim gehen. Okay, eigentlich vorderte ich sie regelrecht dazu auf, ohne mich die Halle zu verlassen.

Ich verschwinde in die Richtung der der Toiletten doch sobald ich aus ihrer Reichweite bin suche ich hektisch nach dem nächsten Eingang zum Innenraum. Ich muss so schnell wie möglich zurück in den Saal. Ich will Paddy sehen...

Doch irgendwie hat mein Plan im Kopf mehr Sinn gemacht als in der Ausführung. Okay, zugegeben hatte ich keinen richtigen Plan. Ich dachte mir nur, wenn ich hinter die Bühne komme, gelang ich auch zu Paddy. Jedoch werde ich schon aufgehalten bevor ich die Bühne überhaupt berühren kann.

,,Das Konzert ist vorbei; sie müssen das Gelände verlassen" werde ich aufgefordert. ,,Ich wollte zu meinem Freund" antworte ich. Der Security-Mann dreht sich, ohne seine ausgestreckten Arme zu senken, um. ,,Hier ist keiner" sagt er. ,,Ja, er ist auch schon hinter der Bühne.". ,,Bitte verlassen sie jetzt das Gelände" wird er plötzlich unhöflich. ,,Können sie ihn wenigstens holen?". ,,Gehen sie jetzt, bitte". ,,Aber er ist mein Freund". ,,Das behaupten sie alle" lacht er ironisch auf. ,,Fragen sie doch nach" forder ich ihn auf. ,,Bitte" füge ich freundlich hinzu. ,,Verlassen sie jetzt umgehend dieses Gelände" wiederholt er ungeduldig. Ich gebe auf. Ich glaube das hat hier keinen Sinn. Widerwillig drehe ich mich um und gehe. Es hätte ja funktionieren können...

Okay, nein. Hätte es nicht. Was dachte ich mir da eigentlich? Dumm. Einfach dumm. Soll ich vielleicht nach dem Ausgang suchen und dort warten? Ja? Nein? Vielleicht? Nein! Dann würde ich mir noch dümmer vorkommen, als jetzt schon.

Ich habe mir fest vorgenommen mich auf unser Wiedersehen zu freuen doch langsam kann ich nicht mehr warten. Es tut weh ihn auf der Bühne gesehen zu haben aber zu wissen, dass er dich seit gut zwei Wochen nicht anrief. Hat er meine Nummer verloren? Oder jemand neues? Ist er wirklich so ein Bad-Boy? Das kann und will ich mir einfach nicht vorstellen. Also, wenn du meine Gedanken lesen kannst, Paddy: ,,Bitte ruf mich an!".

i just wanna feel youWhere stories live. Discover now