༄ LÜGEN ÜBER LÜGEN༄

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Die Enttäuschung war so groß, als ich diesen Zettel in meiner Hand hielt. Er war nun nur noch ein nutzloses Stück Papier, das eigentlich viel ausgemacht hätte, wenn es noch ganz wäre.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Ich hätte North kennenlernen können.
Doch das Blatt hatte sich gewendet, hatte sich verändert und die Karten so gespielt, wie es ihm gefiel.
Langsam erhob ich mich, wich den Blicken aller anderen aus und ging langsam die Tribüne hinunter, auf das Spielfeld zu, in der Verfassung, einen riesigen Fehler zu begehen.
Am Spielrand standen die Coaches, Ersatzspieler und einige Scouts, die sich die Teams auf dem Feld ansahen.
Als ich zum Stehen kam, stürmte Brooklyn soeben, mit diesen Ball, dessen Namen ich nicht kannte, in der Hand, an mir vorbei und warf mir einen Blick zu. Er entdeckte den Zettel in meiner Hand und machte erschreckend plötzlich halt, starrte auf das Stück Papier und wurde im nächsten Moment von der gegnerischen Mannschaft angegriffen, die ihn zu Boden riss.

Entschlossen schritt ich auf einen der Coaches zu, der ein Megaphon hielt und nahm ihm dieses kurzerhand weg. Der Lärm um mich herum war so ohrenbetäubend, dass ich mir sicher war, dass mich sowieso niemand hören würde.
Ich wusste nicht, was ich da tat.
Ich wusste es wirklich nicht.
Und doch tat ich es.
Während der Coach mich zuerst verwirrt und dann wütend beäugte, bevor er mit seiner Schimpftirade begann, bekam ich aus den Augenwinkeln mit, wie Brooklyn wieder an mir vorbeistürmte, den Ball in der Hand. Ich konnte sein Gesicht nicht wirklich ausmachen, doch trotzdem erkannte ich ihn.
Was ich nun tun würde, war unfassbar verrückt.
Aber es war schon zu spät, um jetzt einen Rückzieher anzutreten.


»North!«
Meine Stimme hallte laut durch das Megaphon in die Menschenmenge und, natürlich, zu den Spielern.
Als keiner reagierte, wiederholte ich den Namen nochmal.
»North. Ich weiß, dass du hier bist.«
Nun übertönte meine Stimme jeden.
Es war ein seltsames Gefühl, das durch mich strömte, als die Gespräche langsam verstummten und alle mich anstarrten.
»North!«
Nun hielten auch die Spieler in ihrem Match inne, brachen mitten in ihren Bewegungen ab und sahen überrascht zu mir.
»North!«
Brooklyn zog sich den Helm vom Kopf.
Und da wusste ich es.
Er war North.
Nur er konnte es sein.
Wer denn sonst?

»Brooklyn?«
Ich senkte das Megaphon.
Brooklyn sah mich an.
»Du bist North, oder? Derjenige, der in mich verliebt ist?«
Obwohl das Megaphon sich nicht in der Nähe meines Mundes befand, war das eingebaute Mikrofon wohl so empfindlich, dass es sogar meine entfernte Stimme wahrnahm.

Brooklyn's überraschter Blick verwandelte sich in einen zuerst verwirrten, dann in einen wütenden.
Der Coach räusperte sich, als Brooklyn auf mich zuging, doch er ignorierte seinen Coach mit einer solchen Kraft, dass er mir beinahe Angst machte.
»North?«, hakte ich nach.
»Du bist es, nicht wahr?«
Meine Stimme klang beinahe hilflos und hallte laut durch die Menge.
Sein Blick wurde kalt, gleichgültig.
»Denkst du immer noch ernsthaft, dass ich North bin? Ich bin es nicht. Wieso denn auch?«
Er stand direkt vor mir.
»Nur du kannst es sein.«,
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, nun eher nervös.
»Denkst du etwa, ich könnte dich mögen? Wer bist du denn schon? Du bist ein Versager, ein Niemand. Dass du so verzweifelt bist, und mir so etwas anhängst, hätte ich niemals erwartet.«
Brooklyn's Stimme war auch deutlich zu hören.
»Lügen über Lügen, South. Lieber würde ich sterben, als mich mit dir abzugeben.«

Er hatte es getan.
Er hatte mich verletzt.
Er tat mir weh.
Die Leute auf der Tribüne begannen zu lachen, als sie verstanden, was los war und zeigten mit den Fingern auf mich.
Ich senkte den Blick.
»South, ich liebe dich nicht. Und werde es nie tun.«
»Und wer ist dann North?«, schoss ich zurück, die Augen mit Tränen gefüllt.
Nun begann er zu lachen.
Höhnisch.
»Vielleicht ist er ja nur ein Hirngespinst. Bei dir weiß man ja nie. Vielleicht bildest du dir das alles ein - Du bist verrückt! Das muss es sein!«, Seine Stimme schwoll an, wurde immer lauter, sodass nun jeder es hörte.
Das Lachen um mich herum wurde immer lauter.
Immer wilder, hämischer.
Brooklyn lachte am lautesten.

Die Panik packte mich.
Ich hatte Angst, verspürte Wut und so heftige Enttäuschung, dass ich zu schluchzen begann und mich an der Luft verschluckte. Der Schmerz machte sich überall breit, während ich hustete und weiterhin das hämische Gelächter hörte, das in meinen Ohren klingelte.

Als ich im nächsten Moment tief Luft holte, bemerkte ich, dass ich nicht mehr atmen konnte.
Ich bekam keine Luft mehr.
Es war schrecklich.
Ich kannte es zu gut.
Dieses Gefühl, dass einem die Luftröhre abgedrückt wurde.
So als würde man ersticken.
Verzweifelt versuchte ich, zu atmen, während mir die Tränen in die Augen so heftig traten.
Ich kollabierte.
Und nur eine Person wusste von der Verengung meiner Aorta.
»North...«, krächzte ich.
Dann schlossen sich meine Augen.
Ich glitt zu Boden.
Stille.

𝙉𝙊𝙍𝙏𝙃 𝘼𝙉𝘿 𝙎𝙊𝙐𝙏𝙃 | ✓Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora