Im Sonneuntergang

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Melina sah von dem Blatt auf, das vor ihr lag. Sie legte ihren Bleistift zur Seite und atmete tief durch.
Dann legte sie den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Das Schreiben strengte sie immer wieder an, doch es tat unglaublich gut, sie fühlte sich danach jedesmal wie befreit.
Der letzte Satz, den sie gerade geschrieben hatte, kam ihr wieder in den Sinn. Sie dachte einige Sekunden
über ihn nach und öffnete dann die Augen. Das helle Licht des Sonnenuntergangs blendete sie ein
wenig, doch die warmen Strahlen wirkten wie Balsam für die Seele.
Die Wärme umschlang sie, umhüllte sie wie eine Umarmung, sog sie völlig in sich auf.
Ein angenehmer Windhauch streifte durch ihre lockigen Haare und bewegte das Gras der Wiese, die sie
umgab und auf der sie seit einigen Stunden saß.
Nein, dachte sie, nicht die Natur verschloss sich vor uns. Es waren die Menschen, die ihr Herz verschlossen. Vielleicht um sich zu schützen, vor der Liebe anderer und ihrer eigenen Liebe, weil sie
Angst haben. Angst, Gefühle zu zeigen und verletzt zu werden.
Melina kannte das Gefühl zu gut. Es hatte sie zu lange zerfressen, innerlich, denn sie hatte sich zu lange
versteckt, sich und ihre Gefühle, vor anderen und vor sich selbst.
Es hätte sie kaputt gemacht.
Sie hatte das begriffen, es hatte keinen Sinn sich zu versteckten. Liebe ist etwas viel zu Schönes, um sie zugrunde gehen zu lassen, dachte sie und lächelte.
Sie wusste, dass noch viele Rückschläge und Enttäuschungen vor ihr lägen, doch das würde sie nicht mehr davon abhalten, die Welt durch ihre Liebe ein Stückchen besser zu machen.
Die Sonne war nun untergegangen und Melina lief, barfuß und mit einer dünnen Jack ein der Hand, über
die Wiese zurück zum Haus.

~𝒥𝐵

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