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Ich ging schweigend neben ihm im rauschenden Regen her, bis wir vor den Toren einer kleinen Stadt standen. Meinen Orientierungssinn hatte ich schon lange verloren. Ich hatte keine Ahnung ob ich im Kreisgelaufen war und nun wieder auf direktem Weg nach Berlin war, oder ob ich auf dem richtigen Weg um weit weg von Berlin zu kommen bin. «Wer bist du?» mit dieser Frage versuchte ich die Stille zu brechen aber seine Antwort war mehr als unerwartet. «Das weisst du schon längst Anna.»

Ich wusste nicht ob ich jetzt vor Panik wegerennen sollte, oder nach denken von wo er meinen Namen wusste und von wo in aller Welt ich wissen sollte wer er ist. «Überleg nicht zu lange Anna. Unsere Wege können sich schon bald wieder trennen.» Er sah mich mit seinen grossen Augen von der Seite an. Dieser Blick. Von irgendwo kannte ich diesen Blick. «Julian?» seine Augen blitzten. «Was ist passiert du siehst anderst aus, du bist ein komplett anderer Mensch. Das ist nicht möglich. Ich werde verrückt.»

Es kullerte mir eine Träne über die Wange und ich umarmte ihn. Die Umarmung fühlte sich so echt an und trotzdem zweifelte ich an mir selber. Das war nicht möglich

«Liebes, du hast da doch dieses Taschentuch. Sieh dir die darauf eingestickten Initialen doch mal bitte für mich an.» Ich holte es heraus obwohl ich genau wusste dass dort die Initialen J.K eingestickt waren. Ich fuhr mit meinen trockenen Fingern über die Stickerei und begann zu weinen. «Das ist deins oder? J steht für Julian.» er nickte und hielt meine Hand. «Dann gehört dir auch der Rucksack. Ich wird dir die Sachen natürlich zurück geben.» Ich kniete vor ihm auf die Strasse und wollte beginnen den Rucksack auszuräumen, als auch er sich zu mir auf den Boden kniete und mir tief in die Augen sah. « Tu das nicht.» er steckte meine Sachen zurück in den Rucksack und hängte ihn mir wieder über den Rücken. «Und jetzt geh Anna. Du findest deinen Weg.» Ich ging ein paar Schritte drehte mich nochmals um, dass ich ihm noch einmal in die Augen sehen konnte, doch er war nicht mehr da. Tränen liefen mir über die Wange und ich setzte meine Schritte fort.

Was ist nur los mit mir. Vielleicht wäre ich besser zu Hause geblieben und hätte mein Ende mit meiner Mutter in meinem engen, kleinen, dunklen Zimmer gefunden, als nun das Gefühl zu haben dass man jemanden verloren hat den es gar nicht gibt.

Der Gedanke dass sich Julian so verändert hat und wie aus dem nichts erschien bereitete mir Bauchschmerzen. Was stimmt nur nicht mit mir? Dass ist gar nicht möglich ausserdem erscheint er mir aus dem nichts und ist aufs mal älter, hat eine andere Augenfarbe und ist auch sonst einfach ein komplett anderer Mensch. Ich klopfte mir mit meiner trockenen mit rissen durchzogenen Hand ein Paar mal auf die Wange.

Ich lief weiter und musste mir selber immer wieder zu sagen dass ich doch einfach spinne. Existierte Julian überhaupt oder bildete ich mir einfach schon seit der ersten Minute seit dem ich zu Hause aus dem Haus ging ein? War er nur ein Hirngespinst welches ich mir machte, damit ich nicht einsam und alleine war, suchte ich mir halt und Vertrauen an einer nicht realen Person? Was lief nur Falsch mit mir? Ich glaubte nie an das Leben nach dem Tod oder geschweige dann an Geister und Rachsüchtige Seelen, doch meine Erscheinungen von Julian machten mir langsam Angst und brachten mich zum grübeln.

Was, wenn Julian wirklich ein Geist war und somit mit seinem Rucksack so zu sagen immer mit mir mitwanderte? Was wenn er mich genau in die falsche Richtung führte und mich direkt in den Krieg leitete, was wenn ich geradewegs in die Arme des Führers geleitet werde, das wäre mein sicherer Tod.

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⏰ Last updated: Jan 30, 2020 ⏰

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