Kapitel 1

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3 Monate später

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Ich laufe mit Josie zum Mathe-Zimmer, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstosse. Aber so volle Kanne.

"Äh hallo, pass mal auf wo du lang läufst!", fahre ich die Person an. Erst da fällt mir auf, dass es der heisseste Junge der Schule ist. Ich könnte mich gerade ohrfeigen.

"Wow, sorry, es war ja keine Absicht." Und dann entfernt er sich wieder.

Ich könnte mich immer noch ohrfeigen, ich bin einfach zu blöd. Da habe ich ernsthaft grade den Schulschwarm total angeschnauzt.

Josie hat das alles auch mitbekommen: "Sach ma, jets noch", sagt sie mit gespieltem Akzent, ", du kannst doch nicht einfach so mit Ethan reden. Hach, du hättest so einen kitschigen Filmmoment daraus machen können. Stell dir vor, dir wären dann auch noch deine Bücher runtergefallen, er hätte dir helfen wollen sie aufzuheben, eure Hände hätten sich berührt, ihr hättet euch in die Augen geschaut und sofort bemerkt, dass ihr für einander bestimmt seid. Und dann wärt ihr zusammengekommen und die ganze Schule wäre eifersüchtig auf dich. Tada!"

"Hahahah, ach Josieeeee. So was passiert doch immer nur im Film.", ziehe ich meine beste Freundin auf. Sie studiert ebenfalls Kommunikationswissenschaften und manchmal habe ich das Gefühl, für sie ist das ganze Leben ein Film. Mit einem vorbestimmten Happy-End natürlich. Und ja, meine beste Freundin. Wir haben bemerkt, das wir uns perfekt ergänzen. Ich bin mittlerweile heilfroh, sie als Zimmergenossin zu haben.

"Ich weiss, ich weiss. Des is' mir ja jetzt auch echt peinlich, aber mei, was soll ich denn machen. Jetzt ist es halt passiert und er ist ja auch nur ein normaler Junge und ich weiss gar nicht, was alle an ihm finden..... okay, scheisse Josie. Er ist die bestaussehenste Kreatur, die ich jeh geshen habe, ich bin so doof, was hab' ich nur gemacht. "

"Okay okay, ich hab' da schon so 'nen Plan: du entschuldigst dich einfach bei ihm."

"Ähm, sach ma, jehts noch?", frage ich sie diesmal. "Ich kann doch nicht einfach zu ihm hingehen, so a la 'Hei Ethan. Übrigens 'tschuldigung wegen vorhin.' Da wär' ich ja noch blöder."

"Ne, Lizzy. Ich würdet dann schön ins Gespräch kommen, und und und. Ne klar, ich versteh dich schon. Des war auch mehr 'n Witz von mir."

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In der Mittagspause rennen wir wie immer in die Mensa, die ist immer so schlimm überfüllt. Josie geht sofort zu den Microwellen und ich stelle mich in der Kantinen-Reihe an.

Und da steht er wieder, zwei Leute zwischen uns. Okay Lizzy. Du schaffst das jetzt. Du gehst zu ihm und sagst entschuldigst dich. Easy-peasy.

Also nehme ich all meinen Mut zusammen und tippe ihm von hinten auf die Schulter. Als er sich zu mir umdreht, weiss ich einfach nicht mehr, was ich sagen wollte. Verdammt, ist der schön! Das war mir ja vorhin noch gar nicht aufgefallen. Seine Haut ist blass, aber das passt perfekt zu seinen tiefschwarzen, voluminösen und leicht gewellten Haaren. Er hat diese typische Jungs-Frisur und sieht dabei umwerfend aus. Noch dazu hat er blaue Auen, als wäre der Himmel in ihnen gefangen. Hach...

"Ähm, is' was?", meldet er sich zu Wort und schaut mich dabei fragend an. Seine tief blauen Augen schauen mich dabei herausfordernd an.

"Also, wegen vorhin...ähm, da wollt' ich dir nur noch sagen, dass es mir-",  ich halte inne. Scheisse, wieso verschlägt es mir die Sprache?! Ich gehöre auf keinem Fall zu denen, die ihn anhimmeln und  keinen klaren Gedanken bei seinem Anblick fassen können. Lizzy, bleib stark! Lass dich nicht von seinen bildschönen Augen irritieren! Mist, sag jetzt endlich etwas.

Ethan zieht belustigt eine Augenbraue hoch. "Ja..?". Ich spüre wie meine Wangen sich erröten. Na toll, vermutlich sehe ich jetzt aus wie eine Tomate. Ich seufze auf und meine dann: "'tschuldigung, wegen vorhin, aber eigentlich bist du mir im Weg gestanden. Also erwarte ich auch eine Entschuldigung deinerseits." Ich setze ein einigermassen selbstbewusstes Gesicht auf. Was labere ich da für eine Scheisse!  "So so", sagt Ethan grinsend und mustert mich dabei. Ich drehe mich auf dem Absatz um und eile erhobenen Hauptes zu Josie. Ich fliehe praktisch. Nach Josies Blick zu urteilen, muss das ziemlich bekloppt aussehen. Aber Sport hat noch nie zu meinen Stärken gehört, genau wie das selbstbewusste Auftreten vor Jungs oder sonst wen.

Als ich schon bei Josie bin, spüre ich immer noch seinen Blick im Rücken.

"Ulala, was seh' ich da, ein verliebtes Ehepaar?", neckt mich Josie mit einem verschmitzten Lächeln. Als Antwort verdrehe ich meine Augen und täusche vor sie zu boxen. Sie weicht mir mit einer dramatischen Geste aus und wir müssen beide lachen.

Auf dem Weg zu unseren Spinden, gehen wir an dem Musikraum vorbei. Die Tür ist halb offen und ich höre wie jemand auf einer Gitarre klimpert und dazu summt. Ich halte vor der Türe inne und riskiere einen Blick hinein. Mein Atem stockt für ein Moment. Im Raum befindet sich ein etwas älterer Junge, der gedankenverloren vor sich hin summt. Seine rotbraunen Haare fallen ihm strähnenweise in Gesicht und bedecken so seine Augen. Der Kleidungsstil von ihm ist dunkel gehalten, was ihm sehr steht. Er hat eine warme, tiefe und beruhigende Stimme, die mich dazu animiert den Raum zu betreten. 

Ich schliesse die Tür leise hinter mir zu und nähere mich dem Jungen. Anscheinend hat er mich bemerkt, denn er schaut auf. "Hi", flüstere ich und lächle ihm schüchtern zu. "hei, wieso flüstern wir?", fragt er mich mit einem grinsen und zeigt seine Grübchen. Ich laufe rot an. Mist, schon das zweite mal an diesem Tag, dass ich rot werde und...wow! Diese Augen...

Mein Blick fällt auf seine Augen und bleibt dort hängen. Diese tiefbraunen Augen strahlen so viel Wärme aus und besitzen eine gewisse Melancholie, dass ich mich in ihnen verloren haben. "Äh, weiss nich'...", gebe ich offen zu. Ich schaffe es, mich von seinen wunderschönen Augen loszureissen und mustere ihn von oben bis unten: Ich schätze, dass er etwa einen halben Kopf grösser ist als ich und auch zum älteren Jahrgang gehört. Jetzt erst nehme ich seinen Duft wahr und muss einen Seufzer unterdrücken. Man, riecht dieser Junge gut!

"Kann ich dir irgendwie weiterhelfen? Suchst du etwas oder hast du dich verirrt?", fragt er mich. Ich reisse mich von seinem Anblick los und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. An den Wänden sind verschiedene Schallplatten aufgehängt und es befinden sich die verschiedensten Instrumente im Raum. "Nein", antworte ich ihm. "Nein?", meint er nur und seine Augen mustern mein Gesicht. 

"Weiss' du, ich habe jemand spielen gehört und bin nur neugierig gewesen, wer das sein könnte.", sage ich ihm und schaue dabei auf seine Gitarre. "So ist das also", sagt er mit einem unwiderstehlichem Grinsen und schaut mir dabei tief in die Augen, als suche er etwas, "und hat es dir gefallen, was du gehört hast?".

Im ersten Moment bin ich etwas sprachlos über seine direkte Art, finde jedoch schnell meine Sprache wieder. Ich setze ein skeptisches Gesicht auf und meine: "Also wenn du mich so fragst...ich fand es schrecklich und wollte wissen wer diesen Kracht verursacht."

Er sieht mich erschrocken an und ich muss laut auflachen. "Das war ein Witz", kläre ich auf und kann es mir nicht verkneifen, ihn anzuschubsen. Er schaut verdutzt, stimmt dann aber beim Lachen mit ein. "Aber jetzt im Ernst, hat es dir gefallen?", fragt er mich abrupt und sieht mir ernst in die Augen. "Ja, sehr sogar", antworte ich ihm und lächle. Er erwidert das Lächeln und setzt zum Sprechen an, als er von der Schulklingel unterbrochen wird.

So das wärs bis jetzt mal, wir hoffen es gefällt euch und würden uns über eure Meinung freuen. <3

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⏰ Last updated: Feb 08, 2020 ⏰

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Paris - kopfüber verliebtWhere stories live. Discover now