Der Tag verstrich schneller als erwartet, und Ilma wollte den Elbenkönig nicht allzu lange warten lassen. Sicher würde es dann nur noch schlimmer für sie werden, als es ohnehin schon war. Gegen Nachmittag kämpfte sie mit ihrem inneren Widerwillen und rappelte sich schließlich vom Bett auf. Nachdenklich verharrte sie einen Moment in der Mitte des Zimmers. In einem Kleid gegen den König anzutreten wäre sicher unklug, also zog sie sich murrend um und stapfte schließlich in Hose und Hemd zum Trainingsplatz.
Bei jedem kleinen Geräusch zuckte sie zusammen, immer noch erwartete sie irgendeine Art von Bestrafung für den bloßen Gedanken, das Reich verlassen zu wollen. Sie wusste einfach nicht, wie sie König Thranduil einschätzen sollte. Wenn sie ihn ansah, schien er wie eine Mauer aus eiskaltem Kalkül. Wie weit er gehen würde, konnte sie unmöglich wissen. Wieder ließ ein Geräusch zu ihrer Linken sie aufschrecken. Ihr Kopf wirbelte herum, bereit, sich zu verteidigen, falls nötig. Doch es war nur ein Eichhörnchen, das im Gebüsch nach einer Nuss suchte. Ein Lächeln schlich sich auf Ilmas Lippen, während sie weiter zum Übungsplatz lief. Sie würde hier noch paranoid werden.
Thranduil hatte den Übungsplatz den ganzen Tag über im Auge behalten. Als er die Elbin tatsächlich auftauchen sah, seufzte er leise. Es war nun an der Zeit, sie in ihre Schranken zu weisen. Mit zwei Holzschwertern kam er zum Übungsplatz geschlendert und drückte Ilma eines in die Hand. »Greift mich an!« Seine Stimme war kühl, als er zwei Schritte zurücktrat und Ilmas Angriffsstellung musterte. Unzufrieden verengte er die Augen. Hatte sie denn gar nichts aus dem gestrigen Training gelernt? Wo war ihre Deckung hin?
Ilma musterte den Elbenkönig misstrauisch. Sein Blick war undurchdringlich, sie konnte nicht erahnen, was er dachte. War es wirklich klug, ihn einfach anzugreifen, oder war es eine Falle? Nach einer Weile unangenehmer Stille hob Ilma das Schwert und begann anzugreifen. Der König wich jedoch lediglich zurück und machte nicht einmal den Anschein, sich verteidigen zu müssen. Ein paar einfache Handbewegungen reichten ihm, um sie komplett unter Kontrolle zu halten.
Thranduils zurückhaltende Reaktion ließ Ilma übermütig werden, und sie vernachlässigte ihre Deckung noch mehr. Sie versuchte, ihre Angriffe schneller auszuführen, und ignorierte dabei, dass auch ihre andere Körperhälfte im Kampf geschützt sein musste. Der König verteidigte sich gelangweilt und konnte kaum fassen, wie leichtsinnig sie das Training behandelte. Wie töricht dieses Mädchen war!
Schließlich riss Thranduils Geduldsfaden, und er konterte ihren Angriff mit harten, schnellen Schlägen. Verbissen fixierte er die Elbin, während er sie energisch zurückdrängte. Ilma stolperte verdutzt zurück, unfähig, der mächtigen Präsenz des Königs auszuweichen. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Er könnte sie mit einem einzigen Schlag töten, selbst mit einem Holzschwert. Plötzlich wirbelte Thranduil geschickt um sie herum und gab ihr einen kräftigen Tritt in die Kniekehlen, sodass sie in die Knie ging. Sein Schwert hielt er ihr an die Kehle. Sie war kreidebleich angelaufen, fassungslos, wie mühelos er sie bezwungen hatte. Mit einem ungehaltenen Blick musterte er die Elbin. »Ihr verteidigt euch nicht!«
Ilma blinzelte verdutzt, fand jedoch schnell ihre Stimme wieder, der Angriff hatte gewaltig an ihrer Ehre gekratzt. »Ihr habt mir gesagt, ich solle euch angreifen, nicht mich verteidigen!« Aus Trotz trat sie ihm gezielt gegen das Knie, woraufhin er unerwartet aus dem Gleichgewicht geriet und zu Boden fiel. Schnell rollte Ilma sich zur Seite und setzte ihm das Schwert auf die Brust. »Ihr seid ebenfalls nicht unfehlbar! Ich bin hier fertig.« Sie nahm das Schwert weg und drehte sich zum Gehen, als der König sich wütend aufrappelte.
Thranduils Blick funkelte vor Zorn. »Wer sagt, dass ihr genug habt?! Wann ihr fertig seid, bestimme ich allein! Und solange ihr hier seid, übt ihr gefälligst!« Es kostete ihn einige Selbstbeherrschung, ihr nicht zu zeigen, wie wenig sie wirklich konnte. Vor Wut kochend lief er zum Rand des Übungsplatzes, nahm Pfeil und Bogen und drückte sie Ilma in die Hand. »Wie gut seid ihr im Bogenschießen?«

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Thranduil - Der eiskalte König ✓
Fanfiction[WIRD ÜBERARBEITET!] Wundert euch nicht, wenn der Schreibstil sich zwischen zwei Kapiteln ändert oder auf einmal vermehrt Rechtschreibfehler usw. vorkommen. Insbesondere das Wort "minimal" hat sich in sehr viele Kapitel eingeschlichen. Ich bin da...