Chapter 10

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"Hier liegt ein Brief", bemerkte Kaden und meine Aufmerksamkeit lag sofort auf ihm. Angespannt schloss ich den Abstand zwischen uns und schaute gebannt auf das Stück Papier, das er in seiner Hand hielt. An einer Seite war es gerissen, so als stammte es aus einem Buch und war beidseitig beschrieben. Bei näherem betrachten stiegen Tränen in meine Augen. Das war Emilys Handschrift.
Mit einem seufzer setzte sich Blake auf einen Sessel und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Mein Blick huschte jedoch wieder schnell zurück zu Kaden, der sein Blick jetzt auf die ersten Worte richtete.

Heute war einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Heute morgen hatte es noch so gut ausgesehen. Wir hatten uns alle gut vertanden, vorallem wir Mädchen. Ich bin froh, dass Cora und ich uns wieder angefreundet hatten, nach all den Strapazen vor Jahren. Es hatte mir noch nie so viel Spaß gemacht mich schick zu machen, als mit den besten Freundinnen die ich hatte. Also lehnt euch zurück und entspannt euch. Das hier geht ganz allein um Blake und mich und ich möchte, das ihr alle davon erfahrt.

Schokiert riss ich meine Augen auf. Das hatte doch Emily geschrieben, wie konnte es dann nun sein, das nach ihrem Tod wir genau hier an diesem Ort sind. Sie hatte es geplant und jetzt bringt es dieser Stalker zu Ende?

Draußen hatte es wieder diese angenehme Sommertemperatur und die Salzluft wehte mir wieder die Haare in mein Gesicht. Lachend kamen wir beim Feuer an und schlossen zu euch Jungs auf. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, was zwischen dir Bea und Kaden war. Ich freute mich für euch, als ich eure Blicke sah und machte mich auf den Weg etwas zu trinken holen. Ihr wart schon eine Weile dort, deshalb war schon reichlich Alkohol geflossen. Das hat mir auch dein Atem verraten Blake, als du so plötzlich vor mir standest. Ich weiß noch ganz genau wie du zu mir sagtest 'Kaden und Bea sind schon gegangen, lass uns es ihnen gleich tun'. Ich hatte mir nichts weiter gedacht . Doch das vom Alkohol verklärte Lächeln hätte mir schon eine Warnung sein sollen. Dennoch bin ich dir gefolgt ich dummes ahnungsloses unschuldiges Mädchen. Zumindest war ich es noch, bis du mich hinter eine Hecke gezerrt hast. Weiter werde ich nicht darüber schreiben. Es hat mich bis jetzt schon viel Überwindung gekostet es schon aufzuschreiben, denn durch Worte wird es erst real.

Ich hatte es schon aufgegeben meine Tränen weg zu wischen, die mir stumm über die Wangen liefen. Blake hatte sie vergewaltigt. Eine Person, mit der ich schon des öfteren Zeit unter einem Dach verbracht hatte hat so etwas getan. Er hat es Emily angetan, das reinste und netteste Mädchen das ich kannte. Wie konnte sie nur mit so einer Bürde klar kommen. Ich war nicht für sie da, sie hatte es mir nie anvertrauen wollen und ich hatte sie in dem Moment im Stich gelassen, als ich nur an mich gedacht hatte. 
Ich gab nicht nur Blake diesem Bastard gerade die Schuld sondern auch mir selbst. Wäre ich an diesem Abend nicht nur mit mir beschäftigt gewesen hätte ich die Zeichen gesehen, der zerrissene Saum ihres Kleides, das sie als 'hängen geblieben' abtat, der Sand in ihren Haaren und das ungute verdächtige glitzern in ihren Augen. Sie war nur noch eine Hülle ihrer selbst und ich dachte es wäre nur eine Phase. Nach einer Woche habe ich nicht mehr darüber nachgedacht, doch sie hat es bestimmt noch bis zu ihrem Tod beschäftigt. Es sei denn Blake hatte die Wahrheit gesprochen und sie hatte ihm verziehen. Das würde nur noch mehr beweisen, wie sehr sie es verdient hätte zu leben.
"Steht da sonst noch was Kaden", fragte Cora mit belegter Stimme. Sie selbst war auch ganz blass um die Nase und unruhig knetete sie ihre Hände in ihrem Schoß. Sie schien sichtlich nervös und nicht nur betroffen von den neusten Erkenntnissen zu sein. Es musste bestimmt auch noch etwas mit ihr im Zusammenhang stehen, was sie so ängstlich stimmte. "Hier steht nur noch in einer anderen Schrift, das wir zum Ort des Geschehens gehen sollen. Ist das sein ernst ? Soll ich jetzt ernsthaft zu diesem Ort wo dieser Mistkerl die scheiße mit meiner kleinen Schwester abgezogen hat ? Sei froh, dass ich mich jetzt schon zurückhalte Bones, aber für später garantiere ich nichts !" Kaden zitterte vor Wut und ich konnte ihn nur zu gut verstehen, doch im Gegensatz zu ihm richtete ich nicht all meine Wut gegen Blake. "Ich muss kurz an die frische Luft", brachte ich noch heraus und stürmte an dem in Gedanken versunkenen Jason vorbei, zur Hintertür heraus. Schnell lief ich die Verandastufen hinunter um von diesem Ort zu verschwinden, den dort saßen wir gerade als Emily zurück kam. Ich konnte einfach ihren Blick nicht mehr aus meinen Gedanken verdrängen, immer wieder die gleichen Worte wiederholten sich und etwas zerriss langsam in meinem Inneren. Ich schnappte nach Luft, es war einfach zu viel. Kurz vor dem Wasser blieb ich stehen. Jemand rief meinen Namen, doch ich nahm alles nur noch durch einen Nebel wahr. Meine Lunge schmerzte bereits aufgrund meiner unregelmäßigen Atmung. Das war sicher ein Nervenzusammenbruch, den ich gerade erlitt, doch ich konnte nichts dagegen tun. Immer mehr rang ich nach Luft, bis ich schmerzhaft auf meine Knie sank und laut aufschluchzte. Tränen rannen mir die Wangen herunter und mein Blick war leer gen Horizont gerichtet, wo der Himmel das Wasser berührte. 
Alles war nun still und leer. 

Schmerzlos. 

Einfach. 

Erträglich. 

 

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