3. Autsch ... das war deutlich

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Die folgenden Tage vergehen wie im Flug und ehe ich mich versehe, ist Sonntagabend. Ich sitze praktisch auf gepackten Koffern und warte nur darauf, dass Montag ist und ich meinen neuen Job bei Mr. Warner beginnen kann.

Seit meinem Anruf hat er sich nicht mehr gemeldet und so weiß ich nicht, wann ich morgen überhaupt da sein soll. Da ich alle anderen Arbeitgeber am Morgen nach meinem Vorstellungsgespräch bei Mr. Warner angerufen und gekündigt habe, kann ich eigentlich gleich morgens zu ihm fahren.

Die Nacht ist − wie schon die letzten − unruhig. Immer wieder schrecke ich hoch und kann mich nur vage an Träume über hohe Rechnungen und Koffer auf Straßen erinnern.

Am nächsten Morgen bin ich wie gerädert und mache mich schnell im Badezimmer mit den schimmeligen Fugen fertig. Anschließend nehme ich die gepackten Taschen, lege meine Kündigung und den letzten Beitrag zur Miete auf den klebrigen Küchentisch und gehe zur Bushaltestelle. Vermutlich wird niemandem auffallen, dass ich weg bin.

Siebzig Minuten später – ja, ich habe auf die Uhr gesehen und ja, es ärgert mich etwas, dass er recht hatte – stehe ich wieder vor der massiven Tür und klingle.

Wie beim letzten Mal dauert es ein paar Minuten, doch schließlich reißt Mr. Warner die Tür auf.

Mir stockt der Atem.

Er trägt nur ein weißes Hemd und eine hellgraue Anzughose, seine Füße sind nackt.

»Mr. Boyle«, sagt er in gleichgültigem Tonfall.

Ich lächle höflich. »Guten Morgen, Mr. Warner. Ich hoffe, ich bin nicht zu früh.«

Er hält die Tür ein Stück auf und ich husche hinein. »Kurze Nacht?«, fragt er. »Sie sehen scheiße aus.«

Ich erstarre kurz und bleibe unwillkürlich stehen.

Noch habe ich den Vertrag nicht unterschrieben. Noch kann ich mich einfach umdrehen und ihm sagen, was für ein arroganter−

Mein Blick fällt auf den Spiegel neben der Tür und ich stelle fest: Er hat recht. Meine Augen werden von dunklen Schatten geziert und meine Lider sind aufgequollen.

Mr. Warner steht mit vor der Brust verschränkten Armen an der Tür und betrachtet mich abschätzig. »Wollen Sie da stehen bleiben?«

Ich schüttle schnell den Kopf und greife meine Taschen, um ihm zu folgen.

Dass ich meinen gesamten Besitz in drei großen Taschen mit mir herumschleppe, scheint meinen neuen Boss nicht zu interessieren. Er geht mit langen, schnellen Schritten durch das riesige Anwesen und ich stolpere buchstäblich hinter ihm her.

»Gästezimmer, Gästebad, Ankleidezimmer«, zählt er an verschiedenen Türen, an denen wir vorbeikommen, auf. »Fitnessraum, daneben die Sauna. Montags, mittwochs und freitags von sechs bis zehn Uhr abends nicht betreten. Zu allen anderen Zeiten dürfen Sie beides auch nutzen, täte Ihnen sicherlich gut, Mr. Boyle.«

Wütend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

Will er damit etwa sagen, dass−

Doch er schreitet schon weiter und erklärt: »Dahinten ist der Pool, der auch einen Außenbereich hat. Unter der Woche jeden Abend von fünf bis sechs Tabu für Sie, am Wochenende in Absprache mit mir.«

An der nächsten Tür hält er kurz und zeigt darauf. »Mein Schlafzimmer. Es ist selbstredend, dass Sie zu keiner Zeit darin erwünscht sind.«

Autsch ... das war deutlich.

Ich blicke nur auf den Boden und nicke. Natürlich war mir diese Regel schon vorher klar, aber schön, dass er es nochmal betont hat.

Ohne mich zu beachten, geht er den Gang entlang und biegt um die Ecke. Nach einigen weiteren Türen, deren Hintergrund ich kaum mitbekomme, bleibt er stehen.

Working Hard - Don't fall for your boss [Leseprobe]Where stories live. Discover now