N E U N Z E H N

16.3K 612 65
                                    

Erst nach dem Abendessen tauchte Julian wieder im Zimmer auf. Wir redeten nicht miteinander, wir grüßten uns nicht einmal.

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zu so einem Renaissance-Königspalast, wo wir länger mit dem Bus hinfahren mussten. Paul wechselte ständig zwischen Julian und den anderen Jungs. Ab und zu kam er auch zu mir und redete kurz mit mir. Er konnte wirklich voll nett sein. Julian und ich wechselten wieder kein Wort, aber unsere Blicke trafen sich einige Male.
Doch er schaute immer schnell wieder weg, was mich verletzte. Ich war froh, dass wir am nächsten Tag schon wieder nach Hause fahren würden. Der Ausflug dauerte den ganzen Tag, sodass danach nur noch Essen und Packen angesagt war. Ich verstaute einige Sachen im Koffer und legte mich dann auch ins Bett. Ich skippte noch ein wenig durch Social Media, aber ging bald schon schlafen. Am nächsten Morgen zog ich mich an und legte die letzten Sachen in meinen Koffer. Dann verließen wir das Hotel und stiegen in den Bus. Ich saß etwa in der Mitte. Allein. Julian saß weiter vorne zusammen mit Paul und die anderen beiden Jungs waren irgendwo hinten. Ich lehnte meinen Kopf gegen das Fenster und sah der vorbeiziehenden Landschaft zu. Bald darauf schliefen die meisten Mitschüler und der Rest saß still da und hörte Musik oder schaute etwas auf den Handys. Nur Paul und Julian diskutierten. Ich schnappte außer meinem Namen nur Wortfetzen auf. Ich hatte mich bestimmt verhört. Wieso sollten sie schon über mich reden? Wir fuhren stundenlang und kamen Abends an unserer Schule an.

Mir fiel ein, dass ich ja gar nicht heimkommen konnte, weil Julian mich hingefahren hatte. Ich holte meinen Koffer aus dem Bus und überlegte schon ob ich laufen oder lieber ein Taxi rufen sollte. Julian lief an mir vorbei und machte eine Kopfbewegung, die mir zeigte, dass ich ihm folgen sollte. Etwas erleichtert aber ebenso unsicher lief hinter ihm her und er packte meinen Koffer ins Auto. Wieder schwiegen wir und stiegen ein. "Danke", murmelte ich. Was eine Überraschung: auf der Fahrt schwiegen wir auch. Julian hielt vor meinem Haus. "Danke. Kannst du bitte den Kofferraum aufmachen?", fragte ich und öffnete die Tür. "Warte", meinte er. "Ach, ich melde mich morgen. Schlaf schön", sagte er nur und machte den Kofferraum auf. Ich holte meinen Koffer und ging ins Haus. Dann warf ich meine Sachen in einen Wäschekorb und ging anschließend schlafen.

Ich pennte bis Mittag und als ich auf wachte, sah ich 3 vermisste Anrufe von Julian. Dann klingelte mein Handy nochmal und ging ran. "Sorry, hab bis gerade gepennt", meinte ich. "Wie kann ein Mensch nur so viel schlafen wie du?", lachte Julian. "Was wolltest du denn bereden?", fragte ich. "Ähm... ja... also es ist ja so wie es jetzt ist ziemlich scheiße. Find ich zumindest", begann er. "Mhm", machte ich. "Ich wollte das halt sozusagen klären. Ich... können wir das bitte nicht am Telefon machen?", wollte er wissen. "Ich geh nur noch schnell duschen, aber du weißt ja eh wo der Ersatzschlüssel ist, also komm einfach rein", antwortete ich. "Ok super, bis gleich!"

Ich sprang schnell unter die Dusche und zog mich um. Danach ging ich ins Wohnzimmer, wo Julian schon auf dem Sofa saß. Er lächelte mich an. Ich hatte dieses Lachen so sehr vermisst. "Ok, also was ich sagen wollte ist, dass ich Gefühle für dich hab. U-und zwar sehr starke. Noah, ich hab keine Ahnung wer ich bin, ob ich bi bin oder doch schwul oder was anderes? Keine Ahnung, aber ich will dich! Fuck, ich... Ich wär gern dein Freund... Also fester Freund", gestand er. "Ist das dein Ernst?", fragte ich. "Ja?", antwortete er mit fragendem, unsicherem Unterton. "Also ja ich würde auch gern mit dir zusammen sein, aber was ist denn mit deinem Ruf?", erkundigte ich mich. "Ach fick das doch. Du bist mir wichtiger. Außerdem bekommen wir das gemeinsam hin. Wir haben noch eine Woche Schule vor den Sommerferien. In der Zeit schaffen wir es die Schüler von diesem homophoben Denken wegzukriegen", sagte Julian fest entschlossen. "Ähm ok", brachte ich raus. "Darf ich dich ab jetzt meinen Freund nennen?", hakte er vorsichtig nach.
"Ja", grinste ich. Er hob mich hoch und drehte mich einmal rum. Dann zog er mich an meiner Hüfte zu sich ran und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und legte meine Arme um seinen Hals.



Little gay boy | BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt