Ginny

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(Ginny's Blickwinkel)

(Zur Zeit bevor die Explosion stattfand)

Ginny ging die verzauberte Treppe herunter, die sich quietschend und knackend unter ihr drehte.
Bis vor drei Minuten hatte sie noch im Gemeinschaftsraum an ihren Verwandlungshausaufgaben gesessen und sich die roten Haare gerauft, um wenigstens irgendetwas von dem zu verstehen, was Professor McGonagall in der Stunde zuvor vergeblicherweise versucht hatte, ihr in den Kopf zu bekommen.
Zur Belohnung für die nicht allzu lange Aufschiebung der Hausaufgaben hatte sie sich einen grünen Apfel genommen, den sie jetzt munter am Knabbern war.
Unten angekommen, ging sie an einem leeren Klassenzimmer vorbei.
Naja, nicht ganz so leer, denn Ginny hörte verzweifeltes Fluchen.
Sie stoppte und hörte auf zu kauen, damit sie besser hören konnte, was in dem doch-nicht-so-leeren Klassenzimmer vor sich ging.
Auch ohne das Kauen war die Stimme jedoch zu leise, denn dieser jemand im Klassenraum hatte Ginny anscheinend gehört und versuchte, sich möglichst still zu verhalten.
Ginny mochte vielleicht nicht die geduldigste Person sein, jedoch war dies etwas, wofür sie auch ein paar Sekunden länger stehen bleiben konnte, denn ihr Interesse war geweckt.
Was hätte wohl passiert sein können?
Leise schlich sie sich an die Tür. Vorsichtig, ganz vorsichtig, nahm sie die Türklinke in die Hand. Wenn sich heimliches Kekseknabbern um Mitternacht irgendwie anders auszahlen konnten als herrlich weiche Schokokekse mit  geschmolzenen kleinen Marshmallows drin, dann war es, sehr gut darin zu sein, keinen Laut zu machen.
Vorsichtig lugte sie in den kleinen Spalt zwischen Tür und Wand, der sich nun vor ihr aufgetan hatte.
Toll.
Sie hätte ja alles erwartet:
Draco, der einen "bösen" Plan am Schmieden war, um Harrys Aufmerksamkeit zu bekommen.
Percy, der vergessen hatte, einen Spiegel mitzunehmen, um zu schauen, ob seine Haare auch wirklich perfekt saßen, bevor er sich wieder mit Penelope traf.
Selbst Peeves, dem ein Streich schief gelaufen war.
Wobei, den Gedanken mit Percy verwarf sie wieder. Der hatte doch bestimmt einen Zauber, um sich einen Spiegel herzuholen. Bestimmt auch patentiert.
Was Ginny aber nicht erwartet hatte, war ein dampfender Kessel voll grünem Schleim und einem verschrockenen Neville, der sich hinter einem Tisch am anderen Ende des Raumes verkrochen hatte.
Sie seufzte.
Gerade als sie die Entscheidung treffen wollte, Einzugreifen oder wegzugehen, sprang ihr Trevor am Bein hoch. Oder besser gesagt Trevors Ersatz, den Hermine heimlich besorgt hatte, da der echte Trevor schon im ersten Jahr verschwunden war. Ginny könnte wetten, dass Hermine Neville einfach eine dieser Aufzieh-Frösche geben könnte, von denen sie mal erzählt hatte, und es würde ihm nicht auffallen.
Sie guckte den Ersatz nur an. Dann wendete sie sich zurück zum Raum, danach wieder zu "Trevor" und wieder zurück. Ein tiefer Seufzer wäre fast entkommen und hätte sie verraten, doch sie konnte ihn gerade noch unterdrücken. Mit der Spitze ihres linken Fußes schob sie das arme Tierchen in den Klassenraum. Sie hatte nach ihrem mentalen Zusammenbruch, den die Lehrer gerne Hausaufgaben nannten, keine Energie um jemandem bei Zaubertränken zu helfen.
Sollte doch Trevor etwas tun.
Und nein, Ginny war definitiv nicht etwas kalt gegenüber Nevillle. Versteht sie nicht falsch, sie waren gute Freunde, aber sie hatte ihm immernoch nicht verziehen, dass er Luna gegenüber fast erzählt hätte, dass sie einen klitze-kleinen Crush auf die Ravenclaw hatte. Er konnte einfach kein Geheimnis für sich behalten, sobald er es sich gemerkt hatte.
Wo sie schon bei Luna war, konnte sie sie ja auch gleich besuchen kommen. Ginny hatte sich nämlich darüber beschwert, dass ihr die ganzen Pergamentrollen zu schwer wurden und sie, trotz achso großartiger Hilfe, den verlausten Schwebezauber nicht hinbekam, wonach sich Luna besorgt zu ihr umgedreht und eifrig Notizen gemacht hatte, um nach einer Lösung zu suchen.

Geflügelte LiebeWhere stories live. Discover now