Im Ravenclawturm

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Nun schlich Ginny leise vom Klassenzimmer weg und machte sich auf zum Turm, in dem die Ravenclaws wohnten.
Eigentlich sollte sie sich ja wegen des Rätsels Sorgen machen, aber schon nach ihrem ersten Besuch dort hatte sie herausgefunden, dass die Tür meistens offen war.
Zwar war dies keine so gute Idee, da die Sicherheitsvorkehrungen somit einfach ignoriert wurden, jedoch hatte niemand gesagt dass Ravenclaws gesunden Menschenverstand hatten.
Mal ehrlich, niemand hätte Lust auf ein Rätsel um in sein Zimmer zu gehen, nachdem man vier Stunden non-stop in der Bibliothek gebüffelt hatte, oder?
Natürlich wurde den Schülern das Rätsel danach immer weiter von der Tür hinterher geschrien, aber irgendein Ravenclaw würde dann die Antwort aus dem Schlafzimmer zurück schreien.
Und falls die Tür doch zu war, und einer der Ravenclaws mal wieder gedankenverloren in die Luft starrte und die Hausaufgaben vergaß, die er in zwei Stunden abgeben musste?
Dann erzählte Ginny irgendeinen Quatsch und behauptete, er sei richtig. Es war erstaunlich, wie gut das klappte.
Als sie vor dem Eingang stand, bemerkte sie jedoch, dass die Tür offen war. Nur ein kleines Stück, damit keine der Lehrer es bemerkte, hatte einer der älteren Ravenclaws ihr erzählt. Mrs. Norris war kein Problem, die Katze war mit allen Schülern im Ravenclawturm befreundet, denn es war immer warm und es gab meistens jemanden, der sich mit einem schönen Tee und Buch an die Fenster lehnte und ihr das Fell sanft streichelte.
Ginny lächelte unbewusst.
Sie erinnerte sich, wie Luna versucht hatte, sich mit Norris zu unterhalten.
Die Katze war weggesprungen und hatte ihr Fell aufgestellt, nur um dann mit Lichtgeschwindigkeit auf Luna zuzuspringen und sich an ihren Beinen zu reiben. Seitdem waren die beiden beste Freunde.

Langsam schlich sie durch die Tür. Es konnte immer mal wieder vorkommen, dass ein Ravenclaw mal wieder die Nacht durchgebüffelt hatte und jetzt ein kleines Nickerchen machte. Ginny wusste selbst, dass schlafen im Gemeinschaftsraum anders war als im Schlafzimmer.

Sie erblickte niemanden, der am schlafen war und richtete sich vorsichtig auf. Einer der jüngeren Schüler winkte ihr schüchtern zu und vertiefte sich wieder in sein Buch. Er war einer der Wechselspieler in der Mannschaft, und so wie er sich anstellte, hatte Ginny ein bisschen Angst gegen ihn anzutreten.

Im Gemeinschaftsraum war keine Luna zur erblicken, sie musste also im Schlafzimmer sein. Nachdem Ginny sich einen Keks vom Tisch vor dem Kamin gemopst hatte, ging sie die Treppen hinauf. Auf dem Weg stolperte sie fast über den kleinen Koffer, der dort lag. Er gehörte Yellow. Als Yellow sich als genderfluid geoutet hatte, hatte es Sinn gemacht dass sowohl das Mädchenzimmer als auch das Jungszimmer ein zusätzliches Bett hatten. Yellow konnte nun immer in dem Raum sein, der am besten passte. Vorsichtig umrandete sie den Koffer und ging ins Zimmer.

Was sie dort sah, erstaunte sie.


Geflügelte LiebeWhere stories live. Discover now