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\\Sichtwechsel//

Ich sah wie er aufstand und ein Reflex in mir wollte sofort aufspringen und hinter ihm her eilen. Doch vorerst siegte mein Verstand. Er hatte mich abgestoßen. Er wollte es so, nicht ich. Schnell atmete ich einmal durch und schaute zurück auf mein Blatt, sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Sein Anblick vorhin hatte mich stutzig gemacht. Es passierte etwas. Mit uns beiden, ganz sicher. So verletzlich und eingeschüchtert hatte ich ihn selten erlebt und das war der Grund für meine Sorge.

Ich sah ihn nicht oft, doch ein unwohles Gefühl in mir breitete sich aus. Immer dann, wenn er mir ins Blickfeld huschte, war er alleine. Es schien fast so als wollte er alleine sein. Es verwunderte mich, er verwunderte mich. Warum hatte er das getan? Ich wäre für ihn da gewesen, immer. Und das wusste er genau.

×

Ein paar male noch schaute ich hoch und ab und zu zu meinen paar Freunden herüber. Doch Richtung Ende der Vorlesung hielt auch ich es nicht mehr aus. Ich wusste das mein Verstand sagte, ich solle es bloß bleiben lassen. Doch manchmal musste eben mein Herz siegen, sagte ich mir und verließ schnell den Hörsaal.

Die Chance, dass er noch an der Uni war, war gering, doch einen Versuch war es wert. Die Flure waren leer und ich wusste sofort, wo ich als erstes nach ihm schauen konnte. Viel Zeit blieb mir nicht, denn ich wusste er wollte nicht mit mir reden. Sobald die Vorlesungen vorbei waren, wäre es auch mit ihm vorbei. Also nahm ich meine Beine in die Hand und war überrascht, sogar leicht schockiert ihn so zu sehen.

Ebenso sah ich ihm an, dass er schockiert war mich zu sehen. Ich hätte schwören können ich erkannte einen hauch von Angst in seinem Blick, doch er drehte sich viel zu schnell von mir weg, als das ich es hätte beurteilen können. Er war so leichtsinnig wie immer, wenn er dachte ich würde weg gehen, sobald ich bemerkte er wollte mich nicht. Obwohl ich es an dem einen Tag, ein mal getan hatte. Und genau das versuchte ich nun wieder zurecht zu biegen. Ich hätte nicht gehen dürfen, denn er hätte mich gebraucht und das wurde mir zu spät klar.

Um genau zu sein wurde es mir erst mit diesem Moment klar. Ich sah ihn und wusste ich hätte für ihn da sein müssen, doch er wollte es nicht. Es war so, als wollte er alleine durchs Feuer gehen, doch das machte doch einfach keinen Sinn. Also trat ich langsam näher an ihn heran, doch mit jedem Schritt mit dem ich ihm näher kam, wurde mir bewusster, dass ich keinen Plan hatte was ich überhaupt vorhatte. Also kam ich vor ihm nur stockend zum stehen.

,,Wooyoung-", platzte es nur leise aus mir heraus, ,,wie geht's dir? B-bitte rede mit mir." Und ich wusste sofort, dass ich mit diesem Satz etwas ins Rollen gebracht hatte. Mein Blick schlich an ihm herunter und er schmerzte. Langsam richtete er sich auf und warf die stinkende Zigarette auf den Boden, welche er zuvor in seiner rechten Hand trug. Vorsichtig trat ich mit meinem Fuß drauf und schaute ihm für einen Moment, in dem er es zuließ in die Augen.

Schneller als erwartet jedoch schaute er zu Boden und erneut nahm ich von ihm aus etwas wahr, dass ich nicht als den Hass den er mir einst entgegen warf wahrnahm. So stieg die Hoffnung in mir, ich könnte ihn noch zurück gewinnen, obwohl er sich schnell und mit schmerzlichen Schritten, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, aus dem staub machte und mich seufzend zurück ließ.

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Ich war mir nicht ganz sicher, ob es verständlich ist, dass dieses Kapitel aus der Sicht von San stammt, aber ich wollte euch nicht schon vorher verraten wer wer ist^^'

 E N D of the B E G I N N I N G || WoosanWhere stories live. Discover now