Reflektion

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Als ich an diesem Abend in meinem Bett lag, dachte ich noch einmal über die ganze absurde Geschichte nach, die mir heute mit Tom passiert war. Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich wieder an das Gesicht dachte, dass er gemacht hatte, als er plötzlich die Klinke in der Hand hatte. Trotz, oder gerade wegen der ungewöhnlichen Umstände, würde mir die Sache wahrscheinlich ewig in guter Erinnerung bleiben. „Das ist ne Geschichte die man seinen Enkeln erzählt.", murmelte ich kopfschüttelnd vor mich hin, während ich noch einmal aufstand. Eigentlich währe es langsam Zeit gewesen zu schlafen, aber ich war irgendwie immer noch wie elektrisiert von der Begegnung mit Tom. Unser Gespräch war so normal gewesen, fast so als hätten wir uns schon vorher gekannt. Bei mir war das ja auch irgendwie der Fall, aber er kannte mich natürlich kein bisschen. Ich fragte mich ob es an mir gelegen hatte, oder ob das einfach nur seine offene Art war, weil er ständig mit Menschen reden musste. Ich ging zu meiner Tasche und zog das rote Notizbuch heraus, setzte mich wieder aufs Bett und begann Gedankenverloren darin zu zeichnen. Das beruhigte mich jedesmal. Das zeichnen hatte bei mir angefangen als ich ca 12 war. Erst kritzelte ich nur während ich mit meinen Freundinnen telefonierte, oder beim warten auf das Abendessen meiner Mum, aber als meine Bilder immer besser wurden, schenkten meine Eltern mir irgendwann dieses Buch. Seid dem trug ich es die meiste Zeit mit mir rum und hielt darin Momente fest, die mir in Erinnerung geblieben waren. Es waren ganz verschiedene Dinge, wie zum Beispiel Landschaften, meine beste Freundin und ich beim Abschlussball oder ein Bild von Spiderman zum Anlass der Premiere von ‚homecoming'. Ein kleiner Fan girl Moment meinerseits. Und so entstand gerade vor meinen Augen ein Bild von Tom Holland, auf dem er mit einem sehr entsetzten Gesichtsausdruck zu sehen war. Meine Bilder waren fast alle im Comic Stil gemalt und dass machte das Bild umso witziger. Ich war froh das ich noch mal drum herum gekommen war Tom die Bilder zu zeigen. Mein Versprechen, dass das beim nächsten mal anders sein würde, gab ich ihm nur, weil ich wusste dass dies (leider) nie passieren würde. Es sei denn, ich würde ihn nochmal interviewen müssen, aber diese Möglichkeit lag weit in der Zukunft und dann konnte ich immer noch behaupten, das Buch würde gar nicht mehr existieren. Falls er sich dann überhaupt noch an mich erinnerte. Was hätte er wohl dazu gesagt? Ein kleines bisschen bereute ich es, aber ich war einfach zu unsicher was das zeichnen betraf. Beim Schreiben war das etwas anderes, schließlich wurde es mir quasi in die Wiege gelegt. Genau wie meinem älteren Bruder Michael, der für eine große Zeitung in New York schrieb und deswegen leider nur selten zu Hause war. Ihm hätte ich die Geschichte am liebsten gleich als erstes erzählt, aber das würde ich in den kommenden Tagen sicher nachholen können. Als ich fertig war, begutachtete ich das Bild noch einmal und musste wieder Lächeln. Dann legte ich das Buch weg und versuchte zu schlafen.

Tom:
Schon als ich mich von Nia verabschiedet hatte und den Raum verließ, wusste ich das ich sie wiedersehen wollte. Ich war neugierig darauf was sie in diesem kleinen roten Buch verbarg. Natürlich bestand die Möglichkeit das die Bilder wirklich nicht so gut waren. Aber die meisten Menschen die gut waren, waren auch bescheiden, dass hatte ich mittlerweile herausgefunden. Ich war irgendwie fasziniert von ihr gewesen. Diese Mischung aus Selbstbewusstsein und Chaos war wirklich interessant und ich hätte mich gern länger mit ihr unterhalten. Während unseres Gesprächs hatte sie mich völlig vergessen lassen das ich noch 10 weitere Interview Termine hatte, aber stattdessen in einem Raum eingeschlossen war, ohne zu wissen wann ich da wieder raus kam. Bei der Erinnerung daran musste ich unwillkürlich lächeln. „Woran denkst du denn gerade?", wollte Jake mit einem schiefen grinsen von mir wissen. Wir saßen in einer Hotelbar und gönnten uns einen kleinen Feierabend Drink. Der Tag war stressig genug gewesen, nicht zuletzt wegen meiner ungeschickten Einlage mit der Türklinke. „Ach nichts. Ich hab nur grade an heute morgen gedacht.", sagte ich schnell. „War das Mädchen wenigstens nett zu dir?", fragte Jake mit einem vielsagenden Blick. „Ja, sie war toll.", sagte ich wobei mein Lächeln unbewusst noch ein bisschen breiter wurde. „Faszinierend irgendwie.....", sagte ich Gedanken verloren. In meinem Kopf herrschte gerade eine rege Debatte darüber ob und wie ich es wohl schaffen könnte mir ihre Nummer zu besorgen. „Warum fragst du sie nicht mal nach einem Date?", fragte Jake. „Ich hab sie nicht nach ihrer Nummer gefragt. Und wer weiß, so wie sie mich wegen den Bildern abgewimmelt hat, will sie vielleicht auch garnicht.", sagte ich verunsichert. Sofort zog Jake einer seiner typischen Grimassen und hob dabei Schulterzuckend die Hände. „Komm schon, du bist Tom Holland. Wer würde nicht gern ein Date mit dir wollen?!", sagte er und blieb dabei einen Moment lang völlig ernst. Ich starrte ihn an und dann prusteten wir beide los. „Du bist so ein Idiot.", lachte ich. „Nein ernsthaft, was hast du denn zu verlieren? Besorg dir die Nummer und ruf einfach mal an, oder schreib ihr. Sie freut sich sicher.", sagte er und legte seine Hand aufmunternd auf meine Schulter.
Ich dachte noch darüber nach als ich abends endlich in meinem Bett angekommen war. Trotz meiner Bekanntheit und der Tatsache das ich oft mit fremden Menschen reden musste, war ich immer noch ziemlich unsicher wenn ein Mädchen mir gefiel. Trotzdem wollte ich sie wiedersehen und im Grunde hatte Jake ja recht, was hatte ich schon zu verlieren? Im schlimmsten falle würde sie nein sagen, und dann würde jeder von uns einfach seiner Wege gehen. Glücklich machte mich dieser Gedanke nicht, aber ich beschloss es einfach zu probieren. „Wird schon schief gehen.", murmelte ich, dann drehte ich mich um und versuchte zu schlafen.

Hey Mr Spider-man Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt