Prolog

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Vor fünf Jahren:

Zufrieden sah ich mich in meinem neuen Lieblingscafé um. Die Wände waren entweder weiß oder aus roten Backsteinen. Die Möbel waren im rustikalem Stil gehalten, sodass es hier total gemütlich wurde. Außerdem gab es hier die beste heiße Schokolade, die ich je getrunken hatte.

Ich war neu hier - um genau zu sein, wohnte ich erst zwei Wochen hier. Ich würde hier ein Soziologiestudium absolvieren, um dann in vier Jahren, bestenfalls drei, Jura studieren zu können. Anwältin zu werden war aktuell mein größter Traum. Leider musst man in Amerika vor dem Jurastudium erst dieses Prä-Studium, in meinem Fall Soziologie, machen. Nervig, aber das würde ich auch irgendwie hinter mich bringen.

Im Moment wartete ich auf meine neue Freundin Jess Coleman - zumindest hoffte ich, dass sie meine Freundin werden würde. Wir hatten uns in der Einführungsveranstaltung an unserer Uni kennengelernt und auf Anhieb verstanden. Aktuell war sie hier eine echte Stütze, da auch sie neu hierhergezogen ist. Eigentlich hieß sie Jessica, aber das hasst sie, deshalb nur Jess.

Gedankenverloren rührte ich in meiner heißen Schokolade und dachte an meinen Stundenplan für die Uni, als plötzlich Jess in meinem Blickfeld auftauchte. Ich winkte ihr zu, sodass sie mich schneller fand.

Erst als sie näherkam, bemerkte ich, dass sie gar nicht gut aussah. Ihre Augen waren klein und rot. Ihre Lippen zitterten.

Sofort stand ich auf und nahm sie in den Arm. Sie vergrub ihr Gesicht in meinem Pullover. Ich hörte ihr schluchzend zu.

"Rachel!", wimmerte sie immer wieder und versuchte zu reden, doch sie wurde immer wieder von ihren Schluchzern unterbrochen. Ich verstand nicht, was sie sagte, weshalb ich ihr beruhigend über den Rücken strich, bis sie aufgehört hatte.

Vorsichtig löste ich mich von ihr und schaute ihr ins Gesicht, um zu überprüfen, ob sie bereit war, zu reden. Sie zog ihren Pulloverärmel über ihre Hand und wischte sich damit über die Augen. Sie zog die Nase hoch, doch sie weinte nicht mehr.

Wir setzten uns und ich stützte meine Ellbogen auf den Tisch, sodass ich mein Kinn auf meine Handfläche stützen konnte. Besorgt betrachtete ich sie.

"Ist alles in Ordnung?" Ich merkte, wie dumm diese Frage war, weshalb ich mich sogleich selbst verbesserte: "Okay, blöde Frage. Ich fange anders an. Was ist passiert?"

"Elijah ist passiert!", zischte sie sauer und ballte ihre Fäuste.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen.

Wer war denn nun Elijah? Ihr Freund? Sie hatte mir noch nichts von einem Freund erzählt.

"Wer ist das?", fragte ich unsicher nach. Hätte ich das wissen müssen?

"Mein Bruder." Sie verdrehte genervt die Augen.

"Was hat er denn getan?" Ich zog ihr alles Stück für Stück aus der Nase.

Normalerweise war Jess eine wirklich hübsche Person mit ihren weißblonden Haaren, den strahlend blauen Augen und ihrem rosa Schmollmund. Doch heute sah sie einfach nur fertig aus, wenn ich das sagen durfte.

"Er hat mit seiner Freundin Schluss gemacht.", eröffnete sie mir das Problem, welches mich nur noch mehr verwirrte.

"Und wo liegt das Problem? Das ist doch eher seine Sache, oder?" Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte gewählt hatte, doch irgendwie verstand ich das alles nicht.

Jess atmete tief durch, ehe sie antwortete: "Normalerweise ja. Da hast du Recht. Allerdings war seine Freundin, jetzt Exfreundin, meine beste Freundin und diese will jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben."

Mir klappte der Unterkiefer runter. Entsetzt sah ich sie an. Welche komischen Freundinnen hatte sie denn? Ich wusste ja nicht, wie Freundschaften in anderen Bundesstaaten abliefen, aber ich denke nicht, dass sie anders waren als in Kalifornien und dort war sowas eigentlich kein Problem.

"Also.", sagte ich als ich mich wieder fing. "Zusammenfassend gesagt will deine beste Freundin nichts mehr mit dir zu tun haben, weil sie mit deinem Bruder zusammen war und die beiden sich jetzt getrennt haben."

"Ja.", schniefte meine Freundin.

"Was für eine blöde Kuh.", erwiderte ich und streichelte über ihren Rücken.

"Wieso macht mein Bruder auch mit ihr Schluss? Die beiden waren füreinander bestimmt.", murmelte sie traurig.

"Ich denke nicht, dass er was dafür kann, wie sie sich verhält. Sie ist einfach eine blöde Kuh, die dich nicht verdient hat.", meinte ich nun.

Sie hob verzweifelt die Arme. "Aber wir waren doch schon so lange befreundet. Wir waren ab der Middleschool unzertrennlich. Selbst als sie mit meinem Bruder zusammengekommen ist, haben wir uns noch immer richtig gut verstanden. Nichts hatte sich geändert. Sie war immer meine beste Freundin. Sie wusste alles über mich und ich über sie!" Sie hob ihren Blick und sah mich an. In ihren Augen spiegelte sich die Ungläubigkeit.

"Hat sie es dir persönlich erzählt? Vielleicht hat auch nur jemand ein Gerücht in die Welt gesetzt." Ich versuchte ihr etwas Hoffnung zurückzugeben, obwohl ich wusste, dies war ein hoffnungsloser Fall.

"Ja und nein." Sie schluckte. "Ja, sie hat es mir persönlich erzählt und nein, keiner hat ein Gerücht in die Welt gesetzt. Sie hat mich vor unserem Treffen angerufen und von der Trennung berichtet. Und dann hat sie gesagt, sie will mich nicht mehr sehen."

"Hat sie noch etwas gesagt?"

"Nur, dass sie mich nicht mehr sehen will, weil sie ja mal ausversehen Elijah über den Weg laufen könnte.", antwortete sie und zog eine griesgrämige Grimasse.

"Welch dämlicher Grund." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Ich würde wegen sowas niemals eine Freundschaft beenden und schon gar nicht wegen einem Jungen."

"Rachel?" Jess sah mich fragend an.

"Ja?"

"Kannst du mir was versprechen?"

"Was denn?", fragte ich neugierig. Im Moment würde ich ihr alles versprechen, nur damit es ihr besser geht.

"Kannst du bitte nie mit meinem Bruder ausgehen oder zusammen sein?" Sie sah mich hoffnungsvoll an. "Er soll auch nicht unsere Freundschaft zerstören."

Jess hatte mich ihre Freundin genannt!

"Ich kenne ihn ja gar nicht." Erstaunt sah ich sie an. Damit hätte ich nicht gerechnet.

"Eben.", erwiderte sie. "Wenn du ihn kennst, wirst du es sicher nicht mehr versprechen."

Sie war so verzweifelt, weshalb ich ihr das Versprechen gerne gab. Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich in ihren Bruder verliebte?

"Na gut, da ich ihn nicht kenne, kann ich leicht sagen, dass ich dir das verspreche."

"Danke." Das erste Mal seit wir uns trafen schlich sich ein Lächeln auf die Lippen.

Ich lächelte sie an und wir gaben uns die Hand darauf.

Die Hand auf ein Versprechen, welches ich später bereuen würde.

°°°

Ich dachte ich poste mal eine kleine Vorschau, damit ihr wisst, was euch erwartet. 

Habt ihr so eine Ahnung oder Ideen, was passieren wird? 

Oder wünscht ihr euch, dass was passieren wird? 

Ich habe den Prolog gerade erst geschrieben und sonst noch nichts, deswegen kann sich im Laufe der nächsten Tage noch etwas verändern, doch ich denke, dass das passieren wird.

Ich kann euch noch nicht sagen, wann genau das erste Kapitel kommt, aber ich werde mir Mühe geben. 

UnstoppableHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin