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"Gute Frage,Jay. Stellen Sie die Nächste." Che war schon wieder ausgesöhnt. 

"Im Chevy, oder?", schlug ich vor. 

Mein Freund überlegte noch. Trotz allem wurmte es ihnfurchtbar, dass er nicht erreicht hatte, was er wollte. Gedankenverloren liefer ziellos im Park herum. Ich kam hinterher. Es hatte ja auch keinen Zweck zuwarten. 

"Wir brauchen ja auch noch was zu essen.", meinte Che. Auchwieder wahr. Ich hatte keine Ahnung, wie wir das anstellen sollten. Wahrscheinlich gab es hier keine Punks, Gothics oder Hippies, die einem gernemal aushalfen, wenn Not am Mann war. 

Hier gab es nur Reiche. Und die interessierten sich sicherlich kein Stück für uns. Schon scheiße. 

Vor gut einer Woche hätte ich es noch für unmöglich gehalten, dass ich total verrückteMenschen "normalen" Menschen vorziehen würde. Ich hatte immer geglaubt, solche Menschen wären völlig abgedreht. Wie konnte man bloß so aussehen?  hatte ich mich früher immer gefragt. 

Inzwischen hatte ich gelernt: Das Aussehen macht nicht den Charakter. 

Die Lichter im Park wurden bereits angeschaltet, obwohl das Tageslicht noch ausgereicht hätte, um seinen Weg nach draußen zu finden. Jetzt wurde es aber langsam Zeit. Wir verließen den Park. 

Wie konnte Che bloß so lange nachdenken? Und warum ärgerte ihn gerade so ein kleiner Mist? Das war doch wirklich egal, ob wir jetzt in so einem Hotel schliefen oder im Chevy. Ich hätte von Anfang an nichts von Hotel sagen sollen. 

Die Straßen waren hell beleuchtet. Hier brachte das Licht noch weniger. Totale Stromverschwendung. Immerhin fuhren hier die ganze Zeit Autos mit Licht vorbei. Da sah man auf jeden Fall genug. Die Läden an den Straßenrändern hatten noch bis Mitternacht geöffnet, wie man den Werbereklamen entnehmen konnte. 

Gut zu wissen. Dann konnte man bis dahin drinnen bleiben, sollte es regnen und winden. Allerdings würde ein erneutes Unwetter unserem Chevy echt überhaupt nicht gut tun, vor allem nicht den Sitzen. Die sahen jetzt schon ziemlich aufgeweicht aus. 

Che erspähte sofort eine Kneipe. "Da trifft man normalerweise immer gute Menschen.", meinte er zufrieden. Das glaubte ich ihm aufs Wort. Schließlich machte die Kneipe ganz den Anschein, als wären Minderjährige hier nicht zugelassen und als hätte ich dort früher niemals freiwillig einen Fuß hineingesetzt. Ja, so wo traf man mit Che immer gute Leute. Ohne Zweifel. 

Wir traten ein. Zum Glück gab es hier keinen Türsteher, um unsere Ausweise zu kontrollieren. Entweder die Gaststätte hätte ohne minderjährigen Besuch nicht genügend Gäste, um sich über Wasser zu halten oder aber es gab kein Geld für einen Türsteher. Oder beides. Oder niemand interessierte sich dafür. 

Wir nahmen ohne auf eine Aufforderung zu warten an einem Tisch Platz, der weiter in einer Ecke stand. Eigentlich hieltich das eher für ein Versteck, aber Che meinte hierher würden die adäquaten Menschen kommen. Wollten wir es doch mal hoffen. 

"Sie wünschen?" Eine Bedienung hatte uns entdeckt. 

"Zwei Gläser Jägermeister, bitte.", bestellte Che mit verstellter Stimme. 

"Bist du verrückt?", zischteich ihm leise zu, nachdem sich die Bedienung ein wenig entfernt hatte. 

"Nein. Ich habe gesehen, dass die meisten das bestellt haben. Dann ist das wohl das Unauffälligste." Der hatte auch Nerven. 

"Und was, wenn wir betrunken werden?" Und vor allem wenn sie herausfinden würden, dass wir minderjährig waren. 

"Ach Quatsch. Man kann ja immer noch entscheiden, wie viel man trinkt. Den Rest verschüttet man dann halt aus Versehen oder lässt ihn einfach zurück. Da kann dir niemand was." 

Schon kam die Bedienung mit der Bestellung zurück. Sie lächelte uns freundlich an. 

"Jin, Jin!" Wir prosteten uns zu. 

Ich nahm einen winzigen Schluck. Boah! Das Zeug schmeckte echt widerlich. Und da wurde Jägermeister in so vielen Lieder so besungen. Genauso wie Jack Daniel's. So oder so ähnlich heißt der Alkohol doch, oder? Also so was kauf ich mir später auf jeden Fall nicht für teuer Geld. Da kann ich für den gleichen Wert mehr haben. Glücklicherweise ging es Che genauso. 

"Wie viel kostet das eigentlich?", fraget ich besorgt. Immerhin hatte sich unser Geld auf der Fahrt bisher nicht vermehrt. 

"Bestimmt nicht übertrieben viel. Und wenn doch, dann leihen wir uns eben was." Wie auch immer er sich das mit dem Leihen vorstellte. 

Wir warteten auf die Menschen, die uns für diese Nacht versorgen würden. Es kamen aber keine. Schon ziemlich ärgerlich. Aber Che wusste sich wie immer zu helfen. Ohne mit der Wimper zu zucken, stand er auf, ließ seinen Jägermeister allerdings stehen, und ging auf einen Tisch zu, der vollbesetzt mit Menschen war. 

"Hey Leute!"Che setzte sich einfach zwischen zwei Männer und legte beiden die Arme auf die Schultern. "Findet ihr es hier nicht auch großartig?" Alle guckten nur verwirrt. Aber er hatte schon mal die Aufmerksamkeit auf seiner Seite. 

Dann legte er noch einen drauf. "Geiler Jäger!" Ohne zu Fragen griff er nach dem Glas Jägermeister quer über den Tisch und trank es in einem Zug aus. 

"Auf Ex!" Er lachte überaus laut und stellte es zurück auf seinen Platz. Zugegeben, war das Glas schon zur Hälfte leer gewesen und Schnapsgläser sind ja nicht so groß. Trotzdem war es irgendwie mutig. 

Die Reichen schienen das irgendwie nicht zu begreifen. Aus ihren Gesichtern sprach nur eins: Was will dieser verrückte Betrunkene hier? 

Im Augenwinkel sah ich schon die Bedienung kommen. Ich musste handeln.  Nicht, dass die noch wegen uns die Polizei rufen würden und ich geratewegs zurück zu meinen Eltern reisen musste. 

Tatsächlich AmerikanischWhere stories live. Discover now