Wir konnten einfach nicht aufhören, zu lachen. Glücklicherweise ließ der Wächter es auf einer Verwarnung beruhen. Andernfalls hätte es für uns zwei echt übel ausgesehen.

"Licht. Aus!", schrie es über den Korridor. Es schien Schlafenszeit zu sein. Che setzte sich auf sein Bett. Mit einem Schlag war es stockdunkel. Bestimmt würde Che wieder gleich einschlafen. Vor allem heute beneidete ich ihn um seine Gabe.

Mir wollte das einfach nie gelingen. Ich lag nur auf meiner Pritsche mit offenen Augen, stellte fest, dass diese echt übelst hart war und dachte nach. Vielleicht sollte ich mich lieber umdrehen. Unter mir knackte alles unerträglich. Man konnte echt das Gefühl bekommen, man könnte jeden Moment samt dem Ding zusammenbrechen.

Jedoch ändertet sich nichts an meiner Lage. Es stach immer noch an allen Ecken und Enden. Vor allem in meinen Rücken. Nicht darauf konzentrieren. Aber auf was dann? Die erste Nacht im Gefängnis und mir wurde schon zu langweilig. Wie sollte das erst später werden? Wer weiß, wie lange ich hier noch bleiben würde.

Mit etwas Glück würde ich einmal in den ganzen Jahren verlegt. Mehr Freiheit hat man da nicht. Wahrscheinlich könnte ich dann auch nur noch auf Knopfdruck pinkeln. Vielleicht wäre es aber auch blöd, verlegt zu werden. Ich meine, in einem anderen Gefängnis hat man keine Freunde mehr. Nein, verlegt werden ist nicht ganz so prickelnd.

Verdammt! Mir tat jetzt wirklich alles extrem weh. Keine Sekunde konnte ich mehr so liegen.

Ich setzte mich auf. Erst dann bemerkte ich, wie todmüde ich eigentlich war. Das Einzige, was ich in dieser Sekunde wollte, war schlafen. Weiter nichts. Und genau das wollte nicht funktionieren. Nun konnte ich echt verdammt gut nachvollziehen, wie sich der Adlige gefühlt haben musste, der an Schlaflosigkeit litt, und den Bach erst durch seine Goldberg-Variationen zum    Einschlafen hatte bringen können.

Ob die bei mir wohl etwas bewirken würden? Doch hier im Gefängnis gab es bestimmt eh keine Musik. Von daher konnte ich das Knicken. Inzwischen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich sah wieder viel besser. Zwar keine Farben, dafür aber Umrisse und Schatten. Es fiel wohl noch Licht in die Zellen.

Ein Teil des Daches war verglast. Der Himmel war wolkenlos. Alle Sterne funkelten um die Wette. Fast so schön wie draußen. Der Mond schien so hell, als wolle er mir so die erste Naht hier erleichtern. Ich musste mich beruhigen. Äußerlich war ich völlig entspannt, doch innerlich herrschte pure Aufregung. Alles schlief. Nur ich war wach. Man konnte sich ziemlich alleine auf der Welt so vorkommen.

Um mich herum schnarchte es ein wenig. Ruhige Atemzüge. So schlief also die Gefahr der Nation. Erstaunlich friedlich. Wahrscheinlich war die Nacht auch die einzige Zeit, in der hier Harmonie herrschte. Nur ich konnte all das nicht teilen.

Ich stand auf. Vom Herumlaufen müsste ich doch eigentlich müde werden. Che schlief wie ein Stein. Müdigkeit trat bei mir kein bisschen ein. Allerdings wurde ich nach einiger Zeit zu kraftlos, um umher zu spazieren. Erneut ließ ich mich auf meiner Liege nieder. Und was jetzt?

Ich holte mir Papier und einen Stift. Zeichnen ist das Einzige, das mich auch nur im entferntesten beruhigt. Einfach nur herumkritzeln. Ich wollte ja nur einschlafen. Das Kälbchenschlaflied von Che konnte man ja hier leider nicht singen. Zum Schluss hielt ich ein volles Blatt in der Hand.

Man konnte eine Bühne darauf erkennen. Nur ein geringer Teil von ihr wurde angestrahlt. Selbst die Vorhänge gingen im Dunkeln beinahe unter. Ein Mann saß in der Mitte auf einem Stuhl. Mehr befand sich nicht darauf. Der Mann trug lange schwarze Kleidung. Zusammengefallen saß er da. Was mochte wohl in ihn vorgehen?

Ich versteckte das Blatt bei meinen anderen Sachen. Niemand hatte das zu sehen. Das war mein Scheiß. Von keinem Wert für Andere. Meine Augen drohten mir fast zuzufallen. Ich streckte mich auf meinem Schlafplatz aus. Nur kurz die Augen schließen. Eigentlich wollte ich weiter zeichnen. Einfach nur so. Zum Spaß.

Ich musste eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen wurde ich von dem Gebrüll des Wärters geweckt. "Alle aufstehen! Sofort!" Wie von der Tarantel gestochen, schreckten alle hoch.

Man hatte aus der Zelle zu treten. Dann wurde die Anwesenheit kontrolliert. Oder was auch immer. Schließlich war es hier so gut wie unmöglich auszubrechen. Bestimmt sogar vollständig unmöglich. Alles schien in bester Ordnung.

Wir wurden zum Frühstück geführt. Jeder einzeln. Manchmal, aber selten, auch zu zweit. Das dauerte natürlich seine Zeit. Auch beim Frühstück wurde man sozusagen abgefertigt. Jeder durfte sich was von dem komischen Essen dort nehmen. Aber nur eine bestimmte Menge. Dann war der Nächste dran. Wenigstens gab es hier alles umsonst. Von einer Sache muss man schließlich profitieren.

Deborah und Silvester sahen wir nicht wieder. Vielleicht waren sie zu einer anderen Uhrzeit dran. Anschließend wurde man wieder auf seine Zelle gebracht.

"Ihr sollt augenblicklich in das Büro desDirektors gebracht werden.", ordnete ein unfreundlicher Aufseher an.

Ichhatte gar nicht bemerkt, wie die Tür aufgegangen war, obgleich die schonziemlich laut war.

Wieso legten die uns eigentlich keine Handschellen extra an,wie sonst immer? Egal. Deswegen wollte man ja nicht meckern.

Aber wieso behandelten sie uns so freundlich?

Tatsächlich AmerikanischWhere stories live. Discover now