#12.März 2020

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Jay:

Die Schulschließungen standen kurz bevor. Aber wir wussten nicht nicht wie am nächsten Tag entschieden werden würde. Allerdings war es eigentlich schon ziemlich sicher dass es zu Schulschließungen in ganz Bayern (und natürlich auch in anderen Bundesländern) kommen würde. An diesem Tag kam unser Direktor zu uns in die Klasse um uns aufzuklären, dass der "Verdachtsfall" in der Klasse nur kurz einen Café im Risikogebiet getrunken hat und es keinen Grund zur Sorge gäbe. Der besagte Verdachtsfall blieb an diesem Tag zu Hause.

Emily:

Es war ein komischer Tag. Fast die Hälfte der Klasse fehlte. In jeder Stunde gaben wir den Lehrern unsere Mailadressen und/oder bekamen den Auftrag auf mebis zu schauen, wenn die Schule ausfällt. Eigentlich wussten wir alle, dass das nur noch eine Frage der Zeit war. Die Schulstunden verliefen demnach fast alle gleich, die Lehrer machten normal Unttericht, ließen uns aber am Ende immer noch Zeit um Fragen zu stellen. Nur unsere Englischlehrerin dachte sich vermutlich "Ach wenn die Schule jetzt geschlossen wird, hab ich ja gar keine Noten von der Klasse" und schrieb noch eine tolle Stegreifaufgabe, auf die absolut niemand wirklich gut vorbereitet gewesen ist. Mittendrin platzte unser Rektor herein, der dann später noch einmal kam und uns die Infos gab, die Jay oben schon erwähnt hat. Trotzdem traute ich dem ganzen nicht und hatte bei mir immer noch ein komisches Gefühl wenn ich an diese Person dachte. Denn keiner wusste so genau ob diese Info wirklich stimmte...
An diesem Tag hatten wir Nachmittags-Unttericht: Biologie und Kunst. In Biologie verdeutlichte uns unser Lehrer ziemlich eindrucksvoll das Problem von Corona: Er malte zwei exponentiell steigende Graphen auf die Tafel, einen, der bis zu seinem momentanen Höhepunkt senkrecht nach oben steigt (Dieser stellte sie Covid-19 Erkrankungen in Italien dar) und daneben skizzierte er den Graphen der Corona Fälle in Deutschland, dieser steigt zwar auch exponentiell, hatte allerdings einen späteren Start als der von Italien. Daraufhin zeichnete er ungefähr zwei Zentimeter über der x-Achse eine Linie ein: Der Punkt an dem das Gesundheitssystem zusammen bricht.
Italien ist schon weit über dem Punkt, dort wird anscheinend nur noch beatmet, wer höhere Lebenschancen hat. Seine Worte am Ende der Stunde lauteten in etwa so:
"Jetzt geht es nicht mehr darum, diese Krankheit gar nicht erst ausbrechen zu lassen, unser Ziel ist, dass dieser Graph nicht über die Kapazität unseres Gesundheitssystems hinausläuft. Und dafür ist jeder einzelne von uns gefragt!"

In der letzten Stunde hatten wir Kunst. Als wir den Raum betraten, wurde uns mitgeteilt, dass unser Tisch unter Quarantäne steht, da am selben Tag ein Schüler dort saß, dessen Mutter und Oma Corona hat. Das war auch so ein Moment, in dem ich mir dachte: "Gut, dass unsere Kunstlehrerin vor ein paar Stunden Kontakt zu einem Sars-CoV-2 Infizierten hatte und jetzt direkt neben mir steht!"

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