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Ahsen

„Wie geht es Ihnen?", fragte mich eine Krankenschwester, die gerade meine Infusion abmachte. Ich antwortete nicht, da gerade die Wand gegenüber von mir meine Aufmerksamkeit bekam. Wie lange würde es noch so weitergehen? Mein Leben bestand wortwörtlich nur noch aus Arzt- und Krankenhausbesuchen.

„Verstehe, Sie möchten nicht reden", akzeptierte sie meine Entscheidung. Sie verließ das Zimmer und paar Sekunden darauf stürmte auch schon Berkan rein. Er hatte mir noch gefehlt...

„Geht's?", setzte er sich auf das Stuhl neben meinem Bett. Auch ihm schenkte ich keine Antwort.
Ich war innerlich und äußerlich kaputt. Ich hatte keine Kraft mehr.
„Es tut mir Leid", nuschelte plötzlich Berkan, weswegen mein Kopf in seine Richtung schellte.
Hatte er sich gerade entschuldigt? Er? Berkan?

Ich lachte bitter auf: „Was für eine Ehre, du entschuldigst dich ja von mir." Er schüttelte mit einem traurigen Blick seinen Kopf.
„Ich meine es ernst Ahsen. Es tut mir Leid... Für alles. Du hast all dies nicht verdient", widerspiegelte sich der pure Mitleid in seinen Augen.

Wie kam es dazu, dass er plötzlich solche Stimmungsschwankungen hatte? Normalerweise müsste er sich wieder lustig über mich machen, stattdessen hatte er Mitleid mit mir. Wie kam es dazu? War er schwanger?

„Ich glaube du solltest dich auch untersuchen lassen sonst fange ich langsam an zu glauben, dass du schwanger bist. Das würde auf jeden Fall die Stimmungsschwankungen erklären", murmelte ich, während ich mit meinen Fingern spielte.

Er ging gar nicht drauf ein und wechselte stattdessen das Thema: „Wir können gleich schon wieder nach Hause."
Es wäre ein Wunder gewesen, wenn er mich einfach gehen lassen würde, stattdessen wollte er mich wieder einsperren.

Er war so seitdem er mit seinem unbekannten Besuch gesprochen hatte. Was hatte er erfahren?
„Du wolltest mir was sagen", fiel es mir wieder auf. Kurz bevor ich mein Bewusstsein verloren hatte, wollte er mir etwas gestehen, jedoch hatte ich es nicht geschafft wach zu bleiben.

„Was meinst du?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Du meintest, du hättest etwas erfahren", erinnerte ich ihn dran. Er vermied plötzlich den Blickkontakt mit mir und verschränkte seine Arme.
„Ich... Ich habe das nur gesagt um dich wachzuhalten", kam es rasch von ihm. Wieso konnte ich ihm das nicht glauben? Warum sollte er mich aber anlügen?

„Wer... Du hattest Besuch, wer waren diese Menschen?", suchte ich nach der passenden Frage, bis ich es schließlich fand. Ich wollte Antworten auf meine Fragen. Wieso hatten sich diese komischen Sätze in meinem Kopf abgespielt? Und was hatte das Wort "Badgirl" auf sich?

Er sah mir kurz überrascht in die Augen, bis er wieder anfing seine Blicke woandershin zuwenden.
„Wieso fragst du mich das?", stellte er eine Gegenfrage.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter: „Der Eine... Er hat was g-geschrien. I-Ich habe es gehört und..."
Ich schaffte es nicht zu Ende zu erzählen. Allein wenn ich dran zurückdachte, traten diese Kopfschmerzen wieder ein.

„Und was?", forderte er mich auf weiterzuerzählen. Warum erzählte ich ihm das eigentlich? Wer war er schon? Vielleicht war er aber der Einzige, der meine Fragen beantworten könnte.

„Es kam mir bekannt vor", murmelte ich den letzten Teil eher zu mir selber. Es hatte etwas mit meinem verschwundenem Gedächtnis zu tun, so viel war mir klar. Berkan musterte mich ein paar Sekunden bis er sein Kopf in den Nacken lag.

„Wir sollten jetzt nach Hause gehen. Soll ich dir helfen aufzustehen?", wechselte er plötzlich das Thema. Ich schüttelte meinen Kopf und richtete mich auf.
„Wieso beantwortest du mir nicht meine Frage?", wollte ich selbstverständlich wissen.

„Wir reden später", wendete er seine Blicke wieder woandershin und verließ das Zimmer, während ich ihm hinterherging. Er wollte es mir nicht sagen. Er wusste etwas und verheimlichte es vor mir, soviel war klar. Könnte er nicht einfach ehrlich gegenüber mir sein? Ich wollte doch nur die Wahrheit wissen.

„Wartet hier, ich unterschreibe kurz die Entlassungspapiere, danach können wir gehen", kam es gestresst von Berkan, der mit einem seiner Männer gemeinsam wegging und mich mit einem anderen Wächter alleine ließ. Ich lehnte mich an die Wand und beobachtete die Menschen, die an mir vorbeiliefen.

Mein Blick blieb an einem Paar hängen, die auf zwei Stühlen saßen. Das Mädchen hatte einen leichten Bauch, was anscheinend darauf deutete, dass sie schwanger war. Ich musterte ihren Freund, der gerade ein auf beleidigt tat und seine Freundin versuchte ihn umzustimmen.

Ich verengte meine Augen als mir das Mädchen bekannt vorkam. Kannte ich sie? Überrascht zog ich meine Augenbrauen zusammen. War das nicht... Hilal? Meine damalige Freundin mit der ich anscheinend keinen Kontakt mehr hatte. Der Ehering an ihrem Finger deutete daraufhin, dass sie bereits verheiratet war.

Sie war verheiratet und dazu sogar schwanger? Ein Lächeln umschlich meine Lippen als ich sie glücklich sah. Sie fiel um den Hals ihres Mannes, der sie näher zu sich zog. Sollte ich zu ihr und "Glückwunsch" wünschen. Wir waren zwar zerstritten aus welchem Grund auch immer, aber ich wollte doch nichts weiter als ihr zu gratulieren.

Würde sie mich überhaupt sehen wollen? Was ist damals überhaupt zwischen uns vorgefallen? Ich kannte sie seit der Grundschule, sie würde mich unmöglich hassen oder abweisen. Ich stützte mich von der Wand ab, um auf sie zuzugehen, doch der Wächter packte mich am Oberarm.

„Sie bleiben hier", befahl er streng. Ich löste mich aus seinem Griff und funkelte ihn wütend an.
„Keine Sorge, ich habe nicht vor zu fliehen. Ich möchte nur einer Freundin Hallo sagen", zischte ich aufgebracht und wollte erneut auf Hilal und ihr Mann zugehen, doch diesmal kam mir Berkan entgegen.

Er wirkte noch gestresster als vorhin und schien es eilig zu haben. „Wir müssen sofort los!", sagte er und zog mich an meinem Arm in die gegengesetzte Richtung. „Da ist eine alte Freundin von mir, bitte lass mich kurz Hallo sagen", bittete ich und sah nach hinten zu ihr, die immer noch mit ihrem Mann zusammen lachte.

„Emir ist hier. Wir haben keine Zeit", beeilte er sich und zerrte mich umso schneller mit sich. Ich blickte ein letztes mal zu Hilal, bevor ich mich wieder nach vorne drehte.

Emir war hier?
Wollte er mich retten? Wollte ich überhaupt von ihm gerettet werden? Er war genauso schlimm wie Berkan, er hatte mich mit Tabletten manipuliert. Also hinderte ich Berkan nicht dran mich mit sich zu ziehen.

Ich habe endlich wieder einmal geschafft ein Kapitel zu posten 🙂

Sie wäre fast zu Hilal und Hussein gegangen, doch Emir hat es wieder einmal in der letzten Sekunde zerstört. Denkt ihr Berkan wird ihr die Wahrheit weiterhin verheimlichen, obwohl er alles genau weiß?

Fragen über Fragen, aber leider keine Antworten...

Sein Herz - FFWhere stories live. Discover now