▪︎Kapitel 12▪︎ I hate everybody!

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PoV Becc

Okay wow, mich hat also schon wieder einmal jemand verarscht. Warum musste mir das so oft passieren? Was habe ich an mir, das mich so abstoßend macht?
Was habe ich getan?
Eigentlich glaubte ich ihr ja erst, als sie mir sagte sie stünde nicht auf Frauen, aber je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte desto unwahrscheinlicher wurde es. Jaja, ich weiß, man sollte nicht über Angelegenheiten anderer urteilen, aber in diesem Fall fühlte ich mich nahezu dazu gezwungen.
Ich wollte einfach nur wissen, ob ich eine Chance bei ihr hätte. Jetzt war es mir endlich klar, nein hatte ich nicht, sie nahm das Ganze wahrscheinlich nicht einmal halbwegs so ernst wie ich und naja, vielleicht sollte ich es wirklich mit ihr lassen. Sie würde mich vielleicht nur noch mehr verletzen. Oder etwa nicht? Vielleicht war es gar nicht ihre Absicht?
Aber nein, solche Gedanken durfte ich mir gerade sicherlich nicht erlauben.

Wahrscheinlich bin ich Schuld. Ich hätte nicht so aufdringlich, nervig und beeinflussend sein dürfen.
"Ich bin selber Schuld", bei diesem Gedanken gefrohr mir mein Blut in den Adern und ehrlich gesagt war mein Lebenswille auf einmal wieder wie weggeblasen. Eine unendliche Leere machte sich im Laufe der nächsten Tage in mir breit, es war nicht so, dass ich trauerte oder sauer war, ich fühlte einfach nichts, gar nichts. Ich fühlte mich, wie wenn ich ein graues Tuch über dem Kopf hätte.
Es gab plötzlich nichts mehr was mich glücklich machte, nicht mal mehr mein Bruder oder meine Eltern.
Tagelang saß ich in meinem Bett und tat einfach nichts. Ich starrte einfach in die Leere.
Natürlich merkte meine Familie, dass mit mir etwas nicht stimmte aber ich blockte so ab, dass niemand mehr an mich rankam und alle Versuche der Hilfe gegen eine Wand prallten, eine Wand aus Stahl.

Natürlich war es im Großen und Ganzen kein riesiges Problem, sie hatte ein anderes Mädchen geküsst, wäre doch eigentlich nicht so schlimm, aber trotzdem war es für mich grauenvoll. Leider habe ich etwas gegen Lügner und sie log mich an, sie würde ja nie etwas von Frauen wollen und so weiter. Aja, sehe ich!
Wie es auch kommen musste griff ich auch das ein oder andere Mal wieder zur Klinge, schließlich wollte ich irgendwann wieder etwas fühlen. Leider gehöre ich zu den Menschen, die sich selbst bei kleineren Problemen immer selbst die Schuld gaben und sich dafür hassten. Denn auch wenn es von außen nicht wirklich als schlimm zu werten war, für mich war es so, um genau zu sein war es grauenvoll, schrecklich und es warf mich wieder zurück in mein dunkeles Loch, beziehungsweise in meinen dunkelen Tunnel ganz ohne Sicht zum Ausgang.

Hier saß ich nun, weinend mit blutigen Armen und einfach nur leer.
Dann klopfte es an meiner Tür, ich wischte in windeseile meine Tränen weg und bedeckte meine Arme wieder, indem ich meinen Pulli über meine Handgelenke stülpte. Ich schämte mich so sehr für mich selbst, warum habe ich es schon wieder getan?
Mein Vater trat herein und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Alles okay bei dir?", fragte er mich liebevoll. Nein nichts war okay, gar nichts. Dennoch antwortete ich "Ja, klar alles bestens." Aber das wollte er mir nicht wirklich abkaufen.
"Wenn du Hilfe brauchst, hast du und und vielleicht könnte ich dir helfen eine Behandlung, die passt, zu finden.", sagte er behutsam und blickte zu meinen Armen.

"Nein, ich will in keine Klapse! Definitiv nicht", maulte ich ihn an. Mich hielt doch sowieso schon jeder für gestört, das würde es auch nicht gerade besser machen. "War ja nur ein Angebot, vielleicht solltest du es dir nochmal überlegen?", bot er mir an, "Kommst du mit zum Essen?"
"Ne hab keinen Hunger."
"Iss doch bitte wenigstens ein bisschen was."
Da ich eigentlich nicht auch noch Probleme mit meinem Vater wollte, ging ich ins Esszimmer und aß ein kleines Bisschen. Denn genau wie mein restlicher Körper wollte mein Magen gerade auch einfach nicht mehr.
Nik fragte mich nun auch was los sei und ich erzählte in Kurzfassung, dass mir eigentlich nur ein Mädchen das Herz brach und ich mich eigentlich nicht mal so schlimm deswegen fühlte.

Letzteres war natürlich gelogen und das war auch jedem in diesem Raum, naja vielleicht sogar unserem Hund, bewusst.
"Es tut mir Leid, dass ich so eine Enttäuschung für euch bin. Ich weiß, dass ihr mir nur helfen wollt, aber es geht nicht.", antwortete ich niedergeschlagen.
"Becc, du wirst niemals eine Enttäuschung für uns sein, du bist so ein toller Mensch und für eine psychische Krankheit und dumme Menschen kann doch niemand etwas", bekam ich von meinem Vater zurück.
Nach einem Schweigen ging ich wieder zurück in mein Zimmer, als ich gerade auf der Treppe war klingelte es an der Tür. Noah öffnete sie und begrüßte den Besuch mit einem:"Lass bloß meine Schwester in Ruhe, wenn du sie noch einmal verletzt, mach ich dich fertig!"
Es war Isabella. Die Aktion meines Bruders war mega süß, aber ich hätte es besser gefunden, er hätte sie sofort wieder weggeschickt. Ich will sie gerade einfach nicht mehr sehen. Mein Herz schmerzte auf einmal wie wenn jemand hineinstechen würde. Dann klopfte es an meiner Zimmertür, ich sagte nichts, da ich eigentlich nicht wollte, dass mich irgendwer so sieht. So schwach, so kaputt, ich war nur noch ein Schatten meiner selbst.

"Hey, kann ich reinkommen?", fragte Isabella, die ihren Kopf durch die Tür steckte.
"Du bist doch schon drin.", erwiederte ich abweisend. Sie kam herein und schloss die Tür hinter sich.
"Was willst du von mir?!", schrie ich sie fast an, was sie etwas erschreckte.
"Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich dir gegenüber falsch verhalten.", antwortete sie schuldbewusst und traurig. "Ach ja?", fragte ich ironisch.
"Es war falsch von mir dir zu sagen ich würde nie etwas von Frauen wollen und dann auf einmal eine andere zu küssen, ich wollte nicht, dass das passiert", sagte sie verlegen und schaute auf meine Arme.
"Okay halt, ich muss etwas klarstellen", erklärte ich bestimmt, "es ist nicht deine Schuld, dass ich mich selbst verletzt habe, es ist meine, ich hätte es ja nicht tun müssen."
"Aber das du mich verletzt hast ist eine andere Sache. Isabella, ich brauche einfach Zeit, du musst wissen ich bin was dieses Thema angeht sehr empfindlich und ich habe einfach ein Problem damit anderen Menschen ein zweites Mal zu vertrauen.", erklärte ich ihr.

"Okay, dann gehen wir also erstmal etwas auf Abstand, oder?", fragte sie mich betreten. "Ja", dieses Wort ließ mein Herz kurz aussetzen und eine extreme Traurigkeit durchfuhr meinen Körper, ich wollte es nicht sagen, aber irgendwie musste ich es, da es weder ihr noch mir fair gegenüber gewesen wäre jetzt einfach normal weiterzumachen.
Als sie mein Zimmer verließ drehte sie sich noch einmal mit einem traurigen Blick um und schloss die Tür hinter sich. Diese Aktion ließ mir Tränen in die Augen steigen. Stundenlang saß ich da ich machte rein gar nichts, fühlte nichts und eigentlich existierte ich einfach nicht mehr.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt