Das 9. Geschenk: Von merkwürdigen Zufällen und silbernen Eulen

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Draco konnte seinen Augen nicht trauen. Die Eule, die ihm jeden Morgen sein Geschenk brachte, hatte ihm auch heute zuverlässig ein kleines, rechteckiges Päckchen zugestellt. Und als er es voller Vorfreude auspackte - sicher war es wieder irgendeine wunderschöne Kostbarkeit - musste er zu seiner Enttäuschung feststellen, dass es diesmal einfach nur eine Packung Pralinen war. Doch nur einen Augenblick später schon schoss ihm ein Bild vom vorigen Tag durch den Kopf: Hermine Granger, wie sie im Honigtopf steht und eine Packung Pralinen kauft. Konnte der Zufall wirklich dafür gesorgt haben, dass sich beide gegenseitig beschenken mussten?

Angespannt hob er den Kopf, um einen Blick auf den Gryffindor-Tisch zu werfen. Dort saß Hermine zwischen ihren Freunden und amüsierte sich offensichtlich prächtig über den riesigen Lolli, den sie von ihm geschenkt bekommen hatte. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich dann um und sah ihn direkt an. Mit einer starren Bewegung hielt er sein Geschenk hoch und legte fragend seinen Kopf schräg. Das hinterhältige Grinsen gepaart mit einem nichtssagendenen Schulterzucken bestätigte seinen Verdacht - es war tatsächlich Hermine Granger, die ihn beschenkte.

Unfähig, diese Neuigkeit zu verdauen, ließ er das Geschenk los und stützte beide Arme auf den Tisch.

"Oh, Draco", ertönte sofort die besorgte Stimme von Pansy, "was ist denn los? Geht es dir nicht gut?"

Genervt schaute Draco das Mädchen ihm gegenüber an. Es war für ihn immer aufs Neue überraschend, wie sensibel die eigentlich so naive und unbedachte Pansy sein konnte, wenn es um seine Stimmung ging. Normalerweise freute es ihn, dass jemand an seiner Seite war, der jede seiner Launen aushielt und ihm stets Aufmerksamkeit schenkte. Aber in den letzten Tagen, da nervte ihn dieser Zug an Pansy nur noch. Es hatte schon seinen Grund, warum er ihre diversen Versuche, mit ihm auf ein Date zu gehen, stets abgeblockt hatte. Entgegen seinem Ruf brauchte er kein einfaches Mädchen, das ihn anbetete und zu allem Ja und Amen sagte.

"Es ist nichts, Pansy", sagte er schließlich beruhigend, "ich habe nur gerade herausgefunden, wer mich beschenkt, das hat mich eben überrascht."

"Oh, wer denn, wer denn?", quengelte das schwarzhaarige Mädchen sofort neugierig, doch Draco schüttelte abwehrend den Kopf: "Nicht von Interesse für dich. Zu diesem Weihnachtsball wirst du es schon noch erfahren."

"Apropos Weihnachtsball", fiel Pansy da ein, "du gehst doch mit mir hin, oder? Du hattest mir noch gar keine Antwort darauf gegeben! Ich will den ganzen Abend mit dir tanzen. Ich übe schon extra fiel, damit wir richtig gut aussehen zusammen auf der Tanzfläche. Ich finde ja, wir haben eine gute Größe, du bist einen Kopf größer, wenn ich da meine Tanzschuhe anziehe, bist du noch einen halben Kopf größer, das ist so perfekt. Als wären wir füreinander geschaffen!"

Zu seiner Erleichterung wandte Pansy ihren Wasserfall an Worten schließlich an Millicent Bullstrode, die neben ihr saß, um mit ihr die Auswahl von Kleidern zu besprechen. Unaufällig beugte er sich zu Blaise und Theodore, um ihnen leise zuzuflüstern: "Ihr werdet nie erraten, wer mich beschenkt."

"So groß ist die Auswahl an Slytherin-Schülern nun auch nicht. Früher oder später würden wir den richtigen Namen nennen, wenn wir alle, die hier geblieben sind, durchgehen!", entgegnete Theodore gelangweilt.

"Genau darum werdet ihr es nie erraten", erwiderte Draco triumphierend, "es ist nämlich keiner aus unserem Haus."

"Aber das hast du doch immer gesagt", kam es anklagend von Blaise. Draco nickte, erklärte daraufhin aber: "Ja, ich habe das ja auch immer gedacht. Schaut euch nur die Geschenke an, die ich bekommen habe. So ziemlich jedes dieser Geschenk beinhaltet auf geschmackvolle, dezente Art und Weise das Symbol von Slytherin. Da denkt man doch unweigerlich, dass man auch von einem Slytherin-Schüler beschenkt wird."

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