Ein ernstes Gespräch

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Erst war der psychologische Test dran. Barton brachte mach in einen Verhörsaal (ich meine, echt jetzt?) und stand dann schweigend in einer Ecke, während ich auf einem der zwei Stühle Platz nahm.

"Und was passiert jetzt?", wollte ich wissen.

"Warten Sie's ab", entgegnete der Agent fast schon gelangweilt.

Als hätte er diese Tortur schon tausend Male gemacht.

Es passierte Ewigkeiten einfach nichts, was mich gelangweilt gähnen ließ.

Egal, was die mit mir vorhatten, die ließen sich gewaltig viel Zeit damit.

Als sich endlich die Tür öffnete, war ich schon fast eingeschlafen. Neugierig hob ich meinen Kopf und mir kam direkt ein grausam ernster Blick eines Mannes entgegen.

Das erste ,was mir auffiel, war, dass er nur ein Auge hatte - das andere war hinter einer Augenklappe versteckt. Er trug einen schwarzen Ledermantel, eine schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil.

Mit dem Outfit konnte er höchst wahrscheinlich super aus dem Schatten treten.

Gemächlich umrundete der Neuling unserer Bande mich und ließ sich schließlich gegenüber von mir nieder.

"Lassen Sie mich raten, Sie sind der Chef hier", vermutete ich, was mir mit einen kurzen Nicken bestätigt wurde.

"Nick Fury ist mein Name. Director von SHIELD", stellte er sich vor.

"Ich gehe davon aus, dass Sie meinen Namen schon kennen, also warum sollte ich mich noch vorstellen?"

Fury warf Barton einen kurzen Blick zu.

"Ich verstehe nun, was Sie damit gemeint hatten", behauptete er und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

Belustigt hob ich eine Augenbraue.

"Ach ja? Was hat Agent Barton denn so über mich erzählt?", hackte ich belustigt nach.

"Das geht Sie nichts an", mischte sich nun Barton ein.

"Nichts für ungut, Agent", sagte ich zuckersüß. "Aber ich habe Director Fury gefragt, nicht Sie."

Nun hob Fury eine Augenbraue.

"Wie Agent Barton gesagt hat, Miss Lawrence. Es geht sie rein gar nichts an", erklärte Fury leicht schadenfroh.

"Na schön", murmelte ich. "Vielleicht können Sie mir ja einen vernünftigen Grund geben, warum ich hier bin. Agent Barton hat mir nur ein Video vom Vortag gezeigt."

Ich warf ihm einem vielsagenden Blick über die Schulter zu, was er mit einem Schnauben quittierte.

"Wir haben Potential in Ihnen gesehen", klärte mich der Director auf.

"Wegen den Illusionen und dem ganzen Zeug?", wollte ich wissen.

Es war mir schon fast klar, dass sie mich nur wegen meiner Kräfte wollten.

"Auch", gab er zu. "Aber Sie haben sich den Banditen einfach in den Weg gestellt, ohne groß drüber nachzudenken. Das ist doch heldenhaft, finden Sie nicht?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Nein, ich fand es in dem Moment einfach notwendig. Ich habe keine Ahnung, weswegen ich in den Medien so angepriesen werde", stellte ich meine Meinung klar.

"Wir können solche Leute wie Sie hier gebrauchen. Überlegen Sie es sich noch mal. Denn wenn Sie nicht mit uns arbeiten, arbeiten Sie gegen uns", meinte Fury. "Barton, bringen Sie Miss Lawrence in's Labor."

Barton führte mich in das Labor. Und das war nicht klein. Ich hätte stundenlang die vielen Gerätschaften inspizieren können, doch sobald ich stehen blieb, zerrte Barton mich weiter.

Reizender Typ, echt. Überaus reizend.

"Au. Was soll das denn?", beschwerte ich mich.

Ich hatte das üble Gefühl, dass er immer noch sauer auf das war, was ich im Verhör gesagt hatte.

Als mir endlich ankamen, hatte ich einen blauen Fleck an der Stelle, wo Barton immer gezogen hatte. Dieser Mann hatte einen unfassbar festen Griff.

Der Mann, der die Untersuchungen durchführte, hieß Dr. Konstantin Fleckhart. Freundlich schüttelte er meine Hand, wobei ihm mein blauer Fleck auffiel. Als er jedoch fragend zu Barton hinschaute, zuckte dieser nur unschuldig mit den Schultern.

"Setzen Sie sich doch bitte auf die Liege", bat er höflich, was ich wortlos befolgte. "Ich werde Ihnen jetzt Blut abnehmen."

"Wieso?"

"Damit wir feststellen können, woher Ihre Kräfte kommen", erklärte mir Barton, als ob ich ein kleines Kind wäre.

Der Doktor wollte noch etwas hinzufügen, doch Barton warf ihm einen mahnenden Blick zu und so schwieg er einfach.

Mich hätte es sehr interessiert, was Fleckheart noch sagen wollte, aber ich fürchtete, wenn ich Barton weiter aufregen würde, würde er mich dann langsam und qualvoll umbringen.

Der Doktor ging zu einem Schrank und holte eine Spritze heraus. Das Blutabnehmen war relativ schnell vorüber und schon bald konnten wir das Labor wieder verlassen.

Sehr bedauerlich für mich, da ich da gerne länger geblieben wäre, um mir die Analysierung meines eigenen Blutes anzuschauen.

Barton dagegen schien schon fast froh zu sein, dass wir damit durch waren.

"Was steht jetzt auf dem Plan?", fragte ich nach.

Schon fast hätte ich mit keiner Antwort gerechnet, aber der Agent schaute auf einen Zettel, den er aus einer Tasche kramte, und antwortete dann:

"Abendessen."

Irgendwie hatte ich mir das Abendessen bei einer Geheimorganisation spannender vorgestellt.

Ich hatte erwartet, dass alle geheimnisvoll an ihren Tischen saßen und höchstens miteinander flüsterten. Stattdessen war die Kantine bei SHIELD wie jede andere Kantine. Und es war übelst laut.

Als ich Barton darauf angesprochen hatte, hatte er nur gelacht und gesagt, dass es Mittags noch schlimmer wäre.

Ich redete mir ein, dass ich mir Mittags mein Essen in's Zimmer holen würde.

Nach dem Essen hatte ich mich schnell wieder in mein Zimmer verzogen und lag nun still auf meinem Bett, über den vergangenen Monat nachdenkend.

Seit wir die Exkursion gemacht hatten, hatte sich bei mir so viel geändert und nun war ich sogar bei einer Geheimorganisation gelandet, die mir noch etwas verheimlichte - da war ich mir sicher.

Gedankenverloren stand ich auf und holte aus meinem Koffer einen Zeichenblock und Stifte. Ich zeichnete nämlich für mein Leben gern.

Ohne groß drüber nachzudenken legte ich einfach drauf los und erst, als ich fertig war, erkannte ich, dass ich Agent Barton gemalt hatte - in seinem Trainingsanzug und völlig ernst.

Verdammt, war das peinlich! Schnell versteckte ich das Bild im Schrank und versuchte es mit Nick Fury im Häschenpyjama. Als ich fertig wurde, grinste ich stolz und befestigte es irgendwie an der Wand.

Plötzlich bekam ich ganz fieses Heimweh, warum auch immer. Schließlich war mein Vater ein Irrer auf freiem Fuß, der versucht hat mich umzubringen, und sonst hatte ich ja keinen.

Ich sehnte mich nach einer Mutter und da fasste ich einen Entschluss:

Ich würde Mom finden.

Marvel's Catastrophe¹ ~ The Mad ScientistWhere stories live. Discover now