Roter Mohn

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Ein Text über Träume.

Einst hatte ich diesen Traum, den vom roten Wohnmobil, auf dessen weißem Dach wir gelegen sind.

Haben über Weizenfelder geblickt und uns hat die Sonne geküsst, ihre hellen warmen Strahlen waren ganz verführerisch. Es hat nach Sommer gerochen, nach rotem Mohn und Schmetterlinge sind neben uns hergeflogen, haben uns mitgezogen, auf Blumenwiesen, dessen weiches Gras sich hat als wunderbarer Liegeplatz erwiesen, und da lagen wir nun. Schon eine ganze Weile.

Irgendwann hast du roten Mohn gepflückt, kamst mit einem Strauß davon zurück, hast über mein Haar gestrichen und es geküsst, eine Mohnblüte verschwand darin.

Ich kann ihren Platz immer noch fühlen, rechts auf meinem Kopf, zwischen den Haarsträhnen, da wo sich deine Finger befunden haben. Ich habe den roten Mohn lange getragen, lange in diesem Traum, der sekundenschnell vorüberging.

Doch nichts davon ist wahr, dieses Leben ist mir unnahbar, dabei versuche ich doch mit beiden Beinen darin zu stehen und mein Bestes zu geben.
Es scheint mir, als wäre mein Bestes nicht gut genug, denn immer wenn mich die Sonnenstrahlen küssen, denke ich an den einst geträumten Traum zurück, den vom roten Wohnmobil.

Der ist nie in Wirklichkeit passiert, der rote Mohn hat mal wieder nur in meiner Fantasie existiert, so ist das oft mit mir, ich denke einfach zu viel.

Es war alles nur ein Traum. Nur ein Traum, der mir so weit weg und gleichzeitig so nah ist, weil es das Einzige ist, das mich hier behält, weil mich sonst nichts mehr hält.

Es sind meine Träume und ich träume sie allein, die Erde ist ein Ort an dem alles und am Ende doch wieder nichts passiert, deswegen könnte ich mir gar nicht vorstellen, wie es denn ist, traumlos zu sein.

Einst hatte ich diesen Traum, den vom roten Wohnmobil. Manchmal erinnere ich mich und denke an ihn zurück, denke daran, wie gerne ich wirklich dort gewesen wäre, doch ich habe dieses Glück nicht.

Nie habe ich das, oder ich nehme es nicht als solches wahr, denn wenn ich es hätte, wäre ich doch all meine Träume los. Aber traumlos zu sein, scheint für mich außerhalb meiner Vorstellungskraft zu liegen, vielleicht bin ich zu sehr daran gewöhnt, dass Dinge nie wirklich passieren, denn die Erde ist ein Ort an dem alles und am Ende doch wieder nichts passiert.

Niemand weiß von dem roten Mohn, den Schmetterlingen oder den Sonnenstrahlen. Das ist auch gut so, denn ich kann sie nur träumen, darüber zu reden wäre unmöglich. Manchmal denke ich, wie schön es wäre, jemanden zu finden, der mich auch ohne Worte versteht, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das denn überhaupt geht.

libellenWhere stories live. Discover now