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Dass ich irgendwann doch noch einschlafen kann verdanke ich der Tablette, die Roy mir gestern Abend noch gegeben hat. Ich weiß gar nicht genau, ob es ein Beruhigungsmittel oder eine Schlaftablette war, aber es hat Wirkung gezeigt.

Meine hysterische Panik flachte deutlich ab und auch das diabolische Gedankenkarussell in meinem Kopf verstummte irgendwann.

Roy muss irgendwann in den frühen Morgenstunden verschwunden sein, denn als ich mich noch müde im Bett räkele ist die linke Bettseite bereits leer.

Ich zwinge mich, ruhig in den Tag zu starten. Ich gehe duschen und bereite mir im Bademantel ein kleines Frühstück zu, obwohl ich nicht wirklich Hunger habe. Trotzdem merke ich, dass mir das Brötchen und das Rührei gut tun und Energie geben.

Ich föhne meine Haare und drehe mir mit meinem schmalen Glätteisen leichte Wellen in die Haare. Ich habe mich dazu entschieden, mich nur wenig zu schminken und lieber etwas natürlicher zu bleiben, wie auch auf den Fotos, die Roy bei Cinderella Escorts hochgeladen hatte. Ich weiß zwar nicht, worauf dieser David bei Frauen so steht, aber ich werde es ja heute erfahren und im Zweifelsfall bei dem nächsten Treffen anders machen können.

Gestern Abend bin ich mit Roy noch meine Kleider durchgegangen und habe eine kleine Modenschau veranstaltet mit dem Ergebnis, dass ich heute ein dunkelviolettes Cocktailkleid mit breiten Trägern und einem schönen Herzausschnitt trage, was meiner Figur laut Roy außerordentlich gut schmeichelt und meine schlanken Beine gut in Szene setzt.

Gegen 15 Uhr holt Roy mich von zuhause ab und fährt mich zu dem Hyatt Hotel, in dem ich gemeinsam mit David in einem Hotelzimmer verabredet bin. Aus Diskretionsgründen hat er darum gebeten die Absprachen, die wir heute zu treffen haben, nicht in einem vollen Restaurant zu treffen, was ich verstehen kann.

Auch wenn mir ein wenig unwohl bei dem Gedanken ist, direkt mit ihm alleine zu sein, so bin ich trotzdem froh, dass dadurch eben auch niemand anders Wind davon kriegt, was für eine Art von Treffen das ist.

Roy hat mir noch ein kleines Tütchen mit fünf weiteren der Tabletten da gelassen, die ich gestern schon genommen habe. Wie von ihm empfohlen habe ich heute gleich nach dem Aufstehen eine genommen, und sie hat mir erstaunlich gut über den Vormittag geholfen.

Als auf der Autofahrt die Aufregung wieder in mir hochkommt entschließe ich mich dazu, noch eine weitere Tablette zu nehmen. Roy hält meine Hand und verabschiedet sich mit einer langen Umarmung von mir. "Alles wird gut, hörst du. Und wenn du kein gutes Gefühl bei der Sache hast, dann gehst du einfach. Ich hole dich nachher wieder ab, ruf mich einfach an. Ich bleibe aber hier in der Nähe, falls etwas ist."

Nervös drücke ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und steige aus dem Auto.

David hat mir vorab die Zimmernummer mitteilen lassen und ausgerichtet, dass er dort auf mich warten wird.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich die elegante Lobby des teuren Fünf-Sterne-Hotels durchquere und auf den Fahrstuhl zusteuere.

Ich fahre in die fünfte Etage und betrachte mich noch mal kritisch in den verspiegelten Seitenwänden des Aufzugs. Ein letztes Mal richte ich meine Haare, zupfe mein Kleid zurecht und trage ein wenig farblosen Lipgloss nach.

Ich blicke mich suchend um und erblicke gleich am Ende des breiten Flures die Zimmernummer 511. Es scheint sich dabei jedoch um kein normales Zimmer, sondern um eine Suite zu handeln. Ich bin ein wenig erleichtert, da wir so wahrscheinlich die Möglichkeit haben, uns zusammen auf ein Sofa oder an einen Tisch zu setzen, und nicht unser erstes Kennenlernen auf einem kleinen Hotelbett gestalten müssen.

Ich komme vor der großen weißen Tür zum Stehen und atme ein letztes Mal tief durch. Ich bin sehr aufgeregt, aber zum Glück nicht annähernd so panisch oder sorgenerfüllt wie in den letzten Tagen, was wohl vorrangig an den Tabletten liegen wird.

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now