#37 Geheimnisse und Geständnisse

76 1 0
                                    

***

,,Danke", sagte ich zu dem älteren Hotelpagen, der mir die Tür aufhielt.

Es war schon weit nach 1 Uhr morgens, als ich schüchtern das Hotel betrat. Es war noch genau wie ich es in Erinnerung hatte. So glamouröse und edel mit einem hauch Kitsch. Ich steuerte die Hotellobby an, als ich von einer jungen Dame aufgehalten wurde.

,,Entschuldigen sie Miss, können sie sich als Hotelgast identifizieren?", sagte sie freundlich, dennoch hatte ich das Gefühl, dass sie einwenig genervt war.

Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mit meinen zerissenen Jeans und der Lederjacke nicht wirklich aussah, als könnte ich mir hier ein Zimmer leisten. Ich wusste, dass das Plaza für viele Touristen eine nette Sehenswürdigkeit darstellte, doch nicht zahlende Gäste waren hier nicht wirklich willkommen.

Ich schaute erst an mir runter und musterte dann die Frau vor mir. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Dutt gebunden und sie trug einen engen Bleistiftrock der farblich perfekt zu ihrem Blazer passte. In der rechten Hand hielt sie ein iPad und ungeduldig biss sie sich auf die Unterlippe.

,,Ehm ja, also mein... Freund hat mir ein Zimmer reserviert."

,,Auf welchen Namen?"

,,Claire Zerouck."

Urplötzlich erhellte sich die Miene der Frau vor mir und mit einem breiten Lächeln blickte sie hoch von ihrem Tablet.

,,Willkommen im Plaza, Mr. Davis erwartet sie bereits." Sie ging zurück zur Rezeption und brachte mir eine weiße Karte.

,,Das ist ihre Schlüsselkarte. Ihr Zimmer ist die Legacy Suite im 8 Stockwerk. Angenehmen Aufenthalt."

Freundlich nickte ich.

Ich ging also durch die Hotellobby stur stracks zu den Aufzügen. Plötzlich hielt ich inne. Anscheinend hatte ich die mögliche Tatsache verdrängt, dass ich die Nacht mit Mason Davis in einem Bett verbringen musste. Für die meisten Mädels wäre diese Situation wahrscheinlich kein Problem, aber so verklemmt wie ich nun mal war merkte ich leichte Angst in mir hoch kommen.

Ich öffnete die Tür des Zimmers und kam in ein wunderschönes Zimmer, das so aussah als würden hier nur Königinnen und Prinzessinnen leben dürfen. Wie erwartet hatte das Zimmer zwei Etagen. Es brennte nur eine kleine Tischlampe, es war still. Vorsichtig stieg ich die Treppen hoch und hoffte, dass Mason nicht durch mich wach wurde.

Ich würde mir eine Decke schnappen und unten auf dem Sofa schlafen. Es war schließlich nur für eine Nacht, auch wenn das Bett um einiges verlockender war.

Die Vorhänge waren nicht zugezogen und die Lichter auf New Yorks Straßen strahlten in den Raum. Ich sah Mason, wie er seelenruhig schlief, oberkörperfrei wohl gemerkt. Langsam hob ich mein Kissen vom Bett und wollte das gleiche auch mit meiner Decke machen, als mich Mason am Unterarm packte.

,,Was machst du da?",fragte er verschlafen.

,,Ich schlaf auf der Couch.", flüsterte ich und zerrte mich aus Masons festen griff.

,,Bleib hier... Bitte"

Verdutzt starrte ich ihn an ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich brauchte einen Hauch zu lange für eine Antwort.

,,Wieso?", fragte ich und verstand tatsächlich nicht warum. Waren wir nicht sowas wie Feinde? Oder bewertete ich die Situation falsch und wir waren nach dem gestrigen Tag sowas wie Freunde?

,,Stell bitte keine Fragen, nur ein einziges mal."

Ich runzelte die Stirn, ich wollte etwas sagen, protestieren, doch auf der anderen Hand war es ziemlich verlockend neben einem heißen Kerl mit Sixpack zu schlafen. Ich war am Ende des Tages eben auch nur ein Mädchen und Mason war, auch wenn ich es nur schweren Herzens zu geben wollte, zum anbeißen.

,,OK"

Ich krabbelte ins Bett und kuschelte mich in meine Decke. Plötzlich spürte ich Masons Arm um mich, der mich fest an sich zog. Sofort versteifte ich mich bis zu den Zehen. Er vergrub sein Gesicht an meinen Hals. Ich sagte nichts, bewegte mich nicht.

Tatsächlich dauerte meine starre vielleicht eine Minute, dann entspannte ich mich und drückte Masons Hand.

,,Liebst du diesen Sean noch ?", fragte er plötzlich und sein Atem kitzelte mich an meinem Hals.

Mason schaffte es jedesmal mich zu überraschen. Ich bewertete seine Frage als Anfang einer innigen Freundschaft, von der ich nie gedacht hätte, dass sie sich zwischen uns entwickeln könnte.

,,Was sind wir eigentlich nun ? Ich meine hassen wir uns noch? Oder sind wir Freunde?", fragte ich dennoch, nur um ganz sicher zu sein.

Ich stellte ihm eine Gegenfrage, die tendenziell wichtig für die Beantwortung seiner Frage war. Denn wie könnte ich meine Gefühle einem Feind offenbaren?

,,Ist das wichtig?"

,,Ja", antwortete ich eine Spur zu schnell.

Er seufzte, aber ich erkannte, dass es ihn amüsierte.

,,Freunde?", sagte er und hielt mir den Daumen nach oben vors Gesicht. Ich musste kichern.

,,Freunde!", antwortete ich und hielt ihm ebenfalls den Daumen hoch.

,,Also? Was läuft da zwischen euch?"

Und so begann ich zu erzählen. Von Sean, Kloe, ihrem Plan und von meinem gebrochenen Herzen. Mason lag einfach nur da, eng an mich gekuschelt und unterbrach mich kein einziges mal. Nur manchmal spürte ich, wie er versteifte, dann seinen griff um mich aber wieder lockerte.

,,Ich glaube mittlerweile bin ich über ihn hinweg, auch wenn es sich zunächst nicht so angefühlt hat. Und obwohl Sean mir mein Herz in tausend Teile zerbrochen hat, so liebe ich ihn dennoch, wie einen Freund."

,,Gut so, er hat dich nämlich überhaupt nicht verdient, nichtmal ein flüchtiger Bekannte sollte er für dich darstellen."

Es war das erste was er seit 15 Minuten gesagt hatte. Ich nickte nur, doch konnte seinen Worten nicht glauben. War es nicht genau umgekehrt? War ich nicht die, die Sean nicht verdient hatte?

,,Ich mein es ernst.", sagte er erneut, als hätte er meine Zweifel spüren können.

,,Ich weiss"

***

Ich wachte auf und verstand zunächst nicht wo ich mich befand. Es dauert einwenig, bis mir wieder einfiel, dass ich in New York war und im wahrscheinlich schönsten Hotelzimmer auf diesem Planten geschlafen habe.

Ich schaute auf mein Handy. 11Uhr.

Mason, schoss es mir durch den Kopf.

Ich drehte mich um und sah Mason. Er war wach. Ich sah nur seinen Rücken. Er saß am Rand des Bettes, den Kopf hatte er in seinen Händen vergraben.

,,Mason? Alles ok ?"

Erschrocken fuhr er herum und sah mich mit müden Augen an. Hatte er nicht geschlafen?

,,Ja, alles bestens.", sagte er schwach und ich glaubte ihm kein Wort, doch ich beließ es dabei.

Er kramte etwas aus seiner Hose, die auf dem Sessel lag. Heraus kam ein Tütchen mit Tabletten. Ohne Wasser schluckte er gleich zwei von ihnen.

Nahm der typ etwa Drogen? Das würde zumindest zu seinem Image passen. Titel seines Buches: Der reiche BadBoy der zum Junkie wurde, weil er zuwenig Aufmerksamkeit von seinen Eltern bekam.

Ich fragte ihn nicht was das für Tabletten waren, er hätte es mir sowieso nicht verraten. Ich konnte nicht ahnen, dass ich auf einem ganz falschen Dampfer war. Mason hatte ein Geheimnis, welches sein Leben zerstört und bald darauf auch meins.

MY BEAUTIFUL SISTERDonde viven las historias. Descúbrelo ahora