PROLOG

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»Sag mir ...

War es nicht genau das, was wir wollten?

Stetig sind wir umeinander gestrichen, haben uns aufgerieben ...

... heilen lassen ...

... erneut aufgerissen, wieder zueinander, gegeneinander gefunden ...

... und diese Saiten gespielt.

Diese Saiten zwischen uns.

Denn ...

War es nicht genau das, was wir wollten?«

Ein paar feingliedrige Hände setzen den Punkt unter den Bogen des Fragezeichens, lassen den abgegriffenen Füller auf die Tischplatte fallen, sodass die dunkle Tinte nur so spritzt, und falten den grellen Klebezettel zu einem unförmigen Rechteck.

»Ist dir das poetisch genug?«, grummelt die Person wütend, die sich diese hart erkämpften Worte aus den Fingern gesogen hat.

Endlich kommt der Briefkasten in Sicht, der zum neuen Zuhause ebendieser Worte werden soll – vorerst.

Die Schritte werden langsamer, kommen zum Stehen. Zeigefinger und Daumen pressen das neonorangene Papier zusammen und schweben in der Luft, einen Zentimeter davon entfernt, den Brief in den Schacht fallen zu lassen. Auf Nimmerwiedersehen.

Ein allerletztes kurzes Zögern, dann löst sich der Druck und der zusammengefaltete Klebezettel trudelt in den dunklen Schlund des Briefkastens wie ein Schmetterling auf Bruchlandung. Ein leises Rascheln kündigt die Ankunft am Boden an – unwiederbringlich verloren.

»... ich hoffe, das ist es.«

Diese Saiten zwischen uns (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt