7. Friedlicher Samstag?

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KAPITEL 7

Er scheint wohl Probleme damit zu haben, sozialen Kontakt zu pflegen.", rief Laila am anderen Ende der Leitung. „Er hat sich ja nicht mal für den Kuchen bedankt!"

Ich musste grinsen was sie ein Glück nicht sehen konnte, denn sie war bereits tierisch aufgeregt. So sehr interessierte sie sich eigentlich nicht für andere Menschen – das lag einfach nicht in ihrer Natur.

Dass neue Nachbarn, oder nur der Sohn, ihre Nerven strapazierten war irgendwie lustig.

„Sieht er denn zu mindestens gut aus?", fragte ich nach und rollte mich gequält auf den Bauch. Ich verbrachte meinen Samstag damit auf meinem Bett zu liegen, weil ich einfach noch so ermüdet vom letzten Tag war. Es endete mit einen Haufen Putzaktionen, der letzte Gast wollte einfach nicht verschwinden und der Weg nachhause war das i-Tüpfelchen. Stockduster, gruselig und kalt.

Und vielleicht war es meine eigene Paranoia gewesen, aber seit dem Vorfall in Laurentes beschlich mich das eigenartige Gefühl beobachtet zu werden. Es war wie eine Ahnung, dass jemand in einer Ecke lauerte, die ich nicht sehen konnte – es gab genügend Möglichkeiten einen zu beobachten. Und das war das unheimlichste an der ganzen Sache.

Laila blieb für ein paar Sekunden still bis sie dann ihren Mund öffnete. „Irgendwie schon... er kommt mir ein bisschen vor wie die verdammt unnahbaren Typen – solche kenne ich aber nur aus Filmen."

Und mir kam es bekannt vor. Ich spürte wie meine Wangen rot wurden als ich an meine zweite Abfuhr gestern nachdachte. Valentin war einer dieser verdammt unnahbaren Typen, die verdammt gut aussahen. „Laila", begann ich eindringlich. „wenn er dich an so einem Kerl erinnert, dann weil er unnahbar ist."

„Wow. Du bist ja eine super Motivationsbombe – danke!" Es schwang sehr viel Ironie in ihren Sätzen mit.

Ich verzog das Gesicht. Laila und ich schienen grade unsere Phasen im Leben zu haben, die unsere Laune ins Negative prägten, denn eigentlich ließ sich Laila von keinem Typen runterkriegen und ich halte für gewöhnlich keine so pessimistischen Reden.

Räuspernd entschuldigte ich mich also. „Es ist nur so, dass –"

Ist das Daiana?", hörte ich die Stimme meiner Mutter im Hintergrund fragen.

Ich riss die Augen auf und setzte mich aufrecht hin. Ich hatte meine Handynummer gewechselt – vielleicht war dies keine so gute Idee. Eventuell hätte ich Bescheid geben können, damit meine Eltern sich nicht wunderten, weshalb ich ihre Anrufe nicht abhob. Und ja, vielleicht wollte ich meinen Neufang in Frankreich vorerst ohne nervige Vorwürfe genießen.

Ich hörte wie Laila mir noch viel Glück wünschte, doch da hatte meine Mutter ihr das Handy bereits aus der Hand genommen. „Daiana?"

Ich schloss fluchend die Augen, bevor ich tief einatmete und mich auf das Gespräch wappnete. „Hallo Mutter."

„Wieso gehst du nicht an dein Handy wenn wir dich anrufen?", schoss ihr der erste Vorwurf prompt hinaus. Das kann heiter werden.

„Ich musste meine Nummer wechseln und hatte vergessen Bescheid zu geben..." Vielleicht entsprach das nicht ganz der Wahrheit, aber sie würde reichen müssen, um meine Mutter technisch hinters Licht zu führen.

Aha." Es war kurz ruhig. „Wie ist es denn dort drüben?"

Dort drüben war es auf jeden Fall besser als bei euch. Ich wagte zu glauben, dass meine Mutter Frankreich hasste und zwar, aus dem simplen Grund, weil ich mich für das Land entschieden hatte – und nicht für meine Eltern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 06, 2020 ⏰

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