Ein Leben ohne vergangene Last

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Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, wie absurd es wäre, wenn wir unsere Vergangenheit nicht mit uns herumschleppen müssten?

 Was wir für sorgenfreie, lebensfreudige Menschen wären, wenn wir all diese Erfahrungen, die uns formen und in eine nahezu vorhergesehenen Richtung lenken, einfach loslassen könnten? 

Wie Kinder wären, welche die Last ihrer grimmigen, frustrierten Eltern tagtäglich zu spüren bekommen. Wenn sie ihren eigenen Weg bestimmen könnten, ohne diese riesigen Mauern, die für manche Kinder unüberwindbar erscheinen.

 Oder der Geschäftsmann im Café, welcher diesen Druck der heutigen Arbeitergesellschaft einfach vergisst, und nach Hause zu seinen Kindern fährt. Er nimmt sie sorgenfrei in den Arm, gerät nicht ins Schwitzen, wenn er daran denkt, was er noch alles zu erledigen hat und wie wenig er heute überhaupt davon erledigen konnte. Er ist mit sich im Reinen, im Hier und Jetzt, bei den Kindern, die er jeden Tag wachsen und lernen sieht, und kann dieses Gefühl in jedem Atemzug riechen und bei jedem Lächeln spüren. 

Der arme Junge an der Straße, welcher für jeden einzelnen Groschen eine kleine Welt geben würde, wäre aus dem Nichts heiter gestimmt und lässt sich von der Gesellschaft nicht mehr einschränken. Er könnte die fixe Idee bekommen, sein Potential vollkommen auszuschöpfen, und unabhängig von vergangenen Stimmen, die ihn an seiner persönlichen Entwicklung wie ein schwerer Anker immer nach hinten gezogen haben, nach vorne sprinten, als ob er über den Boden fliegen würde, und in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle spielen in der Entwicklung einer großen Sache. 

Dafür musste er nur loslassen

Auf dem ersten Blick wirkt dieser Gedanke etwas realitätsfern, fremd, unwirklich. In unseren Köpfen hat sich diese Idee eines typischen Menschen, und diese Welten zwischen blumenhafter Fantasie und kalter Wirklichkeit lassen sich irgendwie nicht so richtig miteinander verbinden. Die Frage ist jedoch, ob dieser Junge ohne seinen großen Rucksack des Lebens überhaupt diese Grenzen noch spüren würde, oder, ob der Gedanke ihn so sehr beflügeln würde, dass wir ihn vier Jahre später an der Spitze der Welt sehen. 

Der springende Punkt, auf welchen ich hinaus möchte, ist, dass das Leben uns ohne eine Erlaubnis, ohne Skrupel, formt, wie es uns genau haben möchte. Es findet für uns einen Platz in diesem Bevölkerungschaos, das Chaos des Alltags, und hält für uns immer irgendwo einen Platz frei. Ob der einem gefällt, ist dann natürlich eine andere Frage, aber das interessiert auch nicht. Im Chaos findet man die Ordnung, in der Unruhe die absolute Sicherheit, und dieses Gesetz gab es schon immer. Nur stellt sich mir immer wieder die Frage, ob es denn so sein muss? Muss ich wirklich meinen Weg gehen? Wieso ist dies überhaupt mein Weg? Was macht es zu meinem Weg, und was wäre, wenn es einen komplett anderen Weg für mich geben würde?

Ein Beispiel: Du kannst extrem gut Mathe. Ich weiß, das ist für viele an dieser Stelle schon wieder eine der fröhlichen Fantasien, welche ich zuvor angesprochen habe, und wahrscheinlich können viele diesen Gedanken so überhaupt gar nicht mit ihrer Vergangenheit verknüpfen. Aber vielleicht ist das auch gut so, denn so brauchst du jetzt auch mehr Vorstellungsmöglichkeit, um dir diese Situation in den Kopf rufen zu können. Wir fangen  somit schon mit einem guten Training des Kopfes an. 

Jetzt bist du also ein Mathegenie, dir fallen Zahlen extrem leicht und logische Zusammenhänge erschließen sich dir viel leichter, als bei den anderen Menschen in deinem Umfeld. Welchen Beruf würdest du nun also wählen? Informatiker? Mathematiker? Forscher? Da können einem viele Beispiele in den Kopf schießen, und bei dir schwirren wahrscheinlich auch schon ein paar fixe Ideen hin und her. Die Meisten würden jetzt auf sehr viele ähnliche Antworten kommen, aber der Nenner von jeder Antwort wäre jetzt ein Job, welcher das Thema Mathematik als Schwerpunkt einbezieht. 

Nun, wieso hast du denn nicht an Berufe wie einen Künstler gedacht? Oder Reinigungskraft? Wieso fallen dir nur Berufe ein, wo du denkst, du könntest mit deinen Fähigkeiten am Besten punkten, und wieso fallen dir keine Berufe aus dem Herzen ein? Unabhängig von gesellschaftlichem Stand, Bezahlung und Klassifikationen? 

Weil du auch einer der Menschen bist, mit einen großen, schweren Rucksack voller Erinnerungen, Gefühle, Einstellungen, und vorgelebten Prinzipien auf deinem Rücken, der dich tagtäglich begleitet. 

Ich möchte mit dir eine kurze, gedankliche Reise antreten, in welcher wir für ein paar Minuten diesen Rucksack ablegen. Für einen Moment Dinge sehen, die wir vorher anders sahen. 

Dinge, die uns unser Rucksack vorlebt. 

Leben ohne VergangenheitWhere stories live. Discover now