♕25 - Spur des Mondes♛

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Jeongguk

Der schillernde Mond erstreckte sich immer noch mitsamt den abermillionen Sternen an dem Nachthimmel, der über Atirian herrschte. Es war ganz egal, woher man kam oder welche Rolle man in der Geschichte der Menschheit spielte, jeder schaute in denselben Himmel und betrachtete den gleichen Mond. Dasselbe mit der Sonne, die tagtäglich für das Licht der Welt sorgte.

Aber die Nacht hatte etwas anderes an sich; etwas mysteriöses und eine angenehme Ruhe. Menschen wie ich waren häufig am Tag tätig, doch jeder Mensch besaß zwei Seiten und eine von ihnen trat nur dann zum Vorschein, wenn sie alleine und in aller Ruhe Zeit für sich hatten. Da ich auch nichts weiter als ein Mensch war, war das auch bei mir der Fall.

Ein Seufzen entwich meinen trockenen Lippen und ich hebte meinen Kopf leicht. Nach der skurrilen Begegnung von vorhin, hatte ich mich wieder in mein Gemach begeben und versuchte zu schlafen, doch es funktionierte nicht. Stattdessen war mein Blick starr nach draußen gerichtet und ich spielte mit dem Gedanken, mir noch einmal die Beine zu vertreten, trotz des Wissens, dass mein Vater das nicht gutheißen würde.

»Als Königsfamilie haben wir viele Untertanen, aber auch sehr viele Feinde, deshalb ist es von äußerster Wichtigkeit, die Sicherheit eines jeden einzelnen von uns zu gewähren«, spukten mir die Worte meines Vaters durch den Kopf, während ich genervt die Augen verdrehte und mich anschließend erhob. Ich war kein Kind mehr, das Leibwachen brauchte um beschützt zu werden.

Deshalb verließ ich mein Gemach wieder kurzerhand und folgte leichtfüßig dem Gang, um niemandes Aufmerksamkeit zu erregen. Die Wände waren zwar allesamt dick, doch ich wusste nicht, wie einfach es war, andere aus dem Schlaf zu reißen und deshalb versuchte ich das Ganze möglichst lärmfrei zu bewältigen.

Wann hatte ich zuletzt das Problem, dass meine Gedanken meinen Körper davon abhielten zur Ruhe zu kommen?

Und mehr denn je fragte ich mich, ob diese plötzliche Unsicherheit ein Problem darstellte, oder vielleicht sogar zur Lösung des bestehenden Problemes beitrug.

»Jeongguk?«, hörte ich auf einmal eine tiefe Stimme meinen Namen sagen und ich bleib abrupt, aber auch ein wenig verärgert an Ort und Stelle stehen, ehe ich mich langsam umdrehte. »Wohin des Weges?«, folgte daraufhin die nächste Frage und während wir uns nur stumm in die Augen starrten, atmete ich einmal tief durch und begann mich zu fragen, ob eine Lüge in diesem Fall leichter wäre, als die Wahrheit.

»Yoongi«, sagte ich leise und warf einen Blick um mich herum, ich kratzte mir leicht verlegen den Hintergrund und bemerkte sofort danach, dass ich das nie tat. Yoongi beaugte mich skeptisch und zog auffordernd seine Augenbraue nach oben.

Der Schwarzhaarige verbrachte sein Leben hier im Palast, denn sein Vater war der persönliche Berater des Königs und da wir im selben Alter waren, war er sowas wie mein einziger Freund seit Kindertagen. Normalerweise hatte er eine ruhige Persönlichkeit, doch ich kam seit meinen Pflichten als Kronprinz nicht mehr wirklich dazu, etwas mit ihm zu unternehmen. »Ich wollte nur-«, setzte ich an und wurde kurzerhand unterbrochen.

»Versuch gar nicht erst mich anzulügen, deine Augen verraten alles über dich.« Eine Gänsehaut machte sich über meinem Körper breit und ich schluckte schwer. Yoongi war schon immer ein Profi darin, Lügen zu erkennen, er hatte eben einfach ein Gespür für so etwas und je länger wir uns kannten, desto einfacher fiel es ihm auch in meinem Fall. Er wusste, wie Menschen funktionierten und deshalb war er ein unentbehrlicher Teil unserer Königreiches.

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