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DEKU

Gemeinsam mit Shoto verließ ich die Schneiderei. Immer noch niedergeschlagen, lief ich neben ihm her und wich seinem Blick aus. Die letzten Tage waren für mich besonders die Hölle gewesen, da Taro nicht mehr da war. Ich hatte niemanden gehabt mit dem ich reden konnte. Abends saß ich immer allein in meinem Zimmer. Ich sah auf als ich jemanden auf uns zu rennen hörte und erkannte Taro. Ich war froh ihn zu sehen. Er hat mir wirklich gefehlt. Ich nahm ihn in den Arm. Nach kurzer Zeit löste er sich aus der Umarmung und wandte sich Shoto zu. Ich verfolgte das Gespräch der Beiden, auch wenn ich nicht wusste worum es ging.
" Was ist denn passiert Shoto?" fragte ich daher. Er erklärte mir kurz, worum es ging und begann dann den Brief zu lesen. Ich sah Taro an, der mir von seiner Reise erzählte. Ich hörte ihm aufmerksam zu, bis Yuna zu uns kam und ihn mitnahm. Was mich sehr verwunderte. Ich sah den Beiden kurz verwundert nach, bevor Shoto meine Hand nahm und meine Aufmerksamkeit somit auf sich lenkte. Ich hatte für eine Sekunde meine Gefühle nicht unter Kontrolle und sah ihn traurig an.
Bei seiner Frage ob ich vorhin geweint hätte, wandte ich den Blick ab und wollte meine Hand weg ziehen, doch er verstärkte seinen Griff.
Ich schüttelte den Kopf. "N...nein. Ich hatte... Ich hatte nur etwas im Auge, das ist alles. Ich war froh Euch in Eurem Anzug zu sehen. Ihr habt wirklich wunderschön ausgesehen." Was nicht mal gelogen ist. Es stand ihm wirklich gut. Doch leider ist der Grund dafür, weshalb er diesen Anzug braucht nicht so toll.
"Deku" höre ich ihn sagen. Ich sehe überrascht auf. Den Namen hat er schon lange nicht mehr benutzt. Nur mit Mühe, kann ich die Tränen unterdrücken.
"Hör auf damit. Ich sehe es dir an. Du quälst dich so sehr. Bin.... Bin ich der Grund?" fragt er. Wieder wende ich den Blick ab. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich könnte ihn sonst nicht anlügen. Und das musste ich.
"Nein! Ihr irrt euch. Es ist alles in bester Ordnung!" sagte ich, woraufhin er meine Hand los ließ.
"Wenn das wirklich so ist, warum kannst du mir dann nicht in die Augen schauen?" fragte er. Ich halte den Blick gesenkt. Warum merkt er es mir an? Ich habe mir die letzten Tage doch so viel Mühe gegeben, mir nichts anmerken zu lassen. Also wie konnte er es gemerkt haben?
"Liebst du mich wirklich nicht Deku?"
Und wieder nannte er mich bei meinem Spitznamen. Ich kniff die Augen zusammen, als sie sich mit Tränen füllten.
Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass er mir seine Hand hin hielt.
"Nimm meine Hand und lass uns von hier verschwinden, Deku. Wenn es nur die Hochzeit ist, dann werden wir eine Lösung finden. Oder geh jetzt auf dein Zimmer und lass mich hier alleine zurück. Wenn du meine Hand nimmst, dann weiß ich, dass du mich immer noch liebst. Und wenn du jetzt gehst, dann gebe ich ein für alle mal auf...."
Wieder traten mir Tränen in die Augen. Ich wollte nicht dass er aufgibt. Ich liebte ihn. Ich hob die Hand und wollte seine nehmen. Doch dann hielt ich inne. Ich konnte es nicht. Es ging einfach nicht. Der König würde uns nach Hause schicken. Dann wäre Shoto wieder in Gefahr. Hier ist der sicherste Ort für ihn. Auch wenn Shoto meint, dass wir eine Lösung finden würden. Die beste Lösung für ihn ist es hier zu sein. Und das geht eben nur, wenn er heiratet. Ich musste mich damit ein für alle mal abfinden. Ich ließ die Hand wieder sinken.
"Es tut mir leid" sagte ich. Ich ging ein paar Schritte rückwärts, bevor ich mich umdrehte und davon rannte. Zurück zum Schloss. Dort lief ich sofort in mein Zimmer, schlug die Tür zu und lehnte mich von innen dagegen. Ich schloss die Augen und nun konnte ich die Tränen nicht zurück halten. ich ließ mich auf den Boden sinken und weinte. Ich wusste nicht wie lange ich dort saß, aber als ich mich beruhigte, war es längst dunkel. Ich stand auf, zog mir was frisches an, wusch mein Gesicht und ging in den Speisesaal. Alle anderen saßen schon am Tisch. Nur der König fehlte. worüber ich froh war, da ich wieder zu spät war. Ich setzte mich schweigend neben Taro und starrte auf meinen Teller. Heute hatte ich noch weniger Hunger als sonst. Ich konnte mich nicht mal dazu zwingen ein wenig etwas zu essen. Die ganze Situation macht mich einfach fertig. Ich wartete einfach, bis alle anderen fertig waren und schwieg die meiste Zeit. Yuna unterhielt sich die gesamte Zeit mit Taro. Shoto schwieg ebenfalls. Ich spürte ab und zu seinen Blick auf mir, aber ich sah nicht auf. Ich konnte nicht. Sonst wäre ich wieder in Tränen ausgebrochen. Ich starrte also weiterhin angestrengt auf meinen leeren Teller.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, konnte ich endlich gehen. Dachte ich zumindest, aber Yuna schlug vor, dass wir einen Ausritt zum Meer machten.
"Jetzt noch? Es ist dunkel. Das ist zu gefährlich" sagte ich.
"Wir haben doch dich und Taro dabei" sagte sie lächelnd und sah Taro dabei an.
"Das ist eine gute Idee" kommentiert dieser. Yuna sieht daraufhin zu Shoto. "Bitte" fleht sie ihn an.
"Okay!" sagte er. Ich hielt es für zu leichtsinnig. Aber ich musste mich Shotos Entscheidung fügen. "Gut. ich mache die Pferde fertig" sagte ich und ging aus dem Saal. Bevor ich die Eisentür hinter mir schloss, hörte ich Yuna mit Taro reden. Die beiden verstehen sich ziemlich gut.
Ich gehe in den Stall und sattelte die Pferde. Gerade als ich das erste Pferd fertig hatte, hörte ich Schritte hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte Shoto.
"Tut mir leid. ich wollte dich nicht erschrecken. Aber Yuna redet nur mit Taro. Ich kam mir überflüssig vor." sagte er. Ich beginne das zweite Pferd zu satteln. "Sie sollte sich eigentlich mit Euch beschäftigen. Immerhin heiratet ihr bald." Reiß dich zusammen Deku!
"Ach das ist schon okay. Mir macht das wirklich nichts aus." Er lehnte sich an eine der Boxen und sah mir schweigend zu,
"Kann ich dir helfen?" fragte er als ich mit dem dritten Pferd fertig war.
Ich sah ihn überraschend an.
"Nein nicht nötig. Ich bin gleich fertig" sagte ich und sattelte das letzte Pferd.
"ich vermisse Sören. Die Pferde hier sind so.... ich weiß auch nicht..... dressiert. Sie hören auf alles was man ihnen befiehlt. Aber es wirkt eher wie Angst, als wie vertrauen." sagte ich.
"Das stimmt schon. Ich sollte das vermutlich nicht sagen, aber bei dem König, erwarte ich auch nichts anderes." sagte Shoto und kam mir näher. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Er erwiderte meinen Blick. Langsam kamen wir einander näher. Ich konnte nicht anders. Ich konnte dem nicht mehr stand halten.
Doch dann hörte ich Yunas Lachen. Schnell ging ich auf Abstand. Gerade rechtzeitig, denn kurz darauf betrat sie mit Taro den Stall.
"Sind die Pferde fertig?" fragte sie. Ich nickte. "Ja. Ihr kommt gerade richtig. Ich bin eben fertig geworden"
"Super" sie lächelte und stieg auf. Wir anderen taten es ihr gleich und zusammen, ritten wir Richtung Strand.
Dort angekommen, stiegen wir ab. Yuna ging sofort zum Wasser. Ich kümmerte mich um die Pferde und dachte dabei an Shoto. Ich hätte ihn beinahe geküsst. Das durfte mich nicht wieder passieren. Ich atmete tief ein und drehte mich um. Ich sah Richtung Meer, konnte aber dort nur Taro und Yuna im Wasser sehen. Ich suchte den Strand nach Shoto ab und sah ihn ein paar Meter weiter auf den Felsen sitzen. Ich beschloss zu ihm zu gehen. Ich sollte ihn nicht auf Abstand halten. Auch wenn das uns Beiden weh tut. aber es war besser, wenn wir freundschaftlich miteinander umgehen konnten, als uns zu ignorieren oder uns aus dem Weg zu gehen. Das ging nun mal nicht. Ich war sein Beschützer. es war meine Aufgabe in seiner Nähe zu sein. Ich kletterte auf den Felsen und setzte mich, mit etwas Abstand neben ihn.
"Warum bist du nicht bei Yuna?" fragte ich.
"Sie hat so viel Spaß mit Taro. Da würde ich nur stören"
Ich sah zu der Prinzessin. "Das stimmt. Sie verstehen sich super."
"Sie sollte lieber ihn heiraten." sagt Shoto leise, aber ich höre ihn trotzdem. Dennoch tue ich so, als hätte ich es nicht gehört. Das war kein gutes Thema, wenn es darum ging, wieder eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen.
Da mir aber auch nichts anderes einfiel, schwieg ich einfach.

Another Time ~ Tododeku *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt