-Realizing-

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Jeongin war für einen Augenblick viel zu perplex um zu reagieren. Das waren wirklich Minhos Lippen auf seinen. Er küsste ihn gerade wirklich. Wieso? Nachdem Jeongin seine Fassung wieder erobert hatte, stieß er ihn weg und wischte sich über den Mund, damit er das Gefühl von Minhos Lippen wegbekam. „Wieso hast du das getan?", fauchte er Minho an und schaute ihn wütend an. Minho lächelte, als würde er nicht vor sich den Mörder seiner Freunde haben. „Dasist doch offensichtlich, Kleiner".

„Hör auf mich so zu nennen!" Kleiner war ja fast so schlimm wie Innie! Als Jeongin nichts mehr sagte, rückte Minho mit der Sprache raus. „Ich liebe dich, Jeongin auch wenn du ein kleiner Mistkerl bist". Immer noch dieses Lächeln, was Jeongin nicht deuten konnte. War es Freude oder war es eine Maske, die seine Trauer verbergen sollte? Der nächste Moment, in den Jeongin nicht wusste, wie er reagieren sollte, brach an. Da war jemand anderes als dieser Dreckskerl Chan in ihn verknallt und dieser jemand war Minho. Der stille Minho mit einem messerscharfen Verstand. Jeongin atmete tief durch und fand sich in seinem alten Ich wieder. Er fing an schadenfreudig und falsch zu lachen. „Du vergeudest deine Zeit mit deinen verdammten Gefühlen....ihr könnt mich alle mal kreuzweise!", sagte er laut und wollte gehen. Keine Sekunde wollte er mit Minho hier verbringen. Umbringen konnte er ihn nicht, also muss er wohl oder über verschwinden und Minho im Auge behalten. In irgendeinen Moment wird er seine Deckung verlieren und dann wird er zuschlagen.

Jeongin rannte aus dem Zimmer raus und wollte gerade auf den Baum klettern, als er eine starke Hand spürte, die ihn an sich riss. „Du kannst nicht lieben, oder?", fragte die Stimme hinter ihm. Verdammter Minho! Sein warmer Atem traf auf Jeongins Haut und er konnte nichts anders als mit seinen Zähnen zu knirschen. Wieso konnte der Idiot ihn nicht in Ruhe lassen?! Er soll lieber froh sein, dass er noch ein wenig länger leben darf.

Aber er hatte Recht. Jeongin konnte nicht lieben.

Während sich Hyunjin und Belle fanden und Chan sich hoffnungslos in ihn verliebte, fühlte Jeongin gar nichts. Da war einfach nur Leere in ihm, wo eigentlich ein Herz schlagen sollte. Er hatte sich früher gefragt, wieso er die Menschen um sich herum mit solchen herablassenden Blicken anstarrte, während sie ihn mit liebevollen Augen musterten. Er versuchte Empathie zu finden. Verdammt, er hatte sogar versucht Chans Gefühle für ihn zu verstehen, die er schon solange für ihn hatte, doch alles was in seinem Kopf herrschte, wenn er an den Australier dachte war Abneigung. Würde er Minho auch so sehen? So dumm und nutzlos? Nein, Minho war nicht dumm. Er hat sein Geheimnis herausbekommen. Trotzdem konnte Jeongin nicht anders als auf ihn herabzusehen, wie er es mit Chan und seine Freunden getan hatte.

„Psychopathen können nicht lieben", sprach Minho sanft in Jeongins Ohr. „Deswegen werde ich nicht aufhören dich zu lieben." War Minho gestört? Das dachte Jeongin im Moment. Wie dumm muss man sein, um so zu denken? Gefühle sind Schwäche und nichts als Mist aber was hatte er dazu sagen? Jeongin wusste nicht, wie man liebt. Hatte es nie. Nicht mal seine Eltern hatte er je wirklich geliebt, weil es seinem Gehirn nicht möglich war, solche Gefühle zu erstellen und zu verarbeiten. Liebe konnte sich nie in Jeongin sich wirklich entwickeln. Es ging einfach nicht.

„Sag so einen Scheiß nochmal und ich werde dich den Balkon runterschubsen und dann werde ich dir die Kehle aufschlitzen", sagte Jeongin bedrohlich und versuchte seinen Arm von Minhos Arm zu befreien, doch Minho hatte ihn fest im Griff. „Der Balkon ist nur zwei Stockwerke tief und außerdem ist da unter eine Grasfläche. Ich würde nur ein paar Prellungen und blaue Flecken bekommen". Er verstärkte seinen Griff und beugte sich weiter nach vorne, sodass er ihn fast küssen konnte.

„Ich werde nicht zulassen, dass du noch jemanden töten wirst. Nie wieder", flüsterte er und starrte ihn so intensiv an, dass Jeongin seinen Blick nicht von Minhos dunklen Augen entreißen konnte. „Und falls du es machst, werde ich dafür sorgen, dass du ganz alleine bist. Changbin und ich werden dich genau so behandeln, wie du uns behandelt hast und ich werde dafür sorgen, dass dich alle vergessen werden. Ich werde jede Person vor dir warnen, sodass sie genau weiß, was du genau bist. Du wirst nie wieder mit jemanden befreundet sein. Denk nicht dran, mich zu manipulieren. Ich weiß langsam wie du funktionierst. Ich werde alles durchschauen. Dein ganzes Versteckspiel. Halte mich nicht für dumm, nur weil ich dich liebe, Jeongin". Sein Griff wurde etwas sanfter trotz der Drohung, die er ausgesprochen hatte. „Und ich werde dir zeigen, wie lieben geht....vielleicht fängst du an dich um deine Mitmenschen zu kümmern". „Ach komm. Das wird nicht passieren und das weißt du. Wie willst du mir zeigen, wie lieben geht, du Idiot?", fauchte er wütend, aber im inneren fühlte sich Jeongin schutzlos. Es war das erste Mal, dass er nicht das bekam, was er wollte. Jemand stellte sich gegen ihn und er war ziemlich erfolgreich darin.

„In dem ich das jeden Tag mache", sagte Minho und küsste Jeongin sanft auf den Mund. Sofort stieß er ihn weg. „Challenge accepted, kleiner Mistkerl", sagte Minho und fing an zu lachen. „Komm, wir gehen lieber. Ach übrigens, will ich dass du eine Trauerminute für unsere Freunde hinlegst. Das schuldest du ihnen..du weißt sonst was passieren wird", sagte Minho. Wollte der Kerl ihn wirklich erpressen? Nicht mit ihm! Jeongin fiel doch nicht auf seinen niveaulosen Spiel rein. „Denkst du, du kannst mich erpressen? Ha, ich muss dir sagen, dass ich das nicht machen werde. Ich kann nicht um Leute trauern, die ich nie geliebt habe und ja ich werde erst recht nicht um dich trauern, wenn ich dich töten werde". Minho sah nicht eingeschüchtert aus. Im Gegenteil. Er sah aus, als würde er es lächerlich finden, dass Jeongin sich versuchte auszureden.

„Du hast es nicht einmal geschafft. Komm, versuch es nochmal. Du wirst aber wieder erfolglos sein. Weißt du....ich hab jahrelang getanzt und deswegen kann ich dir gut ausweichen. Ach, das hast du nicht mal gewusst? Das wusste niemand." Jeongin krallte seine Fingernägel in den Hoodie Minhos. „Denkst du du kannst so mit mir so reden? Niemand redet so mit mir. Nicht einma ldu, Idiot". Minho grinste. 

„Ich hab keine Angst vor dir, Jeongin".

Und das hatte er wirklich nicht, denn er fing an Jeongin anders zu behalten. Wenn sie mit Changbin und Belle zusammen waren, dann verhielten sie sich wie früher. Süß und liebenswürdig, doch sobald sie alleine waren, schlugen andere Töne und jeder der beiden versuchten den anderen sich mit Wörtern zu entwaffnen . Jeongin musste zugeben, dass Minho ein wahrer Gegner war und wie versprochen, küsste er ihn jeden Tag. Mit Belle lief nichts mehr, weil er beschäftigt war sich nicht von Minho klein kriegen zu lassen. Irgendwann wehrte er sich nicht mehr gegen Minhos herablassenden Worte, denn er wusste, dass er Recht hatte. Jeongin war ein kleiner, kranker Psychopath.

Und irgendwann wehrte er sich auch nicht mehr gegen die Küssen sondern fing an sie zu genießen.

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DAS KAPITEL HAT SO VIEL FEELZ

Daphne (Jeongho FF)Where stories live. Discover now