Chapter 44 - (Don't you) put the blame on the messenger

14 2 1
                                        

Natürlich war es nicht meine Schuld gewesen, dass der ganze Aufbau in sich zusammengefallen war. Trotzdem blieb da dieses komische Gefühl, so lange die Suche nach der Ursache andauerte.

Eine Woche mag keine lange Zeit sein, doch mir kam sie vor wie ein Monat: Eine Woche, in der man in einem winzigen Nest im Nirgendwo gefangen und für die anderen der Buhmann ist – in früheren Zeiten hätte man den Überbringer schlechter Nachrichten umgehend ins Jenseits befördert. Heute hieß es zwar „Don't you put the blame on the messenger", doch da ich bei der Befragung keine gute Figur gemacht hatte, durfte den Schlamassel ich ausbaden.

Wer hatte von der Instabilität gewusst? Ich natürlich, und dass ich nicht schon zu Beginn des Konzerts mit der Sprache herausgerückt war, hatte niemand verstanden. Jetzt war ich das Kollegenschwein, das versucht hatte, von sich selbst abzulenken und den Lichttechnikern zu unterstellen, dass diese ihren Job nur unzureichend erledigt hatten. Don't you put the blame on the messenger? Nein, wir suchen uns einen anderen Sündenbock... Wie lächerlich war das denn?

Nicht lächerlicher, als Ryan zum Boten zu erklären, weil der mit seiner blöden Bemerkung vom wackelnden Haus das Unglück angeblich erst herbeigeredet hatte. Mit so einem abergläubischen Geschwätz brauchte man Lee nicht zu kommen. Für sie stand fest, dass ich die Böse war und der Drummer der arme Kerl, der sich heldenhaft zwischen mich und den tonnenschweren Metallschrott geworfen hatte und jetzt deswegen traumatisiert war.

Traumatisiert? Ach, wirklich? Da hatte ich einen ganz anderen Eindruck. Dass sich ausgerechnet das „arme Opfer" zu meinem Fürsprecher aufschwang, trug nicht zur Verbesserung ihrer Stimmung bei. Ihrer Meinung nach wäre ich am besten auf der Stelle von der Bildfläche verschwunden.

Ein bißchen schwierig, dachte ich, wenn man am Arsch der Welt hockt und keiner den Chauffeur für einen spielen will.

Aber dieser kurze Moment der Genugtuung und Ryans Versuche, mich davon zu überzeugen, dass ich für das Dilemma nichts konnte, trösteten mich nicht darüber hinweg, wie unangenehm mir die ganze verfahrene Situation war. Sollte mich Lee doch mit Verachtung strafen, wenn wir uns über den Weg liefen, aber dass meine Kollegen nur das Nötigste mit mir sprachen, machte mir mehr zu schaffen. So langsam lagen bei uns allen die Nerven blank.

„Ich glaub's nicht", stöhnte Brian gequält auf. „So langsam könnten sie doch endlich mal damit rausrücken, was Sache ist."

Sein Blick auf den Terminkalender sprach Bände. Am kommenden Samstag sollten OxyGen eigentlich in Victoria spielen, und nun saßen seine Leute noch immer mehr als sechshundert Kilometer entfernt fest, ohne zu wissen, woran sie waren. Dem Rest der Band ging es nicht anders. Untätig herumzusitzen, kam für sie nicht in Frage, also probten sie für den nächsten Auftritt, von dem sie hofften, dass er wie geplant stattfinden würde.

Leider musste ich Mark und Danny Recht geben: So lange Brian das Sagen gehabt hatte, war zwar auch nicht immer alles rund gelaufen, aber im Ungewissen hätte er seine Leute nicht gelassen. Hinzu kam noch ein weiteres Problem. Die Fahrzeughalle der McIntyres bot ihnen zwar genug Platz zum Üben, aber es waren gehäuft auftretende Stromschwankungen, die für unwillkommene Zwangspausen sorgten. Der erste, der genug davon hatte, war John.

„So kann ich nicht arbeiten", rief er genervt und stürmte mir entgegen.

„Nanu, wo will der denn hin?" wunderte ich mich und ließ den Schwamm sinken, mit dem ich gerade die Scheiben des Impala bearbeitete. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Er will sich die Elektriker schnappen", verkündete Ryan, der ihm gefolgt war und nun im Türrahmen lehnte, um sich eine Zigarette anzuzünden. „Vielleicht kommen sie ja dahinter, warum wir ständig ausgebremst werden."

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt