IV

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Als Bakugou am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich entspannt und ausgeschlafen. Die Zufriedenheit darüber, am Vortag etwas Sinnvolles geschafft zu haben, lag noch süß auf seiner Zunge. Produktivität war eines der wenigen Dinge, die ihn glücklich machen konnten.
Dennoch vergaß er Uraraka dabei nicht. Sie hatte ihn darum gebeten, ihr zu helfen, aber nicht wirklich definiert, wobei. Vielleicht sollte er sich darum kümmern, dass sie irgendwie "Ins Licht übergeht" oder so etwas, doch er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen konnte. Müsste nicht eigentlich sie diejenige sein, die davon eine Ahnung hat? Schließlich war sie der verdammte Geist.

Frustriert fuhr er sich mit der Hand durch das Gesicht, bevor er sich aus dem Bett hievte und in bequeme, sporttaugliche Klamotten schlüpfte. Es war zwar erst halb acht und seine erste Vorlesung begann um zehn, aber er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Morgen früher aufzustehen, um joggen zu gehen. Ein Mal hatte ihn Kaminari begleitet, das muss vor einem halben Jahr gewesen sein, weil er sich körperlich mehr hat betätigen wollen. Um ein Mädchen zu beeindrucken, versteht sich.
Kaminari hatte nach dem ersten Mal aufgegeben. Das hatte vermutlich damit zu tun, dass Bakugou absichtlich eine längere Route gelaufen war, damit Kaminari bloß nicht wieder auf die Idee kam, ihn zu begleiten.

Auf dem Weg nach draußen fand er Kirishima schlafend auf der Couch vor. Sein Körper war ein wenig gebeugt, da das Möbelstück nicht groß genug für ihn war. Bakugou fragte sich, ob Mina schon gegangen war, denn entgegen dem ersten Eindruck, den sie vermittelte, stand sie meist sehr früh auf.
Er schaute nicht nach.

Bakugou steckte sich die Kopfhörer ins Ohr und drehte die Musik laut auf. Jegliche Geräusche aus seiner Umgebung drangen nun nicht mehr zu ihm durch, was ihm einen guten Vorwand gab, die "Hallo"s der Personen, an denen er vorbei lief, zu ignorieren. Er wollte mit niemandem reden, sich einfach nur auf sich selbst konzentrieren, auf seine Atmung, die sich beschleunigte. Seine Gedanken schwiegen endlich einmal. Auf gewisse Weise handelte es sich um Meditation, nur dass er von richtiger Meditation nicht viel hielt - er hasste es, untätig herumzusitzen - und hier konnte er sich körperlich betätigen.
Produktivität.

Weder schaute er nach Mina noch weckte Kirishima, als er die WG für seine Vorlesung verließ.

Auf dem Weg zu dem Hörsaal traf er Jirou, die ebenfalls mit ihren Kopfhörern in den Ohren an einer Wand lehnte. Viele liefen an ihr vorbei, ohne etwas zu sagen, also sagte sie auch nichts. Vielleicht sagten die anderen auch nichts, weil sie nichts sagte. Wer wusste das schon?
Als er in ihre Nähe kam, blickte sie jedoch auf. Er nickte ihr kurz zu, woraufhin sie sich von der Wand abstieß und ihn begleitete.
"Imminence?", fragte sie und deutete auf seine Kopfhörer. Imminence war eine Metal-Band und da sie seinen Musikgeschmack teilte, hatten sie sich schon das ein oder andere Mal darüber unterhalten.
"Nein, #Gun", informierte er sie. Sie lächelte für eine Millisekunde. Durch sie kannte er #Guns Musik.

Sie redeten nicht weiter und bei einer Kreuzung bog sie nach links ab, während er weiter geradeaus lief, um zu dem Fachbereich Chemie zu gelangen.

Es war fünf Uhr, als er das Gebäude wieder verließ. Eigentlich hatte er geplant, schon früher zu gehen, aber es hatte sich zum ersten Mal seit einer Weile die Gelegenheit ergeben, einen Professor wegen seiner Arbeit zu befragen und die Benutzung einiger Geräte zu beantragen. Wenigstens hatte er noch die Möglichkeit gehabt, in der Mensa etwas zu essen und eine Folge der Serie, die er am Vortag mit Kirishima, Sero und Mina geschaut hatte, nachzuholen. Während seiner Pause hatte Kaminari angerufen. Scheinbar war der Vollidiot nach einem erfolgreichen Date am Ende der Stadt aufgewacht und suchte eine Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Er hatte betont, dass Bakugou nicht seine erste Wahl gewesen sei, aber weder Sero noch Kirishima reagierten auf seine Anrufe. Vermutlich waren sie gerade selbst bei einer Vorlesung gewesen. Bakugou hatte allerdings auch nicht die Zeit, ihn mit Seros Auto abzuholen, und selbst wenn dem so gewesen wäre, hätte er es nicht getan. Er war nicht sein persönlicher Fahrer.

Fantasma Where stories live. Discover now