Kapitel 3

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An Akaashis und Kuraikos Seite verging der Vormittag dann doch schneller als erwartet. Mittags saßen wir zu dritt beisammen, aßen und plauderten. Kuraiko und Akaashi waren zwar nicht unbedingt die dicksten Freunde, verstanden sich aber dennoch einigermaßen, da sie durch ihre beider Freundschaft mit mir unweigerlich (um nicht zu sagen auf vollkommen unfreiwilliger Basis) verbunden waren. Zu Anfang hatten die beiden tatsächlich recht ernsthafte Probleme miteinander gehabt, primär deswegen weil sie sich um einiges zu ähnlich waren. Kuraiko war beinahe genauso ruhig und überlegt wie Akaashi, nie verlor sie ein Wort zu fiel, schätzte die Situation immer strategisch und aus einem objektiven Blickwinkel ein. Manchmal kamen sie mir vor wie zwei Puppen, die aus ein und demselben Holz geschnitzt worden waren, mein Temperament peppte die beiden, und damit auch ihr Verhältnis zueinander, auf, und wenn sie sich in einem Punkt einig waren, dann, dass ich die meisten Dinge in meinem Leben zu impulsiv und überstürzt anging. Was sekundär zu gewissen Spannungen geführt hatte, war die Tatsache, dass Kuraiko jedermann als ihren Konkurrent sah, so auch Akaashi. Anfangs hatte sie sich von ihm, der langen Zeit die wir uns schon kannten, und der geistig-mentalen Brücke zwischen uns geradezu bedroht gefühlt, und hatte alles daran gesetzte eine ebenso tiefgehende Beziehung zu mir so schnell wie nur irgendwie möglich aufzubauen, um ja mit ihm gleichziehen zu können. Mir war das aber nach kurzer Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen und so hatte ich mir Kuraiko eines Nachmittags nach der Schule einmal zur Brust genommen, um ihr den Rahmen und die Umstände zu erklären. Sie hatte mich und alle meine Vorlieben und Eigenheiten seit jeher akribisch studiert, wie ein Biologe, der Feldforschung betrieb, und hatte auch an diesem schönen Nachmittag wieder mit dem Ausfragen begonnen. Immerzu stellte sie Fragen und zog vor meiner Nase über Akaashi her, zu sagen, dass es mir auf die Nerven gegangen war, würde der Verleumdung der Schwerkraft gleich kommen: gänzlich unpausibel. Dann war es mir zu bunt geworden, ich war stehen geblieben und hatte ihr gesagt (ok, vielleicht habe ich es nicht 'gesagt', eventuell bin ich ein klitzekleines bisschen laut geworden): "Kuraiko hör mir jetzt mal ganz genau zu und spitz deine ach so schlauen Lauscher. Hör auf vor mir ständig über Akaashi herzuziehen, du weißt, dass ich das absolut nicht ausstehen kann. Er ist mein bester Freund, ich kenne ihn seit ich ganz klein bin, und habe nicht vor mich aufgrund einer Zwistigkeit zwischen euch beiden mit ihm zu streiten, ihr seit alt genug macht euch euren blöden Sandkastenkonflikt ohne fremde Intervention beizulegen! Du benimmst dich, als wäre ich so eine blöde Provinz sein, und du und Akaashi wärt Charaktere in 'Game of Thrones', die sich darum streiten müssten! Kapier es: Du bist nicht Daenery Targaryen, also lass den Quatsch sein! Ich mag dich, und ich mag Akaashi, basta. Und fang jetzt bloß nicht mit deiner belämmerten "Aber-Ihr-Kennt-Euch-Schon-So-Lange-Und-Da-Kann-Ich-Nicht-Mithalten"-Masche an, klar? Keiner muss mit irgendjemanden mithalten, und jetzt will ich verdammt nochmal nie wieder auch nur den Anflug eines Piepes über dieses Thema hören!"

Darauf hat Kuraiko nichts erwidert, zumindest nichts Verbales. Das war auch nicht nötig, ich wusste, dass sie definitiv verstanden hatte....

Als wir also zu Mittag an unserem üblichen Tisch in der Cafeteria saßen, kamen wir zufällig auf Akaashis Freund zu sprechen: Koutarou Bokuto. Tatsächlich schnitten wir das Thema an, weil Keiji sich sicherheitshalber überzeugen wollte, ob ich denn an diesem schönen Nachmittag (denn ich nur zu gerne damit verbracht hatte an meiner Bräune zu arbeiten, immerhin hatte der Frühling gerade begonnen) auch ganz sicher und verlässlich zu seinem Training kommen würde. Meine Freundin war dann diejenige, die den Kern des Gesprächs in Richtung des Volleyballasses lenkte.

"Sag mal Akaashi, du spielst doch mit Bokuto in einem Team, nicht wahr?"

"Kuraiko frag nicht so komisch um den heißen Brei herum und sag was du zu sagen hast", ich warf ihm einen enttäuschten Blick zu, da ich mit einer solch barschen Antwort nicht gerechnet hatte, bzw. diese auch keinesfalls gerechtfertigt war. Das war die Seite an ihm, die mich oft nachdenklich stimmte, denn teilweise war er einfach etwas zu direkt. Kuraiko schien das aber gar nicht weiter aufzufallen (oder ignorierte sie es um meinet und des lieben Friedens willen), und sie fuhr fort: "Nun ja, also da du ihn ja ziemlich gut zu kennen scheinst, wollte ich dich fragen, ob du weißt, ob er eine Freundin hat, oder an einem Mädchen interessiert ist..." Nun war ich platt. Meinen Mund konnte ich gar nicht mehr schließen, und Keiji ermahnte mich liebevoll: "Haruka dein Mund steht offen, er wird noch ganz trocken, du musst ihn wieder zumachen." Dann wandte er sich an meine Freundin: "So weit ich weiß, hat er niemanden im Visier. Warum interessiert dich das?" Ich wechselte meine Sitzposition und setzte mich neben Akaashi, ließ Kuraiko aber nicht aus den Augen, und lehnte mich auffordernd demonstrativ über die Tischplatte um mich dann dazu zu schalten: "Ja, das wüsste ich jetzt auch gerne, meine Liebe! Stehst du etwa auf Bokuto?!" Theatralisch fächelte ich mir Luft zu, und spielte eine durch den Shock verursachte Ohnmacht. Sogleich lief Kuraiko rot an und ich begann eine zum Kotzen typische Teenager-Romanze vor meinem geistigen Auge zu texten: "Ich sehe es vor mir! Das stille, zurückhaltende und gut gebildete Mädchen aus der Stufe unter ihm, und der gutaussehende, beliebte und überall bekannte Volleyball-Spieler! Zuerst fällt sie ihm nicht auf, doch dann kann verfällt er ihr vollends, kann sich nicht mehr retten vor Zuneigung! Zwei Gegensätze, die sich magisch anziehen!"

Kuraiko hielt mir die Hand vor den Mund und mahnte: "Könntest du bitte deine Klappe halten, Haruka? Ich will nicht, dass die ganze Mensa Wind davon bekommt. Und ja, ich finde ihn ziemlich interessant, na und was solls? Außerdem passt das mit den Gegensätzen die sich anziehen genauso gut zu Akaashi und dir."

Mir blieb der Reis beinahe in meinem Hals stecken, und Akaashi sah perplex von seinem Essen auf. Nervös kicherte ich vor mich hin, während mir gleichzeitig heiß und kalt wurde. Im Grunde hatte sie gar nicht so unrecht mit ihrer Behauptung, ich wusste nur zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich für meinen besten Freund mehr als nur die rein platonischen Gefühle einer Sandkastenfreundin hegte....

Haruka - A Haikyu!! FanFictionWhere stories live. Discover now