Funkstille

81 2 0
                                    

Es waren zwei Tage vergangen, seit wir die Brücke in die Luft gesprengt hatten und wir hatten nichts von den Groundern gehört oder gesehen. Bellamy hatte überall am Wall Wachen aufgestellt, die das Camp rund um die Uhr beschützten und den Wald beobachteten. Ich stand auf einem kleinen Berg vor dem Eingang zum Camp und konnte die Jugendlichen und den Wald sehen. In den letzten Tagen war es seit der Verhinderung des Angriffs und abgesehen von der Sache mit Murphy erstaunlich ruhig geblieben und insgeheim wartete ich auf die Vergeltung der Grounder. Sie hatten sich für die Sache auf der Brücke rächen wollen, als ich mit ihrer Anführerin geredet hatte und jetzt würden sie sich auch für die Sprengung der Brücke rächen. Die scheinbare Ruhe beunruhigte mich. Es war die Ruhe vor dem Sturm, dessen war ich mir sicher. „Die Schicht ist um. Ihr löst Monroe am Südwall ab. Haltet die Augen offen", hörte ich Bellamy in einiger Entfernung sagen und wusste, dass er am Tor zum Camp mit ein paar der eingeteilten Wachen sprach. Doch ich drehte mich nicht zu ihnen um, sondern schaute weiter in den Wald hinaus. Dann merkte ich, wie Bellamy sich neben mich stellte und meinem Blick folgte, bevor er zu mir sah und ich ihn anschaute. „Und?", fragte er leise und ich wusste, dass er mich stumm gefragt hatte, ob etwas von den Groundern zu sehen war. Ich schüttelte den Kopf und erklärte, dass es zwei Tage her war. „Die Bombe auf der Brücke muss sie entgültig verjagt haben", redete ich nicht überzeugt weiter. Bellamy schaute jetzt wieder zu mir und sah mich mit einem zweifelnden Blick an. „Aber das glaubst du nicht wirklich", stellte er fest und ich erwiderte seinen Blick, bevor ich den Kopf schüttelte. „Nein. Die fangen gerade erst an", antwortete ich mit einem resignierten Tonfall und beobachtete besorgt den stillen Wald, der vor uns lag. Ich spürte, dass Bellamy mich immer noch ansah und er holte Luft, als wollte er etwas erwidern. Doch im letzten Moment schien er es sich anders überlegt zu haben und drehte sich um, um den kleinen Hügel hinunterzugehen. „Jasper meint, er kann mit Schwefel mehr Schießpulver erzeugen", erklärte er dann und ich folgte ihm. „Und Raven sagt, sie kann daraus Tretminen bauen, also... pass auf, wo du hintritts." Ich hörte aus seiner Stimme einen spaßigen Unterton heraus und erwiderte sein Lächeln schwach. Wir waren unten an einem Weg herausgekommen, wo viele andere der 100 gerade Hölzer schleppten, um mehr Material für den Schutzwall zu holen. „Ich brauch einfach nur tausende Blechbüchsen – Bomben, die ich in ihr Dorf werfe und die Grounder in die Hölle schicke", sagte er jetzt mit einer wegwerfenden Handbewegung und schien meinen skeptischen Blick zu bemerken. „Das haben sie mit uns vor", stellte er fest und wir blieben stehen. „Ja, ich weiß dass sie kommen werden", erklärte ich mit einem Seufzen. „Aber haben wir 100 Jahre durchgehalten, um uns dann abzuschlachten?" Ich erwartete keine Antwort auf diese Frage und sah hinaus in das dichte Grün der Blätter. „Es muss einen anderen Weg geben." Ich wusste zwar selbst nicht, wie das gehen sollte, aber irgendeine Möglichkeit musste es geben! Bevor ich länger darüber nachdenken konnte, fragte Bellamy, ob es etwas neues von der Ark gab. Seit das Funkgerät der Ark am Einheitstag ausgefallen war, hatten wir keinen Kontakt mehr zu ihnen herstellen können. „Wir haben nichts mehr von ihnen gehört, totale Funkstille", antwortete ich und schaute mich zu ihm um. Er wandte den Blick ab und sah auf den Boden. „Am Ende sind alle erstickt", meinte er und ich dachte darüber nach. „Das glaub ich nicht", sagte ich und erklärte: „Wenn sie erstickt wären, wäre es nicht so plötzlich gekommen. Aber der Funkkontakt ist mit einem Mal abgebrochen. Ich weiß nicht, ich hab kein gutes Gefühl. Ich denke, dass da oben irgendwas passiert ist." Bellamy schaute zu mir und ich war auf einmal in Gedanken vertieft, als ich zum Himmel schaute. „Wahrscheinlich hätte es für meine Mom überhaupt keinen Unterschied gemacht, wenn sie nicht mit dem Dropship abgestürtzt wäre. Auf der Ark ist es sicher auch schnell gegangen", sagte ich leise und schaute stur geradeaus nach vorne. Einen kurzen Augenblick sagte niemand von uns etwas, dann fing ich wieder an, zu reden. „Niemand kommt runter und rettet uns." In meiner Stimme schwang Resignation mit und ich drehte mich zu Bellamy um, der halb hinter mir stand. Er hob seine Augen vom Boden und guckte zu mir. „Aber das ist schon okay. Immerhin haben wir es auch bis jetzt alleine hier unten geschafft; wir werden uns daran gewöhnen. Und es irgendwie hinkriegen", entgegnete ich mit einem Mal zuversichtlich und er legte den Kopf etwas schief und musterte mich verwundert. „Glaubst du das wirklich?", wollte er wissen und ich sah ihm in die Augen, als ich antwortete. „Ja. Es wird nicht einfach. Aber ich glaub daran", erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln. Bellamy dachte darüber nach und erwiderte dann ebenfalls mein Lächeln. „Dann wird es wohl so sein." Ich wollte gerade an ihm vorbei gehen, als er sich zu mir umdrehte und mich am Handgelenk zurückhielt. „Hey, behalt deine Hoffnung, okay? Wir werden sie brauchen", meinte er und ich schaute von ihm in den Wald hinein und nickte. „Okay", antwortete ich leise. Dann drehte ich mich um und ging zurück ins Lager. Ich schaute gerade bei Jasper vorbei, um zu sehen, wie er mit dem Schießpulver vorankam, als wir plötzlich laute Rufe hörten. „Woah, Leute! Feuer!" Erschrocken sah ich zu Jasper und lief dann in die Richtung, aus der die Rufe kamen. Ernüchternd stellte ich fest, dass es der Vorratsschuppen war, aus dem große Flammen in die Luft aufstiegen. Erschrocken und resigniert sah ich zu, wie der Holzverschlag niederbrannte, in dem unsere gesamten Vorräte gelagert waren. Die Jugendlichen, die sich in der Nähe des Schuppens befanden, liefen vor dem Feuer weg und brachten sich in Sicherheit. Jetzt entdeckte ich in der Menge, die sich um den Schuppen bildete, auch Bellamy, der sich zu mir drängte und auf das hohe Feuer vor uns starrte. Doch jetzt kam Murphy hustend aus dem rauchigen Schuppen gestolpert und wir konnten Octavia zwischen den Flammen erkennen. Ich schaute zu, wie Bellamy ohne zu zögern hinein lief und ein paar Sekunden später Octavia aus den Flammen zog und sich mit ihr in Sicherheit brachte. Octavia stützte sich auf den Knien ab und hustete und Bellamy schaute sie besorgt an. Ich sah, wie Murphy etwas sagte, vom Boden aufstand und auf einen Jungen zuging, der in der Nähe des Vorratsschuppens stand. „Wir haben dir gesagt, das ist zu viel Holz!", rief er jetzt und war bei dem Jungen angekommen. Er schlug ihn ins Gesicht und die beiden rangen miteinander. Bellamy hatte sie auch bemerkt und ging auf sie zu und versuchte, Murphy abzuhalten. Er hielt die beiden Jugendlichen ab, weiter aufeinander loszugehen und stellte sich zwischen sie. „Hey, Schluss damit!", rief er laut und schaute Murphy und den anderen Jungen an. „Hebt euch das für die Grounder auf!", sagte er zu Murphy und ließ die beiden dann stehen, um zu den anderen zurückzukommen. In meinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken und irgendwie mussten wir das Feuer löschen! „Bellamy, was sollen wir machen? Das waren all unsere Vorräte!", rief Octavia jetzt und deutete verzweifelt auf den Schuppen, der sich vor unseren Augen in Asche auflöste. Ich sah resigniert und hilflos zu Bellamy und er erwiderte meinen Blick. Dann drehte er sich um und schaute auf das immer noch brennende Feuer. Hilflos sah er zu mir und auch ich wusste in diesem Moment keinen Rat. Nachdem wir das Feuer mit Wasser gelöscht hatten, stand ich ratlos vor den Überresten des Vorratslagers und schaute auf die Asche vor meinen Füßen. Qualm stieg noch immer rund um den Platz auf und die abgebrannten Knochen von Wildschweinen und anderen Tieren lagen auf dem Boden. Bellamy hockte am Boden neben dem ehemaligen Schuppen und ich ging zu ihm hinüber und fragte, ob er wusste, wie es passiert war. „Murphy sagt, dass Del Holz nachgelegt hat; hauptsächlich, weil Octavia ihm gesagt hat, das wär 'ne dumme Idee", erklärte er und schaute auf den Boden. „Und das glauben wir Murphy?", fragte ich nach und Bellamy nickte leicht. „Ich schon, ja", antwortete er und schaute zu mir hoch. „Ich hab nachgesehen, wir haben noch ein paar Zwiebeln und Nüsse im Dropship. Das reicht vielleicht für eine Woche, vielleicht zwei", erklärte ich und fragte, ob noch etwas aus den Flammen gerettet werden konnte. „Nein, gar nichts. Alles verbrannt", sagte Bellamy und stellte sich hin. Ich schaute von den Überresten am Boden verzweifelt zu ihm hoch und sah dann resigniert auf den verbrannten Platz. „Dann müssen wir jagen gehen", erklärte ich jetzt entschlossen und Bellamy schaute mich von der Seite an. „Jeder, den wir nicht im Camp brauchen, muss rausgehen", erklärte ich und wollte weggehen, doch Bellamy hielt mich am Arm fest und ich drehte mich zu ihm. „Und die ganze Grounderarmee da draußen?", warf er ein und ich drehte mich zu ihm um. „Wir können uns nicht verteidigen, wenn wir am Verhungern sind", sagte ich und er sah geschlagen zu Boden. Er wusste, dass ich recht hatte und nickte. Dann trommelten wir alle Jugendlichen zusammen und erklärten ihnen, dass wir jagen gehen mussten. Im Dropship legten wir alle Waffen aus, die wir hatten; Speere, Messer und auch die Gewehre. Jeder der 100, der jagen ging, kam einzeln durch den Eingang des Dropships und holte sich von dem Tisch am Ende des Raums eine Waffe. Bellamy stand an der Seite am Eingang des Dropships und gab den Jugendlichen Anweisungen. „Jede Gruppe nimmt jemanden mit, der bewaffnet ist. Aber nur zum Töten von Groundern", erklärte er laut, während einer nach dem anderen an uns vorbeilief und sich an dem Tisch eine Waffe holte. „Nicht für die Beute, dazu haben wir zu wenig Munition!", sagte Bellamy nachdrücklich und schaute zu dem Tisch. „Nehmt die Speere zum Jagen! Seht zu, was ihr bis Anbruch der Dunkelheit erwischt, niemand ist draußen, wenn es dunkel wird!" Die meisten Jugendlichen, die auf die Jagd gingen, waren jetzt mit allem versorgt und auch ich schlenderte zu dem Tisch hinüber, um mir eine Waffe zu nehmen. Ich war gerade auf dem Weg, den Raum zu durchqueren und schob mich an den anderen vorbei, die dabei waren, das Dropship wieder zu verlassen, als ich eine Stimme hinter mir hörte und mich umdrehte. „Hey, Jade", sagte ein Junge mit hellbraunen Haaren, der ein Gewehr in der Hand hielt. Er sah noch ziemlich jung aus und ich sah ihn aufmerksam an. „Bist du allein?", fragte er und redete dann weiter, ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen. „Sollen wir vielleicht zusammen gehen?" Er hielt das Gewehr etwas hoch und ich bezweifelte, dass er schon 17 sein konnte. Ich schätzte ihn eher auf 16 und sah jetzt nachdenklich zu ihm. Ich hatte noch keinen anderen gefunden und eigentlich war es mir relativ egal, wer mit mir ging. Also zuckte ich die Achseln und lächelte schwach, als ich antwortete. „Ja, okay. Ich hol mein Zeug", erwiderte ich und setzte meinen Weg zum Ende des Raums fort. „Cool", hörte ich ihn noch leise sagen und fragte mich, was ich mir da angetan hatte. Aber vielleicht urteilte ich einfach zu schnell und immerhin schien er nett zu sein. Vor mir am Tisch waren Speere angelehnt, die wir aus Ästen gemacht hatten und ich schaute nach einem geeigneten Messer, das ich mitnehmen konnte. Da trat Finn neben mich an den Tisch und fragte, ob ich soweit war. Ungläubig schaute ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und legte den Kopf etwas schief. „Ich denke nicht", erwiderte ich und wandte mich wieder dem Tisch vor mir zu, spürte seinen Blick aber immer noch auf mir. „Ich bin ein guter Fährtenleser. Du bist clever, aber kannst nicht gut werfen; wir sind ein gutes Team", redete er weiter auf mich ein und ich sah wieder abchätzig zu ihm hoch. „Danke, aber ich kann ganz vorzüglich werfen", entgegnete ich mit einem gespielten Lächeln und schaute mir die Messer an. Mittlerweile war fast niemand mehr in dem Dropship und auch Bellamy stand nicht mehr in dem Raum. „Komm schon Jade, du weißt, dass ich recht habe." Finn schien nicht nachgeben zu wollen und gerade, als ich etwas erwidern wollte, trat der Junge von eben zu uns. „Hey Partner, es ist nicht mehr lang hell", sagte er und beachtete Finn nicht. Dann wandte er sich erstaunt zu Finn und tat so, als würde er ihn erst jetzt bemerken. „Oh, Finn. Kommst du auch mit?", fragte er ihn, während er ihn kritisch musterte. „Klar", antwortete Finn und ich warf ihm nochmal einen abschätzigen Blick zu, bevor ich nach einem der großen Messer griff. „Ist ja super", meinte der braunhaarige Junge wenig begeistert und schaute wieder mich an. „Also bisher konnte ich noch nicht viel mit euch machen", erklärte er , während wir auf den Ausgang des Dropships zugingen. „Ich bin übrigens Myles. Hey, wisst ihr, wieso ich auf der Ark festgenommen wurde?", redete er ununterbrochen weiter und drehte sich halb zu uns um. Ich wechselte einen Blick mit Finn, der hinter mir aus dem Dropship ging. „Kann's kaum erwarten, das zu erfahren", antwortete er sarkastisch und ich schaute amüsiert zu dem Jungen vor uns. Dann fiel mir ein, dass ich noch Bellamy bescheid sagen wollte, dass wir die letzten waren, die das Camp verließen und erklärte den beiden Jungs, dass sie kurz auf mich warten sollten. Ich machte mich auf die Suche nach ihm und erkannte Murphy, wie er gerade dabei war, auf einem kleinen Holztisch einen Fisch auszunehmen. „Hey, hast du Bellamy gesehen?", fragte ich ihn und er schaute zu mir. „Ist vor 'ner Weile zu seinem Zelt gegangen", erwiderte er und ich hielt mir die Handoberseite vor die Nase, um den ätzenden Gestank des Fischs nicht ertragen zu müssen. Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg zu Bellamys Zelt. Kaum dass ich durch den Eingang ins Zelt gekommen war, blieb ich wie angewurzelt stehen. Bellamy stand mit dem Rücken zu mir und war oberkörperfrei und hinter ihm konnte ich Raven sehen, die nur in ihrem Top und Unterwäsche vor ihm stand. Die beiden küssten sich und jetzt bemerkte Bellamy mich und drehte sich zu mir. Perplex starrten wir uns einen kleinen Augenblick lang nur an. Dann fand ich als erste die Sprache wieder, als ich halb laut fluchte: „Oh scheiße! Verdammt Raven, warum ausgerechnet immer du?!" Ich drehte mich blitzschnell um, versuchte den Anblick aus meinem Gedächtnis zu verdrängen und lief schnurstracks aus dem Zelt. Ich kam gerade mal ein paar Meter weit, als ich Bellamys Schritte hinter mir hörte und er meinen Namen rief. „Jade, warte!" Im nächsten Moment spürte ich seinen Griff um mein Handgelenk, um mich aufzuhalten. Ich drehte mich zu ihm um und befreite mich aus seinem Griff. „Fass mich nicht an", sagte ich schärfer, als beabsichtigt und er hob abwehrend die Hände. Dann zog er sich sein T Shirt über, das er in der Hand hielt und ich schaute ihn abwartend an. „Hey", meinte er jetzt leiser und ich erwiderte seinen Blick immer noch. Ich wartete, ob noch etwas kam und redete dann, als er anscheinend nichts mehr zu sagen hatte. „Hey?", wiederholte ich ungläubig und sah ihn verständnislos an. „Das ist alles, was du sagen willst? Ich meine, was hast du gerade nur zu Raven gesagt? Warte mal kurz, ich muss eben Jade Hey sagen?" Ich schaute ihn verständnislos an und machte eine offene Geste, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen. „Wieso wolltest du zu mir?", fragte er, ohne auf meine Fragen einzugehen und erwiderte meinen direkten Blick. Ich erklärte, dass ich mit Finn und Myles als letzte Gruppe das Camp verlassen würde, um zu jagen und Bellamy nickte. Ich wollte mich auf den Weg zurück zu den anderen machen, aber Bellamy hielt mich erneut an meinem Arm fest und ich schaute ihn böse funkelnd an. Er bemerkte meinen Blick und ließ mich los und ich stand mit verschränkten Armen vor ihm, als er zu sprechen begann. „Was meintest du eigentlich mit Raven? Wieso immer ausgerechnet sie?", wollte er jetzt wissen und ich lockerte meine Haltung und fasste an meinen Kopf. „Ich hab sie letztens mit Finn gesehen. Anscheinend verfolgt mich das", erklärte ich und brachte sogar ein ironisches Lächeln zustande. Er blickte zu Boden und lächelte ebenfalls leicht, bevor er mich wieder ansah. „Was denn, willst du mir gar nicht sagen, dass wir im Moment keine Zeit für sowas haben?", meinte er mit einem Grinsen und sah mich an. „Was du in deiner Freizeit machst, geht mich nichts an und ist mir auch egal", erklärte ich. „Hauptsache, du bist bereit, wenn die Grounder hier auftauchen." Er lächelte mich jetzt an und schaute dann auf den Boden, als würde er darüber nachdenken. „Na ja, wie auch immer", fing ich an und er sah mich an. „Ich hab noch Dinge zu tun und..." Ich hielt kurz inne und holte Luft, bevor ich weitersprach. „Du anscheinend auch, also..." Ich ließ den Satz unvollendet und deutete auf die Richtung, aus der ich gekommen war. „Ich sollte besser gehen, wenn wir vor Anbruch der Dunkelheit wieder da sein wollen." Bellamy schaute zu mir und ich erwiderte seinen Blick kurz, bevor ich mich umdrehte und mich auf den Weg zu den anderen machte. Finn und Myles warteten vor dem Tor auf mich und zusammen verließen wir das Lager. Myles erzählte uns allerlei unnützen Kram und ich hörte ihm nur mit halben Ohr zu. Plötzlich blieb Finn stehen und sah auf etwas auf dem Boden. Ich folgte seinem Blick und Myles verstummte für einen Moment. Finn kniete vor einer Spur, die in die matschige Erde eingetreten war und ich erkannte die Spuren eines Wildschweins. „Sind die von so einem Pantherdings?", fragte Myles unnötigerweise und Finn schüttelte den Kopf und erklärte, dass sie von einem Wildschwein waren. Die Spur führte weiter und ich folgte ihr etwas tiefer in den Wald hinein. Irgendwie kam mir das komisch vor... Die Spur war etwas zu perfekt und ich hatte ein ungutes Gefühl dabei. In mir verstärkte sich der Drang, alle anderen Jäger sofort wieder zurück ins Camp zu holen und auch selbst so schnell wie möglich dorthin zurückzulaufen. „Gut. Das Pantherfleisch schmeckt eklig. Aber ich könnte ohne Witz ein ganzes Wildschwein verdrücken", redete Myles weiter, während Finn zu mir kam und wir die Spur betrachteten. „Wisst ihr, was das beste Stück ist; vom Wildschwein? Ist vielleicht 'n bisschen wiederlich, aber-" Doch jetzt unterbrach ich ihn und bat ihn, einmal kurz ruhig zu sein. „Diese Fährte... Sie ist perfekt", murmelte Finn neben mir und ich schaute ihn an. „Zu perfekt", ergänzte ich und sah besorgt geradeaus in den Wald vor uns. Myles war mittlerweile bei uns und die beiden folgten meinem Blick, während Finn feststellte, dass wir die Gejagten waren. Sofort umklammerte Myles sein Gewehr und stand auf, um in die Bäume vor uns zu zielen. „Ich seh aber nichts", meinte er zögerlich und das Gefühl, besser abzuhauen, verstärkte sich in mir. Ich wollte den anderen gerade sagen, dass wir lieber zurückkkehren sollten, als mitten aus dem Nichts ein Pfeil auf uns zukam und sich in Myles Bein bohrte. Sofort flog ein zweiter hinterher und dieser traf ihn in der Nähe des Herzens. Myles fiel zu Boden und ich drehte mich erschrocken zu ihm um, doch Finn sah sich im Wald um. „Jade, los komm, wir müssen ihn hier lassen!", sagte er eindringlich und ich sah schockiert zu Myles, der auf dem Boden nach Luft rang. Aber ich wusste, dass Finn recht hatte und dass wir unbedingt die anderen warnen mussten und ins Camp zurückkehren mussten. Ich sprang auf und lief Finn hinterher, der in den Wald gerannt war. Doch schon nach einigen Metern tauchte auf einmal ein maskierter Grounder hinter einem Baum auf und schlug mit irgendetwas so heftig gegen meine Stirn, dass ich zu Boden fiel. Ich hörte, wie Finn meinen Namen rief und ich sah verschwommen, wie er sich zu mir umdrehte. Dann bekam auch er einen Schlag ab, der ihn zu Boden schlug und in meinem Kopf erklang ein hoher schriller Pfeifton. Ich erkannte, dass Finn auf dem Boden lag und jetzt sah ich verschwommen, wie jemand auf mich zukam. Ich versuchte, hochzuschauen und erkannte zuerst nur einen Schatten, der über mir stand. Dann schaffte ich es, für einen kurzen Moment scharf zu sehen und erkannte Anyas blondes Haar. Doch im nächsten Augenblick wurde mir schwarz vor Augen und der Pfeifton verstummte, so wie alle anderen Geräusche.

The 100 - Down On Earth [German]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora