Prolog

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»Ich werde es schaffen. Ich werde das beste Ass welches die Fukurōdani je gesehen hat.« Flüsterte ich leise, während meine zittrigen Hände den schwarz-weißen Stoff meines Trikots fest umklammerten.

So fest als könnte ich dadurch alles ungeschehen machen. Als könnte ich die Zeit zurückdrehen. Doch die Wahrheit war eine andere. Nichts konnte mir das wiederbringen, was ich einst verloren hatte.

Was blieb, war dieses Trikot, auf dessen Rückseite groß die Nummer 1 gedruckt war. Für jeden anderen ein unscheinbares Stück Stoff, für mich bedeutet es jedoch die Welt. Diese Nummer, welche in meinem Leben nun eine noch viel größere Rolle spielen sollte, als ich je zu glauben gewagt hatte.

Schnelle Schritte waren zu hören, der darauf folgende Knall riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich erschrocken hochschnellen. Dass der Türgriff kein Loch in die Wand der Mädchenumkleide geschlagen hatte, glich beinahe einem Wunder. Miyako wusste einfach, wie man jemanden aus seinen Gedanken holte, auch wenn dies oft unbewusst und mit einem breiten Grinsen im Gesicht geschah.

»Hey Nagori wo bleibst.....« Ihre überschwängliche Freude flachte ab, als sie meinen betrübten Gesichtsausdruck wahrnahm. Mit schief gelegtem Kopf musterte sie mich, bevor sie langsam näher kam.

Das tiefe Seufzen war unüberhörbar, als sie sich neben mir auf die Bank fallen ließ und sogleich ihren Arm um mich legte. Ich wusste, dass ich mich immer auf sie verlassen konnte, war sie schließlich die einzig, die wusste, welche Schwere auf meinem Herzen lag. Welcher Schmerz das tiefe ziehen in meiner Brust verursachte und welcher Moment mein Leben für immer verändert hatte.

»Es ist wegen ihm, stimmt's?« Sprach sie ruhig und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter . Ein leises »Ja.« Verließ meine Lippen, während sich meine Finger immer tiefer in das Stück Stoff zwischen meinen Händen vergruben.

»Nagori. Du weißt schon, dass wir jetzt gleich gegen....«

»......ja ich weiß, dass wir gleich gegen die Jungs spielen werden!« Beendete ich frühzeitig ihren Satz. Ich wollte nicht, dass sie weiter sprach. Wollte nicht hören, was ich ohnehin schon wusste. Keinesfalls wollte ich schwach wirken oder verletzlich. Verdrängen war für mich zum Alltag geworden. Eine bittere Pille, welche ich mir einen Fluch gleich auferlegt hatte. Zäh haftete dieser an mir, wie ein alter Kaugummi unter einer Tischplatte, nicht für jeden sichtbar, aber dennoch präsent.

Sie blickte mich nur stumm an und verstand. Zwischen uns brauchte es nicht viele Worte, um zu wissen, wie sich der andere fühlte.

Langsam erhob ich mich und betrachtete noch einmal das Trikot in meinen Händen, ehe ich es mir  seufzend über meinen Körper streifte. Da war sie wieder, die schützende Hülle, welche mich plötzlich umgab, nur für mich sichtbar, spürbar und dieses unverwechselbare Gefühl von Geborgenheit ausstrahlend. Dieses warme Gefühl, welches ich fast schon vergessen hatte, während ein zaghaftes Lächeln meine Lippen umspielte. Ein Lächeln von dem nur Miyako wusste, dass ich es mit aller Kraft aufsetzten musste, um mir nichts anmerken zu lassen.

Inzwischen hatten sich auch die übrigen Mitglieder meiner Mannschaft im Türrahmen versammelt. Die Zeit, noch länger in der Vergangenheit zu verweilen, war vorbei. Zumindest für den Moment. Jetzt musste ich stark sein. Nicht für mich, sondern für die anderen. Verdrängen. Einfach alles, was gerade dabei war, hochzukommen, bei Seite schieben und weiter machen.

 Stark sein, kämpfen, siegen.

»Also schön Mädels. Auf geht's! Heute treten wir den Jungs mal wieder so richtig in den Arsch!« Meine Stimmung wie ausgewechselt, hallte meine laute Ansage durch den Raum gefolgten von Jubelrufen voller Euphorie, welche schlussendlich auch mich ansteckten. 



Wir werden den Jungs schon zeigen, wo der Hammer hängt. Denn Aufgeben ist keine Option. War es nie und wird es nie sein.

Denn wir sind ein Team.

Die Eule und das FeuerWhere stories live. Discover now