Hidden Lips ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ

8

Irgendwann ist Jimin weinend in meinen Armen eingeschlafen und das, während wir auf dem Boden des Männerklos hocken.

Ich hebe das Häufchen Elend hoch und mache mich auf den Weg zu den anderen.

Jungkook sieht zwar noch etwas verweint aus, aber ihm scheint es wieder ganz gut zu gehen, denn seine Augen sind voller Spannung auf den Marvelfilm gerichtet, während er zusammen mit Jin und Hobie aus einer XXL Packung Eis löffelt.

Als ich dann den Raum betrete, liegen alle Blicke auf mir und sofort beginnen alle wie dämlich zu grinsen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich eine kleine schlafenden Blondine im Brautstyle auf dem Arm habe.

"Wo wart ihr die ganze Zeit? Hat sich Chim Chim bis eben übergeben??", fragt Jin flüsternd, aber mit einem leichten Anflug von Hysterie in der Stimme

"Eh nein. Ehm, er hat sich nicht die ganze Zeit übergeben.", antworte ich verlegen, obwohl ich garkeinen Grund habe, verlegen zu sein.

Mein Blick wandert von Jin zu dem schlafenden Jungen in meinen Armen und wieder zurück.

"Er ist ein wenig emotional geworden und ich habe ihn halt getröstet..."

"Huh? Ehrlich? Trösten passt irgendwie nicht zu dir.", lacht Hoseok, bis ihm Jin zu verstehen gibt, ruhig zu sein.

Ich zwinge mir ein halbherziges Lächeln auf die Lippen und schaue in die Runde.

"Da der Film eh schon angefangen hat und ich sowieso müde bin, würde ich mit Jimin auch zurück, allerdings-"

"Kein Problem, ich fahr euch schnell. Jimin braucht wirklich etwas Ruhe.", meldet sich Jin sofort freiwillig und springt auf.

"Ich komme gleich wieder Leute, lasst mir Nachos übrig und Kookie, der Käsedipp ist nicht zum Löffeln."

Er wirft Jungkook einem vielsagenden Blick zu, gibt Namjoon einen kurzen Kuss auf die Lippen, schnappt sich die Autoschlüssel und marschiert Richtung Ausgang.

{...}

"Danke fürs Fahren Hyung. Gute Nacht.", verabschiede ich mich von Jin, Jimin wieder im Arm haltend.

"Kein Ding, war mir ein Vergnügen dich kennenzulernen, hoffentlich sehen wir uns bald öfter."

Er zwinkert mir zu und steigt wieder ins Auto.

Ich trage Jimin über den Campus, bis zu den Gebäuden mit den Dorms.

Ein paar Leute werfen mir komische, fragende oder belustigte Blicke zu, während ich durch die Flure zu Hoseoks und meinen Zimmer laufe.

Doch als ich dann vor der richtigen Tür stehe, halte ich inne.

Das ist jetzt MEIN Zimmer. Wo Jimins Dorm ist, weiß ich ja garnicht...

"Aish.", fluche ich leise, betrete dann aber letztendlich mit dem Blondschopf mein Zimmer. Was anderes bleibt mir garnicht übrig.

Auf welches Bett lege ich ihn jetzt? Mein Blick wandert zwischen meinem Bett und dem meines Mitbewohners hin und her.

Mein Bett zu teilen gehört zu den Dingen, die ich abgrundtief hasse. Bis auf Tae hat noch niemand mit mir in einem Bett geschlafen... Außer in der Nacht als Hobie mit Jimin trinken war, aber da hat mich ja auch niemand gefragt.

Kurzerhand lege ich also das schlafende Etwas auf Hoseoks Bett und ziehe ihm die Schuhe aus.

Weil ich nicht weiß, was ich sonst noch für ihn tun kann, gehe ich ins Bad, Dusche und putze meine Zähne.

Als ich vor meinem Kleiderschrank stehe, um mir ein Shirt zum Schlafen rauszusuchen, fällt mein Blick durch den Spiegel auf Jimin.

Er liegt da, mit Jeans und dreckigen Pulli...

Ohne nochmal zu überlegen, streife ich mir mein Shirt über und hole noch ein weiteres für Jimin raus.

Ich weiß zwar nicht warum mich das juckt, aber ich will nicht, dass er in diesen unbequemen Sachen schlafen muss, also mache ich mich daran, ihn umzuziehen.

Doch als ich ihm gerade des Pullis entledigen will, öffnet er auf einmal verschlafen die Augen.

Er blizelt mich ein paar Mal an und richtet sich auf.

"Sind wir zuhause?", fragt er müde und man hört, dass er noch halb schläft.

"Uhm, naja, also wir sind bei mir im Dorm, ich wusste nicht wo dein Zi-"

"Kann ich Duschen gehen?", unterbricht er mich.

Etwas irritiert schaue ich ihn an, nicke dann aber einfach.

Ohne ein weiteres Wort, steht er auf und schwankt ins Badezimmer.

Warum geht er nicht bei sich im Zimmer duschen? Andererseits... Er lag auf den Fliesen eines Badezimmers in einer Bar... Und er hat gekotzt. Vielleicht fühlt er sich so eklig und dreckig, dass er so schnell wie möglich duschen gehen will.

Ich lege ihm das frische Tshirt von mir auf Hobies Bett und krabbele in mein eigenes.

Es ist 23:40 und ich bin hundemüde. Sobald ich bequem liege, schließen sich meine Augen schon von ganz allein und ich sinke immer tiefer in die erholsame Bewusstlosigkeit.

Wenn Jimin mit allem fertig ist, wird er schon in sein Zimmer gehen. Nach dem Duschen sollte er schließlich nüchtern genug sein, um den Weg zu finden.

Falsch gedacht.