Kapitel 51

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Wir nahmen die Regale auseinander. Clara und Buchensturm verwandelten sich. Clara zog meine Sachen an. Buchensturm würde seine hierlassen. Die größte Herausforderung war, alles leise ablaufen zu lassen. Mit allen Kräften zogen Amelie und ich, fest verbissen in jeweils eines, zwei Bretter auseinander.

Und so standen wir schließlich da. Ein Hirsch, ein Hund, ein Luchs, Karlotta, mit wildem Blick, verwuschelten Haaren und einem Brett mit zahlreichen Nägeln in der Hand, Clara, mit teilverwandeltem Gebiss und zwei Brettern und Nina, die ihre Brille in die Tasche gesteckt hatte, um sie so wenig Risiko wie möglich auszusetzten.

Ungeduldig warteten wir, bis der Minutenzeiger meiner Uhr die Zwölf erreichte. Schneckenlangsam kroch er vorwärts. Vorbei an der Acht, der Neun, der Zehn und der Elf. Nina versicherte uns ein letztes Mal, dass Klaw vor der Tür schlief. Dann erreichte der Zeiger die Zwölf. Es gab kein Zurück mehr.

Ich nickte Buchensturm zu. Seine Hufe klapperten auf dem Holzboden. Sonst war es komplett still. Ich konnte die Nervosität in seinen Augen sehen, aber auch meine Knie zitterten. Buchensturm parkte sich mit dem Hintern zur Tür. Direkt daneben positionierte sich Clara. Dahinter Amelie. Dahinter ich. Dahinter die anderen in unbestimmter Reihenfolge. Wir gaben Buchensturm das Okay.

Er schnaubte, sprang mit den Hinterbeinen nach oben und trat mit einem ohrenbetäubenden Knall die Tür ein.

Holz splitterte in alle Richtungen. Die Tür hing lose in ihren Angeln. Ehe Klaw aufgewacht war und begriffen hatte was überhaupt passierte, war Clara an ihm vorbei zu Sharpwings Tür gehechtet und Amelie hatte sein Gewehr mit den Zähnen gepackt.

Ich sprang hinter den beiden durch die Reste der Tür und grub meine Zähne in den hölzernen Griff des Gewehrs. Aber wir hatten seine Kraft unterschätzt. Er trat Amelie gegen die Brust, sodass sie jaulend den Gang nach hinten rutschte. In dem Moment, in dem er das Gewehr drehte, sodass ich loslassen musste, wenn ich kein gebrochenes Genick haben wollte, schrie Clara: „Die Tür hat keine Klinke! Nur einen Knauf!"

Ich drehte meinen Kopf zu ihr. Klemm das Brett davor! Ist egal! Als ich mich wieder zurückdrehte blickte ich direkt in den Lauf eines Gewehrs. Déjà-vu. Na super. Ich fauchte.

„Sag auf Wiedersehen, Mistvieh.", zischte er.

Dann ertönte ein Knall.

Klaw sackte zusammen. Er blutete am Kopf. Hinter ihm stand Karlotta mit einem Brett in der Hand. „Nicht nochmal."

Raus hier! Los!, schrie Amelie in unsere Köpfe.

Zu spät. Die Tür, vor die Clara notdürftig das Brett geklemmt hatte, wurde aufgestoßen. Im Rahmen stand Sharpwing. Er sah schlimm aus. Wirklich schlimm. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen. Sein Gesicht war blass und die Adern an seinen Armen traten heraus. Sein Anblick versetzte mich in Schock. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Meine Beine versagten mir den Dienst.

Komplett machtlos musste ich zusehen wie er sich verwandelte. Es bereitete ihm sichtlich Schmerzen. Sein Schrei hallte von den Wänden wider. Seine Hände wurden zu Pfoten und Fell wuchs in seinem verzerrten Gesicht. Wenige Momente später stand ein ausgewachsener Luchs vor mir.

TILDA! JETZT!

Das Leben kehrte zurück in meine Beine. Nur zu spät. Ich wirbelte herum, um die Treppe nach unten zu klettern. Aber sobald ich einen Schritt vorwärts machte, landete ein fauchendes Fellbündel auf meinem Rücken und grub seine Krallen in meine Schultern. Seine Zähne klappten knapp neben meinen Hals zusammen.

Rennt! Ich komm nach!

Ich versuchte ihn mit meinen Zähnen zu erreichen. Erfolglos. Das Treppengeländer! So schnell ich konnte, drehte ich mich zur Seite und knallte ihn mit voller Wucht gegen das Treppengeländer. Wie kamen wir hier raus? Der Transporter?

Sharpwing zog seine Krallen für einen kurzen Moment ein. Das war meine Chance. Ich wischte unter seinen Pfoten heraus. Wo war der Schlüssel für den Transporter? Klaw! Er lag bewusstlos an der Wand. Mit einem schnellen Blick zu Sharpwing versicherte ich mich, dass er mich noch nicht wieder angreifen konnte. Und das war grade definitiv der Fall.

Karlotta war die Treppe wieder nach oben geschossen. Als Turmfalke stieß sie immer wieder auf ihn hinab und verpasste ihm mit ihrem Schnabel Hiebe. Er sprang immer wieder nach oben und versuchte, sie zu erwischen. Tilda! Was machst du da?

Ich hol uns hier raus. Während ich Klaws Taschen abtaste, spürte ich, wie er wieder zu Bewusstsein kam. Kacke. Aber ich hatte gefunden, was ich suchte. Mit den Zähnen riss ich die seine linke Hosentasche auf und packte den Schlüssel mit den Zähnen. Zum Transporter!, schrie ich nach unten.

Mein Schrei hatte Karlotta abgelenkt. Sharpwings Krallen trafen sie genau an der linken Schulter. Federn flogen durch die Gegend. Karlotta stieß einen Schrei aus und stürzte dann ab, die Treppe hinunter. Ich hörte sie die Stufen hinunterpoltern und sah Claras roten Schopf, wie sie Karlotta unten aufhob. Ich warf den Schlüssel an Sharpwing vorbei zu ihr. Sie sammelte auch ihn ein und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Jetzt drehte sich Sharpwing zu mir. Er atmete heftig. Blut und Federn klebten an seinen Pfoten. Du willst das nicht, oder?

Ich fauchte. Wenn du mich nicht durchlässt, doch!

Na gut. Dann kämpf, du Mädchen!

Black Forest Academy || Woodwalkers FanfictionWhere stories live. Discover now