Kapitel 14

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Mariella

Langsam schlendere ich mit Bill einen kleinen Parkweg entlang. Seit etwa 20 Minuten rede ich jetzt mit ihm. Ich hatte ihm komplett von dem Abend erzählt, was genau passiert war. Auf der Hollywood Schaukel und so weiter. 

Ich fühle mich immernoch unglaublich schrecklich. Die ganze Zeit fließen mir langsam Tränen die Wangen herunter. Ich fühle mich so schwach, so zerbrechlich, so armselig. Bill hingegen scheint positiv zu denken. Zwar sehe ich ihm an, dass er sich auch Gedanken und Sorgen um seinen großen Bruder macht, aber er scheint im Gefühl zu haben, dass alles wieder gut wird. 

"Weißt du...", fängt er an zu erzählen, " Tom und ich sind eineiige Zwillinge. Es ist oft oder vielleicht auch schon immer so, dass ich genau weiß, wann es ihm schlecht geht. Ich denke manchmal das gleiche wie er, wir sind einfach wie eine Person. Und du musst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass in ein paar Tagen alles wieder gut ist El. Er liegt im Koma, ja. Ich weiß, dass das alles nicht besonders überzeugend klingt. Aber es ist einfach so. Vertrau mir." 

So richtig glaube ich ihm das natürlich nicht. Aber es ist das einzige, an was ich mich jetzt halten kann. Deswegen versuche ich einfach ihm zu glauben. Schlimmer kann es zur Zeit ja sowieso nicht werden. 

Nach 10 Minuten des Schweigens macht sich mein Bauch mit einem lauten Grummeln bemerkbar. Meine Wangen erhitzen sich augenblicklich, bestimmt sehe ich mal wieder aus wie eine Tomate. Bill guckt mich an und plötzlich fangen wir beide an zu lachen. 

"Hat da jemand Hunger?", fragt Bill mich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Wir könnten zum Bäcker um die Ecke gehen, ich habe auch Hunger und Georg und Gustav bestimmt auch. Lass uns schnell ein paar Croissants kaufen gehen." 

Da ich mich hier immernoch nicht auskenne, folge ich Bill einfach durch das Straßengewirr Berlins. Irgendwie liebe ich diese Stadt. 

Als wir fertig mit unserem kleinen Einkauf sind, machen wir uns auf den Rückweg zum Krankenhaus. 

"SCHEIßE!!!" entkommt es mir plötzlich und ich bleibe mitten auf der Straße stehen. Verwundert dreht sich Bill um und zieht mich gerade noch von der Straße, bevor auch schon ein Auto mit rasender Geschwindigkeit an uns vorbei donnert. "Man El, bist du verrückt?! Bleib doch nicht einfach mitten auf der Straße stehen du Träumer!", schreit er mich an und zieht mich sofort in eine lange Umarmung. "Was ist dir denn überhaupt eingefallen, dass du so plötzlich rumschreist und stehen bleibst?", fragt er mich schließlich. 

"Ich hab volkommen vergessen, dass meine beste Freundin dieses Wochenende zu Besuch kommt! Man, die ganze Tom Sache hat mich total aus dem Konzept gebracht!"

"Oh, deine beste Freundin kommt? Wie heißt sie denn? Moment mal. Hast du gerade "die ganze Tom Sache" gesagt? Ich denke mal damit meinst du nicht nur den Unfall!!"

Augenblicklich schießt mir wieder einmal Hitze in meine Wangen und ich schaue beschämt zu Boden. Das muss endlich aufhören. Leise höre ich Bill vor sich hinkiechern, während er sich bei mir einhackt und weiter mit sich zieht. "Also los, erzähl schon!" sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Bill

Wusste ich es doch! Sie und Tom gehörten einfach zusammen! Ich war mir ziemlich sicher, dass aus den Beiden noch etwas werden würde, wenn sich Tom nicht ganz bescheuert anstellen würde. Und wenn er dann auch wieder aufwacht. Sagte mir meine innere Stimme, doch ich ignorierte sie und schob die Gedanken schnell wieder beiseite. Jetzt war ich mal gespannt auf Ellas Erklärung zu der "Tom Sache". Sie wurde aber auch immer so schnell rot, ich wusste sofort um was es ihr ging. 

Langsam und etwas peinlich berührt fing sie an von ihrer besten Freundin Leia zu erzählen. Leia. Die hatten aber auch alle komische Namen, da wo sie her kam. Gesannt höre ich ihr zu, als sie anfängt über Tom zu erzählen. Sie lächelt die ganze Zeit in sich hinein. Ich wusste doch, dass da was läuft!

"Also, da hat sich wohl jemand in meinen Trottel Brüderchen verliebt, hab ich Recht?", frage ich sie direkt und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Geschockt sieht sie mich an. "Ist das etwa so auffällig?" fragt sie mit großen Augen und schlägt sich sofort an den Kopf, da sie bemerkt, dass sie sich mit dieser Aussage somit verraten hat. 

"Ich weiß nicht, ob es für alle so auffälig ist, aber ich bin Tomis kleiner Bruder, ich merke sowas sofort!" entgegne ich ihr mit einem Lachen. 

Wieder im Krankenhaus angekommen setzen wir uns zu Georg und Gustav. Während Gustav eingeschlafen ist, begrüßt Georg El mit einer, meiner Meinung nach zu engen, Umarmung. Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu, aber er scheint dies nicht zu bemerken. Wir alle setzen und auf die ungemütlichen Krankenhausstühle und warten auf eine Nachricht der Ärzte. 

Als nach 3 weiteren Stunden immernoch keine Neuigkeiten da sind, fällt mir wieder ein, dass Leia, Els Freundin, ja heute kommt. Schnell drehe ich mich zu ihr um. Sie hat sich mit ihrem schmalen zierlichen Körper über 2 Stühle geschlängelt und ihren Kopf auf Georgs Schoß abgelegt. Einerseits sieht es süß aus, wie sie so unschuldig schläft, aber bei dem Anblick von ihrem Kopf auf Georgs Schoß wird mir schlecht. Er weiß doch genau, was Tom für sie fühlt? Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, aber er wirft nur entschuldigend seine Hände in die Luft. Wehe, wenn da was läuft! 

never let you down  ➳ T.H.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora